Das Grosse Evangelium Johannes: Band 11
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
- Kapitel 66 -
Der Einzug in Jerusalem
Andern Morgens, schon bevor die Sonne aufgegangen war, waren alle munter, und wir begaben uns sofort ins Freie.
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Daselbst rief Ich Meine Jünger, die zwölf Apostel, um Mich und redete sie also an: ,,Meine Lieben, der heutige Tag wird des Menschen Sohn zu einem hohen Ehrentage bringen, weil es der Vater um der Menschen willen also will! Aber dennoch soll dieses euch nicht weiter berühren, als es der Geist in euch zuläßt, damit ihr nicht voll Hochmutes werdet! Verschließet eure Herzen daher gegen alle Einflüsterungen der Eitelkeit und der Herrschsucht, damit der Feind nicht Gewalt über euch erhalte und euch zu seinem Werkzeuge mache!"
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Fragten Mich die Jünger, unter denen sich auch Judas wieder befand, der gegen Morgen heimlich wiedergekommen war: ,,Herr, wie meinst Du das, und wodurch können wir uns schützen vor dem Feinde?"
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Sagte Ich: ,,Sehet und öffnet eure Seelen dem Lichte der Weisheit, so werdet ihr jetzt begreifen, wovon die Propheten geweissagt haben! Liebet aber Gott allein und nicht die Welt, so werdet ihr euch auch schützen können vor allen Angriffen!"
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Hierauf wandte Ich Mich nach der Gegend von Jerusalem und rief laut: ,,Du aber, Tochter Zions, bereite dich, deinen König zu empfangen!"
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Nach diesen Worten ging die Sonne helleuchtend auf mit einem Glanz, wie er noch nicht gesehen ward, und in ebendemselben Augenblick sahen Meine Jünger - außer Judas, der erregt beiseite stand - mit geistigen Augen, wie sich im Äther eine große, weite Stadt bildete, die ein Abbild des irdischen Jerusalems war, doch weit herrlicher. Weit waren die Tore geöffnet, und eine unabsehbare Menge herrlichster Menschengeschöpfe standen erwartungsvoll, als warteten sie eines Fürsten, der da eingeholt werden soll.
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Nur kurze Zeit währte dieses geistige Schauen; sodann verschwand das Bild, und Ich sagte zu ihnen: ,,Dort wird der Sohn erwartet und von jetzt ab thronen in Ewigkeit. Es ist billig, daß auch des Menschen Sohn erhöht werde. Kommt und folget Mir!"
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Fragte Mich Petrus, ob Ich denn ohne Abschied von Bethanien gehen wolle und ohne Lazarus und dessen Schwestern zu benachrichtigen.
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Sagte Ich: ,,Weißt du, warum dieses notwendig ist? Ich weiß aber, was Mir zu tun notwendig ist. Also kümmere dich um nichts! Lazarus wird mit seinen Schwestern uns schon zur rechten Zeit zu finden wissen, - auch noch viele andere, denen dieser Tag notwendig ist."
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Die Jünger sagten nun nichts mehr, verwunderten sich aber sehr und flüsterten untereinander, was Mein sonderbares Wesen zu bedeuten habe; denn so hätten sie Mich schon lange nicht mehr gesehen. Johannes aber ermahnte sie, sich jeden Wortes zu enthalten und stillschweigend zu tun, was Ich verlangen würde, damit nicht das Geringste gegen Meinen Willen getan werde. Das gelobten auch alle, und besonders Petrus versicherte hoch und heilig, Mir bis in die Hölle zu folgen, auch wenn er nicht wüßte, warum Ich diesen Weg ginge.
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Meinte Judas, der diese Worte gehört hatte, lächelnd: ,,Freund, der Herr weiß schon, welchen Weg Er zu wandeln hat! Nicht in die Hölle, doch zum Ruhm und zur Ehre Seines Volkes wandelt Er den Weg des Gottgesandten!"
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Begeistert blickte er auf Mich hin; denn Mein lauter Ausruf schien ihm eine Bestätigung aller seiner Wünsche zu sein, so daß er den Weg zu allen Ehren offen sah, die ihm ebenfalls werden mußten als dem Wegbereiter des Messias, der ihm viel zu danken haben würde.
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Petrus sah erstaunt auf Judas hin, der eine so stolze, selbstbewußte Haltung zeigte, schwieg jedoch, da ihm das ganze Gebaren dieses Morgens höchst wunderlich ankam, und setzte nun mit den anderen elf ruhig seinen Weg fort. -
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Wir waren nun auf dem halben Wege von Bethanien bis zu den Toren von Jerusalem gekommen. Vor uns lag zur linken Hand ein Örtchen, welches Betphage hieß, nun aber ganz verschwunden ist, als Ich Meine Jünger aufforderte, daß zwei von ihnen Mir einen Liebesdienst erweisen sollten. Es meldeten sich nun alle dazu. Ich aber wählte Johannes und Petrus und hieß sie, in den Ort zu gehen, welchen sie vor sich sähen. Daselbst würden sie an dem ersten Hause eine Eselin finden, welche, mit ihrem Füllen angebunden, das Gras abweide. (Mark.11,1)
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() ,,Dieses Füllen bringet Mir; denn Ich bedarf seiner! Werdet ihr gefragt, wer euch gesandt hat, so antwortet nur: ,Der Herr ist es und bedarf des Tieres!`, so wird man es euch geben!" (Mark.11,2.3)
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Die beiden gehorchten auch alsbald und begaben sich nach dem Orte, während wir uns am Wege unter Sträuchern und blühenden Bäumen lagerten, die Rückkunft der Abgesandten zu erwarten.
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Es wohnte aber in Betphage ein Mensch namens Migram, welcher ein römischer Lanzenträger gewesen war, viele Feldzüge mitgemacht hatte und sich bei dem Heere eine geachtete Stellung durch seine Tapferkeit und Klugheit errungen hatte, weswegen er von seinen Vorgesetzten wohlgelitten war. Als eine schwerere Verwundung, durch welche er das rechte Bein nachziehen mußte, ihn zwang, den Abschied zu nehmen, war er reich beschenkt und mit der Befreiung von jeglicher Steuerzahlung entlassen worden. Dieser ein früherer Bekannter des alten Markus, hatte bei seinem Freunde Heilung gesucht in seinen Bädern und hatte bei der Abreise die schon früher erwähnte Eselin gekauft und nach seinem Häuschen mitgenommen, wo sie ihm als treues Tier diente, das seinem Herrn die Erzeugnisse seines kleinen Gartens nach Jerusalem zum Verkauf trug.
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Dieser Migram hatte durch Markus viel von Mir gehört, war in Meine Lehre eingeweiht und als Römer, der sich um die Jerusalemer Juden nicht kümmerte, da er nur mit den Abgesandten und Bürgern Roms sich abgab, ein offener Anhänger von Mir. Als daher die beiden Jünger zu seinem Hause kamen, dort auch beide Tiere fanden, von denen sie alsbald das jüngere von den Fesseln lösten, trat der Besitzer schnell aus seinem Hause und mit ihm mehrere andere, die sich bei ihm eingefunden hatten, um Früchte zu kaufen, und fragte sie barsch, wie sie dazu kämen, das Tier mitnehmen zu wollen. (Mark.11,4.5)
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Johannes antwortete sogleich nach Meinen Worten, und Migram, hoch erfreut, als er hörte, es gälte, Mir einen Dienst zu erweisen, beeilte sich, schnellstens auch die alte Eselin loszulösen, um sie selbst mitsamt dem Füllen Mir zuzuführen. Zwar sagten die Jünger, der Herr brauche nur das Füllen. Er aber hörte nicht darauf in seinem Eifer und trieb schnell die Tiere an, um den Ort zu erreichen, wo Ich Mich aufhielt, so daß die Jünger Mühe hatten, ihm zu folgen. (Mark.11,6)
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Als Migram Mir nun die Tiere brachte, die er Mir freudvoll anbot, sagte Ich zu ihm: ,,Migram, Ich erkenne deinen guten Willen und werde es dir vergelten, was du sofort an Mir tatest, als Ich die Meinen zu dir sandte! Doch jetzt bereite Mir das Tier, welches Meine Jünger von dir forderten, als Reittier!"
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Er tat denn auch gleich also, indem er seinen Mantel, den er nach römischer Sitte trug, zusammengefaltet über den Rücken des Tieres ausbreitete. Ebenso taten auch einige der Meinen, um einen bequemen Sitz zu erlangen. (Mark.11,7)
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Als wir noch mit diesen Vorbereitungen beschäftigt waren, kam ein großer Trupp Menschen die Straße von Jerusalem heraufgezogen. Als sie unser ansichtig wurden, eilten sie auf uns zu, und in kürzester Zeit waren wir von einigen Hunderten von Menschen umringt, welche Mich stürmisch bewillkommneten und als Retter Israels begrüßten. Es waren das aber zumeist zum Feste hinzugezogene Juden, welche Mich teilweise von Meinen Reisen durch das Land her kannten und daher Mich und Meine Jünger bereits früher als Heilsspender kennengelernt hatten. Diese Menschen priesen Mich als ihren König, zumal viele unter ihnen waren, die damals von Mir wunderbar gespeist worden waren und bereits damals die Absicht hatten, Mich zum König auszurufen, weswegen Ich Mich ihnen entzog.
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Als diese Mir begeistert zuriefen, kam Lazarus mit seinen Schwestern und seinem nächsten Hausgesinde, die ausgegangen waren, Mich zu suchen, eiligst auf Mich zu, drängten sich durch die Mich Umstehenden hindurch und waren erfreut, Mich gefunden zu haben. Als die Anwesenden den allen wohlbekannten Lazarus erblickten, dessen Name seit seiner Erweckung in aller Munde war, kannte ihr Jubel keine Grenzen, und unter Hosianna- und Heilrufen wurden wir alle umgeben. Ich wehrte diesen Ehrenbezeigungen nicht, sondern bestieg schweigend das zubereitete Tier, das sich nun auf der Straße nach Jerusalem hin bewegte.
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Die Menge wuchs aber mehr und mehr an, da durch den Lärm alles angelockt wurde und nachfolgte. Die Menschen hieben grünende Baumzweige ab und streuten sie auf den Weg. Sodann breiteten sie ihre Kleider aus und ließen das Lasttier darüber hinwegtreten, - alles Ehrenbezeigungen, mit denen die früheren Könige begrüßt wurden. Als wir uns dem Abhang des Ölberges näherten, von wo aus man eine weite Übersicht über Jerusalem hatte, sahen wir Tausende an den Toren stehen und das Kidrontal angefüllt mit Menschen. (Joh.12,12-16)
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Jerusalem war zwar eine große Stadt, jedoch konnte es zur Osterzeit die Anzahl der vielen Fremden nicht fassen. Es war daher Sitte, daß die Ärmeren, oder auch solche, welche zu spät gekommen waren, um in den überfüllten Herbergen noch ein Unterkommen zu finden, im Kidrontal unter freiem Himmel oder in Zelten sich lagerten; denn nächst dem Tempel galt das Kidrontal als geheiligter Boden. Alle diese, welche auch jetzt in dem Tale sich gelagert hatten, strömten herbei, da sie durch das Gerücht erfahren hatten, Ich käme nach Jerusalem, um Mich zu bewillkommnen, wobei sie Meine Taten und hauptsächlich des Lazarus Erweckung, der nun sichtbar neben Mir herging, laut priesen und so in den allgemeinen Lobgesang mit einstimmten. (Joh.12,17.18)
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Als wir zu dem Tore Jerusalems kamen, das vom Ölberge aus den Haupteingang bildete, versuchte die römische Torwache, dasselbe zu schließen, da die Wachthabenden fürchteten, es bereite sich ein Aufstand vor. Sie wurden jedoch durch den mächtigen Andrang des Volkes, welches aus der inneren Stadt herausdrängte und vom Tempelvorhof aus teilweise den herannahenden Zug gesehen, sowie auch das Rufen gehört hatte, daran gehindert. Als die Römer außerdem sahen, daß das Volk friedlich mit Baumzweigen und Palmenblättern in den Händen nahte, unterließen sie auch jeden Widerstand, staunten vielmehr den Zug als etwas ihnen noch Unbekanntes und vielleicht zum Feste Gehöriges an. So kamen wir alle ungehindert zur Stadt hinein und nahmen sofort den Zug nach dem Tempel hin.