Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth

- Kapitel 28 -

Von der Freiheit des Geistes

Sage Ich: ,,Freund, dein Wille ist gut, aber das Fleisch ist schwach! Dein gutes Vorhaben wird wohl im Verlaufe eines Säkulums (Jahrhunderts) zur vollen Wirkung kommen, und du wirst dazu noch manches Gute als Vorbereitung zustande bringen, - aber hüte dich in geistigen Lebensdingen vor nichts mehr als vor dem römischen ,Muß`; denn solches schadet dem Menschen allzeit mehr, als es ihm je nützen kann! Denn jedes Muß ist ein Gericht und läßt keine Freiheit zu, die in den rein göttlichen Lebensdingen doch das einzige wohlgedüngte Feld ist, auf dem der Same des Lebens keimen, treiben und endlich zur segensreichen und reifen Lebensfrucht gedeihen kann!
2
So du einen jungen Vogel, der erst dem Ei entkrochen ist, nimmst und fütterst, auf daß er eher flugstark werde, ihm aber neben der sonst guten Fütterung gleichfort die Flügel stutzest, sage, wird da dem Vogel selbst die beste Fütterung zu etwas nütze sein? Der Vogel wird wohl vegetieren, aber mit dem freien Fliegen wird es so lange einen ganz mächtigen Haken haben, als wie lange du ihm die Flügel stutzen wirst!
3
Wie aber der Vogel ohne Flügelfedern nicht fliegen kann, so kann auch der Geist des Menschen nie zur freien Lebenstätigkeit gelangen, wenn ihm durch das sanktionierte Muß die Flügel der freien Erkenntnis gestutzt werden. Ein Geist ohne freie Tätigkeit aber ist schon darum tot, weil er das nicht hat, was im Grunde des Grundes sein Leben bedingt und ausmacht.
4
Du kannst dem Menschen tausend Gesetze geben für seine bloß irdische Lebenssphäre und sie alle unter Muß sanktionieren, so wirst du damit dem Geiste des Menschen viel weniger schaden, als so du ihm ein einziges Gottesgebot weltlich sanktionierest.
5
Das Geistige muß frei bleiben und muß die Sanktion in sich selbst frei bestimmen, sowie das damit verbundene Gericht; und so erst kann es in und aus sich des Lebens Vollendung erreichen.
6
Die freien Erkenntnisse des Guten und Wahren sind des Geistes Lebenslicht; aus diesen bestimmt er für sich dann selbst die ihm zusagenden Gesetze. Diese Gesetze sind dann freie Gesetze und sind allein mit des Lebens Freiheit für ewig verträglich. Des Geistes Wille nach den Erkenntnissen ist das freie Gesetz im Geiste, und die ewige Notwendigkeit, nach dem freien Willen zu handeln, ist die ewige Sanktion, nach der auch sicher kein Geist anders handeln kann, als er eben frei handeln will.
7
Und siehe, das ist denn auch die sich ewig selbst bestimmende Ordnung in Gott, der doch sicher keinen Gesetzgeber über Sich hat.
8
Gottes freiester Wille bestimmt nach den ewig vollkommensten Erkenntnissen und weisesten Einsichten in Ihm Selbst das Gesetz und sanktioniert dieses durch die höchst eigene, obschon noch immerhin freie Notwendigkeit; und diese ist dann der Grund aller geschaffenen, irdischen Dinge und ihres Bestandes insoweit, als dieser zur inneren Ausbildung, Konsistierung (Festigung) und endlichen freien Isolierung (Verselbständigung) des Geistes notwendig ist.
9
Der menschliche Geist aber soll ebenso vollkommen werden in sich und durch sich, wie der Urgeist Gottes in Sich und durch Sich vollkommen ist, ansonst der Geist kein Geist, sondern ein gerichteter Tod ist.
10
Damit aber der Menschengeist das werden kann, muß ihm die Gelegenheit geboten werden, sich ebenso entwickeln zu können in der Zeit, wie sich der göttliche Geist in Gott Selbst von Ewigkeit her in, aus und durch Sich Selbst gebildet hat!
11
Siehe, Ich hätte doch sicher von Ewigkeit her Macht genug, alle Menschen mit unwiderstehlicher innerer Gewalt zu zwingen, nach irgendeinem gegebenen Gesetz also genau zu handeln, daß sie davon nicht um ein Haarbreit abweichen könnten; aber dann würde der Mensch aufhören ein Mensch zu sein, und er wäre ebensogut ein Tier wie irgendeines aus dem großen Reiche desselben. Er würde dann seine Arbeit freilich höchst genau verrichten, aber an der Arbeit selbst würdest du ebensowenig irgendeinen Unterschied entdecken wie bei der zellenbauenden Arbeit der Bienen und zahllos vieler andern großen und kleinen Tiere.
12
Wolltest du aber dann mit deiner freien Erkenntnis solche Tiermenschen zu etwas Höherem bilden, so würdest du dann mit ihnen ebensowenig auszurichten imstande sein, als wenn es dir einfiele, die Bienen in eine Schule zu geben, in der sie endlich einmal ihre Zellen auf eine bessere und zweckmäßigere Weise zu bauen anfangen sollten.
13
Deshalb mußt du die Fähigkeit der Menschen, daß sie sündigen können, nicht so niedrig und nicht als zu sehr verbrecherisch anschlagen; denn ohne die Fähigkeit, den gegebenen Gesetzen zuwiderzuhandeln, wäre der Mensch ein Tier und kein Mensch!
14
Und Ich sage es dir: Die Sünde gibt dem Menschen erst das Zeugnis, daß er ein Mensch ist; ohne diese wäre er ein Tier!"

Fußnoten