Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Dritte Reise des Herrn:
Genezareth - Zu Schiff über die Bucht und dann zu Fuß nordwärts in Richtung Tyrus - Rückkehr zum Galiläischen Meer - Berg am Ufer (Zweite Volksspeisung) - Zu Schiff nach der Herberge bei Magdala - Zurück zum Berg am Ufer - Zu Fuß nach der Hütte des Markus bei Cäsarea Philippi
- Kapitel 176 -
Das Zeugnis der Jünger über Christus. (Matth. 16)
Wir verzehren nun das Abendbrot und des Hüttenmannes Familie errichtet für uns ein möglichst gutes Lager. Aber im Hause sagt er zu seinem Weibe und zu seinen Kindern: ,,Höret! Das wird ohne weiteres der verheißene Messias sein! Also Jehova Selbst allerleibhaftigst, die ewige Ursonne der Geisterwelt, der alle die vom Gotteslichte erfüllten Propheten als lichte Morgenwölkchen vorangegangen sind! Ja, ja, nun weiß ich wohl, woran ich bin; aber was nun tun?! Ich getraue mich beinahe kein Wörtchen mehr zu reden mit Ihm, dem ewig Allerheiligsten, dem nun für uns unsichtbar sicher zahllose Scharen der Engel dienen, die von Ihm in jedem Augenblicke neue Befehle erhalten und sie mit Gedankenschnelle hinübertragen zu den Sternen und an alle Enden der Welt! Und Dieser bleibt heute in unserer armen Hütte, dem alle ewigen Himmel und deren Eden zu Gebote stehen!
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O frohlocket, und bebet dabei aber auch vor Freude; denn Er bleibet bei uns in dieser Nacht! Dieser höchsten Gnade ist die ganze Erde nicht wert, geschweige diese unsere allerärmlichste Hütte, und dazu wir, die wir voll von allen Sünden sind!"
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Als sich aber der Hüttenmann mit seiner Familie während des Lagermachens über Mich also besprach, fragte Ich denn auch Meine Jünger, namentlich jene, die heute der Auskundschaftung halber vorangeschickt worden waren, sagend: ,,Wer, sagen denn so die Leute in der Umgegend, daß Ich sei?" ()
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Antworten darauf die gefragten Jünger: ,,Etliche sagen ganz im Ernste, Du seiest der wieder vom Tode erstandene Johannes der Täufer. Wieder andere meinen und sagen, Du seiest Elias, von dem es geschrieben stehe, daß er noch einmal zur Erde kommen werde vor dem großen Messias und werde rufen alle Menschen zur Buße und wahren Umkehr zu Gott. Noch andere meinen, Du seiest der Prophet Jeremias, von dem auch noch eine Sage im Volke bestehe, daß er vor dem Messias kommen werde aus den Himmeln. Auch, sagen sie, könntest Du von den andern Propheten einer oder der andere sein (); denn bevor etwa der große Messias käme, werden Ihm alle Propheten vorangehen! - Das sind so die annehmbaren Hauptsagen von Dir; es gibt aber auch noch eine Menge anderer über Dich, die wir aber nach der Anhörung derselben den Menschen verwiesen und sie dafür auf eine bessere Meinung über Dich brachten. Aber viele meinen noch, Du seiest ein verkappter Zeus der Griechen."
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Sage Ich: ,,Nun gut, ihr habt Mir nun kundgetan, was ihr vernommen habt; aber Ich möchte jetzt auch noch aus eurem Munde vernehmen, für wen so ganz eigentlich denn ihr Mich haltet. Ich frage euch nicht etwa eitel, sondern ganz ernstlich; denn Ich merke nach so manchen Gelegenheiten, die für eure Sinne Mein Tun und Lassen dann und wann scheinbar ans Irdische streifen lassen, daß ihr sodann über Mich auch gleich anders urteilet in euren Herzen und Mich nicht völlig für das ansehet, als für was ihr Mich ansehet, so von Mir irgendeine große Wundertat ausgeübt wird! Darum saget Mir endlich einmal ganz offen, für wen ihr Mich so nach einer völlig reifen und nüchternen Überlegung eures Verstandes so ganz im wahrsten Ernste haltet!" ()
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Da stutzten alle Jünger und wußten bis auf Simon Juda nicht, was sie Mir auf diese Frage antworten sollten. - Judas Ischariot sagte zu Thomas: ,,Jetzt rede! Du bist ja immer so klug und weise! Das sollte dir ja ein reiner Scherz sein, auf die sonderbare Frage des Meisters eine gültige Antwort zu finden!"
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Sagt Thomas: ,,Rede du, wenn du so weise bist! Ich halte ihn für das, für das er sich selbst schon lange ausgegeben hat! Er sagt von sich nie anders als: ,Ich bin ein Sohn des Menschen, und Gott ist Mein wie euer aller Vater!` Wenn er sich selbst ein solches Zeugnis gibt, welch anderes Zeugnis können denn dann wir ihm im eigentlichsten Wahrheitssinne geben aus uns selbst heraus? Er verrichtet freilich Taten, die seit Moses und den andern Propheten noch nie ein Mensch verrichtet hat. Allein wenn wir die Sache so recht beim Lichte betrachten, so werden wir finden, daß es dennoch der Geist Gottes ist, der durch einen erwählten reinen Menschen solches alles verrichtet! Dem Geiste Gottes aber wird es einerlei sein, ob er durch einen erwählten Menschen Berge versetzt oder vernichtet, oder ob er irgendein kleineres Wunder durchs Wort des Propheten gelingen läßt!"
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Sagt Judas Ischariot: ,,Du hältst ihn sonach nur für einen Propheten?"
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Spricht Thomas: ,,Allerdings, und für den größten, den je die Erde getragen, - was zwar nicht sein, sondern Gottes Verdienst ist! Denn Gott allein kann den Menschen erwecken zu einem Propheten, wie Er solches mit Samuel getan hat, da dieser noch ein Kind war, und wie Er, Gott allein nämlich, sogar den Esel des falschen Propheten Bileam zu einem wahren Propheten machte und durch den Esel dann auch Bileam selbst. So wir dieses recht auffassen und das Zeugnis, das Jesus sich selbst gibt, nämlich, daß er nur ein Menschensohn sei, obgleich er auch die wundertätige Gotteskraft, die in einer besonderen Fülle in ihm vorhanden ist, dann und wann als das göttliche Ich ausspricht, da können wir ihm meiner unmaßgeblichen Meinung nach doch unmöglich ein anderes Zeugnis geben, als das er sich allzeit selbst gibt! Er ist sonach ein vorzüglichster Gottessohn, wie auch wir es sind, wennschon nicht in dem höchst ausgezeichnetsten Grade wie er."
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Sagt Judas Ischariot: ,,Wie ist es denn aber dann mit dem, daß ihn denn doch viele für den verheißenen Messias halten und die besseren Römer und Griechen sogar für den allein wahren allmächtigen Gott?!"
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Sagt Thomas: ,,Die haben auch recht; denn die Kraft Gottes, die in ihm ist, ist auch der allein wahre Messias, und ohne weiteres auch Jehova Selbst."
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Darauf gibt sich Judas Ischariot zufrieden, und Ich, obschon Ich solches vernahm, schwieg dazu.
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Petrus aber merkte Mein Schweigen, erhob sich und sagte: ,,Herr, ich merke sogar unter den Brüdern verschiedene Meinungen über Dich! Erlaube es mir darum, daß ich der Brüder wegen auch mein Zeugnis über Dich laut und vernehmlich ausspreche!"
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Sage Ich: ,,Tue das! Wie lauten demnach deine Worte?"
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Sagt Petrus, resp. Simon Juda: ,,Aus dem tiefsten Lebensgrunde meines Herzens sage und bekenne ich's nun vor aller Welt laut: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" ()
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Und Ich sagte zu Petrus: ,,Selig bist du, Simon, des Jona Sohn; dein Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern Mein Vater, der im Himmel ist! ()
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Ich sage dir nun aber auch unter einem: Du bist Petrus, ein Fels; auf diesen Felsen will Ich bauen Meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen! () Und Ich will dir des Himmelreiches Schlüssel geben! Alles, was du auf Erden binden wirst, das soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das soll auch im Himmel gelöset sein!" ()
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Da sagte Petrus: ,,Herr, ich danke Dir für diese hohe Gnade, deren ich mich für den völlig Unwürdigsten halte, weil ich stets ein grober Sünder war und leider noch bin; aber was da betrifft das Binden und Lösen, so gestehe ich es auch offen, daß ich's nicht verstehe und nicht weiß, was ich daraus machen soll. Du könntest mir die Sache wohl ein wenig klarer machen, so Du solches wolltest!"
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Sage Ich: ,,Es wird dir solches alles zur rechten Zeit völlig klar werden; vorderhand aber verbiete Ich euch allen solches strenge, daß ihr nun vor der Zeit ja niemand davon etwas meldet, daß Ich Jesus der wahre Christus sei!" ()
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Nach dieser wichtigen Besprechung fragt Matthäus der Schreiber, ob er solches alles aufzeichnen solle.
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Sage Ich: ,,Das hiesige Wunder nicht, und des Gespräches zwischen Thomas und Judas Ischariot brauchst du nicht zu erwähnen; aber wohl dessen in der Hauptsache, was Ich mit Petrus abmachte. Schreibe du nur allzeit also, wie Ich dir die Worte ins Herz legen werde, und es wird dann alles recht und richtig sein!" - Mit dem war denn auch der Schreiber zufriedengestellt und begab sich darauf bald zur Ruhe; wir aber blieben bei dem Tische sitzen bis gen Mitternacht, und des Hauses Leute kamen dann auch und leisteten uns eine recht angenehme Gesellschaft.