Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
- Kapitel 34 -
Die Ankunft in Bethanien
Als wir uns nun Bethanien näherten, kam uns auch derselbe Knecht, der Mich bereits gesprochen hatte, entgegen und erzählte tränenden Auges, daß sein Herr bereits an demselben Tage, an dem er ausgesandt worden, gestorben sei und schon seit vier Tagen im Grabe ruhe.
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Es war, zumal in Palästina, Sitte der Juden, einen Toten nie über Sonnenuntergang hinaus im Hause zu behalten, sondern sogleich nach festgestelltem Tode in die eigens hergerichteten Grabkammern niederzulegen, - eine Sitte, die durch die schnelle Verwesung ihre Berechtigung hatte.
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Der Knecht eilte, nachdem er Mich getroffen hatte, in das nicht mehr sehr fern liegende Haus, um den Schwestern Meine Ankunft mitzuteilen, die nach damaliger Sitte von einem großen Bekannten- und Freundeskreis tagelang besucht wurden, um sie über die schmerzliche Trennung zu trösten und ihnen die nunmehrige Einsamkeit leichter zu machen; denn trauernde Weiber durften in der ersten Zeit das Haus gar nicht verlassen, sondern es forderte der Anstand der damaligen Zeit, daß sie möglichst sichtbar nur der Trauer lebten, die sich auch durch recht vieles Wehklagen bemerkbar machen mußte.
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Maria und Martha hatten, obgleich sie ja nicht frei waren von den eingefleischten Gebräuchen ihres Volkes, wenig Neigung zu dem bedrückenden Formelkram, zudem sie von dem geistigen Fortleben innigst überzeugt waren. Sie erwarteten sehnsüchtigst Mein Kommen, um den rechten Trost an Meinem Wort zu finden. Wenn auch der Gedanke, Ich würde ihnen den Bruder erwecken, nicht in ihren Seelen aufgestiegen war, so hofften sie aber doch, bei Mir Rat und Hilfe vor den sich sofort breitmachenden Pharisäern zu finden, die bereits mit lüsternen Augen das fette Erbe betrachteten und sich mit der Tempelwache schon eingefunden hatten, um sich das Erbe zu sichern.
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Als der Knecht, der Mich zuerst gesprochen hatte, in das Haus trat, fand er zunächst Martha, welche in ihrer gewohnten Art sich des Hauswesens annahm und auch trotz ihrer Trauer, soweit es eben der anwesenden Juden wegen anging, dafür sorgte, daß alles in Ordnung verblieb wie bei Lebzeiten ihres Bruders, der bei der Verteilung der Arbeitskräfte stets eine mustergültige Ordnung und Übersicht der auf einem so großen Besitztum notwendigen Einrichtungen bewiesen hatte.
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Ich war aber mit den Meinen noch nicht nahe zum Hause getreten, sondern befand Mich noch außerhalb des kleinen Ortes, um vorläufig noch kein Aufsehen zu erregen. Martha aber kam nun eilends uns entgegen, die wir eine kleine Rast am Wege hielten, und als sie Mich sah, stürzte sie laut weinend auf Mich zu.
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Ich stärkte sie in ihrer Seele, und nun sprach sie zu Mir die bekannten Worte (): ,,Herr, wärest Du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!"
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Damit meinte sie, es wäre Mir ein leichtes gewesen, ihn wieder gesund zu machen, wie so viele andere.
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Darum setzte sie hinzu (): ,,Denn ich weiß es noch sehr wohl, daß alles, um was Du Gott bittest, Dir von Ihm gegeben wird."
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Diese Worte waren aber nur eine Wiederholung der Meinen, da Ich öfter in Meinen Belehrungen gesagt hatte: ,Um was der Sohn den Vater bittet, das wird Ihm gegeben!`, - nicht aber waren diese Worte eine feste Überzeugung dessen, daß Ich Selbst der Vater sei, trotzdem doch so viele Beweise vorlagen, die den Mir Nächststehenden hätten schon längst gründlich die Augen öffnen müssen, wer in Mir lebte.
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Ich sprach daher, um ihr Herz weiter dem Glauben und der Erkenntnis zu öffnen, mit großer Überzeugungskraft: ,,Dein Bruder wird auferstehen!"
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Martha aber, wie auch ihre Schwester Maria hatten über den ihnen fast unüberwindlich scheinenden Schicksalsschlag eine solche Zagheit der Seele erhalten, daß nur die große Trübsal, in der sie sich befanden, vorläufig vor ihren Augen stand und der frühere feste Glaube zu Mir und Meiner Sendung völlig in den Hintergrund trat, - wie denn meistens die Menschen sich scheinbar recht stark im Glauben bekunden, solange die äußeren Lebensverhältnisse recht günstige sind, sofort aber wieder in Zagheit, ja Unglauben verfallen, sobald eine kleine Prüfung an sie herantritt, die sodann nach ihrer Meinung Gott hätte schon darum abwenden müssen, weil sie sich doch zu den Gläubigen zählen, - daher Gott geradezu die Verpflichtung habe, sie vor jedem Übel zu schützen.
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Wie lange werden noch die unmündigen Kinder dem Lehrer Anweisungen zu geben sich erdreisten, wie er sie erziehen soll?! Ich, der Lehrer, erziehe aber Meine Kinder nicht, wie sie wollen, sondern wie es für sie zum Besten ist. -
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Auch Martha, anstatt durch Meine Worte erweckt zu werden und sich zuerst den Bruder der Liebe, den gestorbenen Glauben zu erwecken, antwortete daher: ,,Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage!"
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Antwortete Ich ihr: ,,Weißt du nicht, daß jeder Tag der ,jüngste` ist, und daß Ich die Auferstehung und das Leben bin?! Wer aber an Mich glaubt, wird leben, auch wenn er leiblich stürbe. Wer aber da lebt und glaubt an Mich, der wird nimmermehr sterben. Wem aber Gewalt gegeben ist, die Seelen zu erwecken, damit sie in sich das wahrste und hellste und reinste Leben haben mögen, wie soll der da nicht die Leiber wieder beleben können, die doch erst von der Seele erschaffen werden?! - Glaubst du das?"
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Sagte Martha, in der erst jetzt wieder ein Erinnerungsstrahl der früheren gehörten Totenerweckungen und damit die Hoffnung, Ich möchte hier ein Gleiches tun, erwachte, voll hoffnungsvoller Liebe zu Mir: ,,Herr, ja, ich glaube, daß Du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, uns zu erlösen!"
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Als sie das gesagt hatte, wollte sie vor Mir niederfallen. Ich aber verhinderte das und ermahnte sie, frohen Mutes zu sein und Maria herzusenden, selbst aber über das, was wir geredet hatten, zu schweigen.
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Und Martha ging alsogleich, Meinem Wunsche zu willfahren.