Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth

- Kapitel 56 -

Roban und Kisjonah berichten ihre Erlebnisse

Nahe dem Untergange kommt Roban, von Kisjonah aus Kis begleitet, bei Meinem Hause an, grüßt schon von weitem alles, was ihm unterkommt, und Kisjonah eilt eben auch mit offenen Armen zu Mir hin, grüßt vor allem Mich auf das wahrhaft freundlichste mit Tränen in den Augen und grüßt darauf nach einer Weile erst seine Tochter, die ihn schon lange bei der Hand hielt und viele Küsse darauf heftete; also grüßt er auch seinen Schwiegersohn, den Kornelius, und als er es erst erfährt, daß der neben Mir sitzende glänzende Römer der Oberstatthalter Cyrenius ist, so bittet er ihn um Vergebung, ihn übersehen zu haben!
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Aber Cyrenius ergreift ganz gerührt des Kisjonah Hand, drückt sie an seine Brust und sagt ganz laut: ,,Nicht du mich, sondern ich muß dich um Vergebung bitten, daß ich dich nicht zuvor gegrüßt habe; aber als Entschuldigung diene, daß ich dich persönlich nicht gekannt habe! Denn nebst dem Herrn Jesu, dem natürlich allein alles Lob und alle Ehre gebührt, bin ich auch dir, du treuer, biederer Mann, einen nie zu erschöpfenden Dank schuldig; denn unter allen Menschen jener Gegend hast du entschieden das meiste dazu beigetragen, daß ich aus einer Verlegenheit gerettet wurde, die mich sonst wohl sicher das Leben gekostet haben würde! Das ist mir wirklich eine große Freude, dich, du mein überaus schätzenswerter Freund, nun persönlich kennenzulernen."
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Kisjonah ist nun wieder einmal ganz glücklich und erzählt uns vieles, was er alles unterdessen erlebt hat, und erzählt uns am Ende auch, daß er mit dem recht biederen alten Roban Sichar besucht und dort mit Jonael, Jairuth und sehr viel mit dem Archiel gesprochen habe, der nun ganz natürlich wie ein Mensch lebe und handle, so daß es einem Fremden aber auch nicht im Traume einfallen könne, als stäke hinter ihm ein rein geistiges Wesen.
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Also habe er auch den Arzt Joram und dessen wundervoll herrlichstes Haus, sowie dessen liebes, herrlichstes Weib besucht und von beiden überaus wundervollste Dinge vernommen; und Roban sei allenthalben bloß Ohr und Auge gewesen und hätte sich über alles nicht genug verwundern können; und wenn er so recht mächtig ergriffen gewesen, da habe er immer vor sich hingesagt: Ja, ja, Blut und Leben für den göttlichen Meister aus Nazareth! Denn Er kann kein Mensch, sondern Er muß Gott Selbst sein, ansonst Ihm dergleichen Dinge nicht möglich sein würden!
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Als Kisjonah also noch erzählt, tritt Roban zu Mir hin und sagt nichts als: ,,Herr, ich bin Dein, und keine Macht, außer allein Dein Wille, kann mich von Dir trennen!"
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Sage Ich: ,,Ich habe es wohl zum voraus gewußt, daß du einer der Meinigen werdest; aber du weißt es noch nicht, daß nun auch alle deine Brüder und Amtsgefährten zu den Meinigen gehören, ohne deshalb aufzuhören, das zu sein vor der Welt, was sie ehedem waren, - desgleichen auch du vorderhand das bleiben wirst, was du warst, so lange, bis der neue Schuloberste, der die Stelle des Jairus übermorgen beziehen wird, sich ein wenig abgestoßen haben wird.
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Deine Brüder aber werden dich schon in allem unterweisen, was du zu tun, zu reden und wie du dich zu benehmen haben wirst gegen den neuen Obersten, der im Anfange zwar mit einem sehr buschigen Besen zu kehren beginnen wird; aber es wird kein halbes Jahr währen, und ihr werdet mit ihm um einiges Geld alles ausrichten können, da er keinen Glauben hat an den Tempel, sondern vorderhand allein ans Geld; nachderhand aber wird er schon auch an etwas Besseres zu glauben imstande sein. - Nun aber gehe zu deinen Brüdern und benachrichtige sie von allem, was du gesehen und gehört hast!"
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Auf diese Meine Worte empfiehlt sich Roban beim Kisjonah, ihm für alles dankend, was er ihm Gutes erwiesen hatte, und sagt am Ende: ,,Kisjonahs dürften auf der Erde wohl wenige mehr anzutreffen sein! Darum bist du der einzige, der mein Herz getroffen und gefunden hat! Der Herr segne dich für alles, was Gutes du mir und tausend andern erwiesen hast!" - Nach diesen Worten verneigt er sich tief vor uns und eilt zu seinen Brüdern, die heute noch in der Synagoge versammelt sind - jedoch ohne die Schlafenden, die bald nach unserem Abgange aus der Synagoge entfernt wurden. Er wird überraschend freundlich aufgenommen, und sie teilen sich nun gegenseitig fröhlichen und heiteren Geistes unter Staunen und Staunen alles mit, was sie erlebt, gehört und gesehen haben.
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Wir aber sind ebenfalls guter Dinge; denn Kisjonah kam nicht allein, sondern mit mehreren vollbeladenen Lasttieren und ihren Führern und brachte Wein, Mehl, Käse, Brot, Honig und eine Menge der edelsten Fische in geräuchertem Zustande, so daß die Mutter Maria kaum Platz hatte, all das Mitgebrachte unterzubringen.
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Es ward daher ein Nachbar ersucht, den Überschuß sorgsam in seiner großen Speisekammer aufzubewahren, was er denn auch tat, obschon eben nicht gar zu gerne aus purer Gefälligkeit, da er stets ein habsüchtiger Filz war. Aber da ihm nun Kisjonah ein Paar Goldstücke für seine Mühe und Gefälligkeit anbot und gab, so war er gleich gut gesinnt und über die Maßen dienstfertig und stieß im Tragen der Säcke, da es schon stark dämmerlich geworden war, einmal stark an den Jünger Johannes. Dieser aber sagte zu ihm: ,,Freund, sei vorsichtiger in deinem bezahlten Eifer, sonst wirst du für dich und die andern einen Schaden anrichten! Glücklich aber wärest du, so du fürs Gottesreich, das gar so nahe zu dir gekommen ist, so eifrig wärest wie für die zwei elenden Goldstücke, und du würdest dabei dich an niemanden stoßen! O der großen Blindheit, die das Allerhöchste nimmer erkennen kann und mag!"
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Der Nachbar aber ließ sich nicht irremachen, verrichtete seine bedungene Arbeit und kümmerte sich um nichts weiteres mehr.
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Da fragte Johannes: ,,Herr, ist es denn doch möglich, daß ein Mensch soviel Stumpfsinn in seinem Leibe und in dessen Seele haben kann?"
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Sage Ich: ,,Laß ihn gehen! Es gibt dergleichen nun zu vielen Tausenden im Judenlande, die da stumpfer und eigensinniger sind als ein Esel! Darum gebührt ihnen aber auch nur der Lohn eines Esels!"
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Darüber entstand eine kleine Lache durch die Gesellschaft, die Philopold mit seinen sehr treffenden Bemerkungen noch mehr erhöhte und bewies, wie ein Mensch gewöhnlich alles besser zu sehen imstande ist als gerade das, was ihm auf der Nase sitzt! Und alles bewunderte seine ausgezeichnete Dialektik.
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Nach dieser Szene aber erhoben wir uns vom Tische und begaben uns bald zur Ruhe.

Fußnoten