Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
- Kapitel 38 -
Der Plan der Pharisäer
Einige der Juden, die zu des Lazarus Freunden gehörten und sich über das unverschämte Auftreten der Pharisäer am meisten geärgert hatten, waren nun zu der Herberge auf dem Ölberg gegangen, wo sie die Pharisäer noch wußten, weil sie sich die geheime Schadenfreude nicht versagen wollten, diesen hungrigen Wölfen den fetten Bissen selbst aus dem Rachen zu ziehen. Man kann sich leicht denken, mit welchem Schrecken und Unglauben die Nachricht von diesen aufgenommen wurde, welche gerade in dem Gefühl schwelgten, schon Besitzer der Herberge zu sein, und mit dem ob dieser Aussicht sehr betrübten Wirte sehr herrisch verfuhren, sich auch sogleich den besten Wein hatten geben und ganz ungewohntermaßen auch die Schergen der Tempelwache hatten reichlich bewirten lassen. Die ganze Gesellschaft war bereits in recht weinseliger, fröhlichster Stimmung, als die Juden eintraten und mit ihrer Nachricht die schon etwas stark umnebelten Köpfe sehr ernüchterten.
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Als sie nun hörten, daß Ich zugegen sei, meinten sie, nachdem sie sich zu einer Beratung zurückgezogen, es würde wohl in Bethanien ein großartiger essäischer Betrug von Mir ins Werk gesetzt, irgendein dem Lazarus sehr ähnlicher Mensch untergeschoben worden sein, damit der Tempel um seinen Anteil betrogen werde. Ich sei ja stets ein gemeinsamer Liebhaber der zwei Schwestern gewesen und würde natürlich alles versuchen, Meinen Geliebten dienstbar zu sein.
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An die wahre Auferweckung glaubten sie keinesfalls. Und so war ihre nächste Sorge, wie sie Mich, den falschen Lazarus und die beiden Schwestern in ihre Gewalt bekommen könnten. Sie hatten auch einen ganz klugen Plan ausgedacht, daß nämlich zwei von ihnen Mich und den falschen Lazarus hinausrufen sollten, daß diese gar keinen Zweifel zeigen dürften, sondern ihre Freude wegen der Erweckung beweisen und dabei suchen sollten, uns beide etwas abseits des Hauses zu locken. Sodann sollte die Tempelwache hervorstürzen und uns sofort in Gewahrsam bringen.
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Dieser Plan war insofern ganz gut, als die beiden Pharisäer, welche ausgesucht waren, Mich und Lazarus zu begrüßen, in hohem Ansehen standen und es gegen allen Anstand und alle Sitte gewesen wäre, etwa diesen hohen Priestern nicht entgegenzukommen, falls sie ein Haus mit ihrer Gegenwart zu beehren dachten. Wären wir echte Juden der damaligen Zeit gewesen, so hätten wir sofort Haus und Gesinde diesen hohen Gästen gänzlich zur Verfügung stellen müssen, ansonst es dem Lazarus als eine höchste Mißachtung des Tempels und seiner Vertreter angerechnet worden wäre.
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Die Juden hatten sich mit dem Wirt, der bei Überbringung der den Pharisäern so unangenehmen Nachrichten sich vor Freude nicht zu fassen vermochte, sogleich wieder entfernt und kamen eilends zurück, um zu melden, was sie getan hatten, - im festen Vertrauen darauf, daß Derjenige, der dem Tode gebiete, auch sicherlich die Bosheit des Tempels vernichten könne.
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Ich verwies ihnen aber mit sanften Worten ihr Tun, das wohl menschlich zu nennen, aber dennoch nicht in Meiner Ordnung sei, da Schadenfreude selbst bei so hartherzigen Bösewichtern nicht am Platze sei und das Herz dadurch dem Mitleid mit der Finsternis dieser Menschen unzugänglich würde. Sie waren über diesen Tadel ganz betrübt und beruhigten sich erst, als Ich ihnen versicherte, daß in diesem Falle zwar niemand geschädigt werden würde durch ihr Handeln, daß sie aber in Zukunft ähnliches unterlassen sollten. Das versprachen sie auch und wurden nun wieder ganz heiter.
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Die Pharisäer waren unterdessen mit den Tempelschergen herangekommen und waren so weit vom Haus entfernt, um sich noch ungesehen ein Versteck als Hinterhalt auszusuchen. Nochmals berieten sie ihren Plan, und wie es ihnen hauptsächlich darum zu tun sei, Mich in die Gewalt zu bekommen, damit Mir sogleich als Betrüger und Volksaufwiegler der Prozeß gemacht werden könne.
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Sie waren etwa zehn Minuten von Bethanien entfernt bei einer Wegkrümmung, die ihnen die Häuser noch verbarg. Es wollten sich die beiden hohen Priester nun auf den Weg machen mit einem Diener, der ihre Ankunft im Hause melden sollte, - als ihre Rechnung einen garstigen Strich erhielt.
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Mit einem wütenden Gebell stürzten nämlich die bekannten großen Schutzhunde hervor und umringten die ganze Schar in so furchterregender Weise, daß sich keiner zu rühren getraute. Diese Hunde, welche dem Lazarus von Mir gegeben worden waren, hatten seit seinem Tode sich völlig teilnahmslos verhalten und waren nicht mehr zu bewegen gewesen, ihr Schutz- und Wächteramt zu versehen, weswegen auch die Templer sich ganz ungehindert breitmachen konnten. Nun aber, da Lazarus lebte, war auch die alte Kraft und Lebendigkeit in sie zurückgekehrt, die sich in für die Pharisäer höchst unerfreulicher Weise bemerkbar machte. Die riesigen Tiere umkreisten die Schar zähnefletschend, und als einer der Knechte wagte, nach einem der Tiere zu schlagen, lag er auch sofort am Boden und lief Gefahr, zerrissen zu werden. Dieses eine Beispiel genügte, um die Schergen abzuhalten, von ihren Waffen Gebrauch zu machen, zumal die Tiere sich begnügten, die ganze Gesellschaft festzustellen, ohne sie anzugreifen, aber auch ohne sie vom Platze zu lassen.