Gottes Neue Bibel

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 2

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre.
(Im Sommer des Jahres 30)
Erste Reise des Herrn:
Kis - Landungsstelle Sibarah - Nazareth

- Kapitel 90 -

Korah erinnert sich des Herrn von der Tempelreinigung in Jerusalem her

Darauf fragte Korah den Chiwar, ob Ich Mich noch in dem Orte aufhielte, und ob er mit Mir nicht eine nähere Bekanntschaft machen könnte. Und er redete weiter und sprach: ,,Ich bin nun vollkommen innegeworden, daß in deinem Messias etwas außerordentlich Göttliches liegen muß; denn in der Gunst des Satans steht er in keinem Falle, und sein Name scheint dem Satan die größte Qual zu sein! - Das sind zwei, freilich auf dem wunderbarst außerordentlichen Wege erfahrene Tatsachen, die ich mir ewig nie werde hinwegleugnen können, und ich entnehme nun ruhigeren Gemütes daraus, daß du mit dem Ausrufe ,Sohn des Allerhöchsten` auch im allerhöchsten Grade recht haben dürftest, und so möchte ich, wenn es tunlich wäre, dennoch eine Bekanntschaft mit ihm machen. Führe du mich hinaus!"
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Sagt Chiwar: ,,Es wäre alles recht, und ich wäre wohl am ersten geneigt, dich hinaus zu Ihm zu führen; aber das Volk ist nun gegen dich noch ein wenig schwierig, und wir liefen durch den Mutwillen des gemeinen Pöbels in die Gefahr, mit einem Steinwurfe verwundet zu werden; und zugleich bereitet Er Sich zur Abreise vor, so daß es Ihm darum etwa doch nicht angenehm wäre, so wir Ihm zur Last fielen! Er kommt aber gegen den Winter entweder wieder hierher oder nach Kis und wird an einem dieser benannten Orte den Winter zubringen, und wir werden da Gelegenheit genug bekommen, Ihn näher kennenzulernen; darum meine ich, daß wir für diesmal das Vorhaben, Ihn näher kennenzulernen, bis zum Winter hin aufgeben sollten."
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Sagt Korah: ,,Es ist alles wahr, was du nun gesagt hast; aber dessenungeachtet kann ich mich der Sehnsucht nicht erwehren, diesen gar zu außerordentlichen Menschen, durch den alle Fülle der göttlichen Macht, Kraft und Herrlichkeit tätig ist, persönlich kennenzulernen! Oder warte, mir fällt nun eine Geschichte vom Osterfeste zu Jerusalem im Tempel ein! Am Ende war es eben dieser Jesus, der an einem Nachsabbat, wenn ich mich nicht irre, alle Käufer und Verkäufer aus dem Tempel trieb und allen Wechslern ihre Buden wie ein Sturm umstieß!? Alle verkäuflichen Tiere fingen gräßlich zu heulen an und rannten in wildester Hast aus den Verkaufshallen des Tempels!
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Denn jener Mann, den ich selbst gesprochen habe - freilich in keinem freundlichen Sinne -, war auch ein Galiläer und hieß ebenfalls Jesus, und mit ihm waren eine Menge anderer, höchst ordinär aussehender Männer und Weiber, und es sah die ganze Gesellschaft einer ganz gewöhnlichen galiläischen Landstreichergesellschaft gleich; aber ihr Anführer Jesus sah ganz einem Menschen gleich, hinter dem etwas Ungewöhnliches verborgen ist.
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Er sprach im Grunde nicht viel; aber was er sprach, war tief, wahr und gehaltvoll! Er hat damals auch in Jerusalem eine Menge Kranker geheilt; als aber die Sache, ich glaube - vor den Herodes kam, den dieser Jesus bedeutend fürchten soll, da verschwand der Wundermann bei Nacht und Nebel plötzlich aus Jerusalem, und wir konnten es nicht erfahren, wohin er sich gewendet hatte. Nach Galiläa muß er nicht gekommen sein - gleich von Jerusalem weg; denn da hätten wir von ihm sicher sobald eine Nachricht erhalten, da wir viel Kundschafter nach ihm ausgesandt haben.
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Es kamen uns wohl nach ein paar Wochen Gerüchte vom Zimmermannssohne Jesus zu; aber wir konnten es denn doch nicht annehmen, daß jener bekannte, einfache, stille und wissenschaftlich durchaus ungebildete, sogar des Lesens und Schreibens unkundige Mensch eben derselbe gewaltige Jesus sein könnte, vor dem im Tempel zu Jerusalem Tausende wie vor einem Gottesgerichte gebebt haben. Aber wenn hier der bekannte Zimmermann Jesus es ist, der solche Gottestaten übt, so wird er sicher auch der gleiche Jesus sein, der zu Ostern ganz Jerusalem erschreckt hat! Nun, wenn der es ist, so kenne ich ihn schon von Jerusalem aus und brauche ihm daher nun gar nicht lästig zu fallen!"
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Sagt Chiwar: ,,Ja, es ist ein und derselbe! Ich kenne Ihn schon mehrere Jahre, wie auch den alten Joseph, der erst vor etwa einem Jahr gestorben ist; ich habe an Ihm fürwahr nicht die leiseste Spur von etwas Außergewöhnlichem entdeckt, obschon - wie man mir hie und da erzählt hat - sich bei Seiner Geburt, die zu Bethlehem in einem Schafstalle erfolgt ist, ganz außerordentliche Dinge sollen zugetragen haben, sowie nachher bis in Sein zwölftes Jahr. Aber vom zwölften Jahre an habe sich all das Außerordentliche verloren, die großen Hoffnungen Seiner Eltern gingen unter, und Er blieb bis nun, respektive in Sein dreißigstes Jahr, das eben das gegenwärtige ist, ein höchst unbeachteter, allereinfachster Zimmermann!
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Er war überaus wortkarg; man bekam auf zehn Fragen kaum eine, höchst einsilbige Antwort; dagegen war Er aber dennoch stets wohltätig gegen Kinder und Arme. Man habe Ihn öfter beten und auch weinen - aber stets im stillen -, doch nie lachen sehen; lustige, lärmende Gesellschaften floh Er und liebte vor allem die Einsamkeit; das Merkwürdigste von allem aber war, daß man Ihn nur höchst selten in einer Synagoge sah, ebensowenig in einer Schule, die Er nur auf vieles Zureden Seiner Eltern ein paarmal im Jahre besuchte, dieselbe auch allzeit sichtbar ärgerlich bald verließ; in einem Bethause aber habe Ihn nie jemand gesehen. Wegen solcher Seiner Sonderbarkeit kam es denn auch, daß Er von vielen als etwas blödsinnig angesehen wurde.
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Aber mit Seinem dreißigsten Jahre verschwand Er auf einmal aus Seinem elterlichen Hause und soll Sich eine Zeitlang in der Wüste bei Bethabara, wo am kleinen Jordan der berühmte Johannes sein Wesen trieb, aufgehalten haben und Sich von selbem haben taufen lassen. Von da zog Er dann also, wie Er jetzt ist, voll göttlicher Kraft aus, lehrte das Volk vom Gottesreiche, machte alle die Kranken gesund und trieb von den Besessenen die bösen Geister aus. Das ist so ungefähr, ganz kurz gefaßt, Seine diesirdische Lebensgeschichte, die ich zum Teil selbst von Ihm erfahren, jedoch zum Großteile durchs Hörensagen in meine Wissenschaft gebracht habe."
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Sagt Korah: ,,Ja, ja, du wirst recht haben! Diese Geschichte in Bethlehem hat vor ungefähr dreißig Jahren viel Aufsehen gemacht; und so ich mich nicht irre, so hat der alte Herodes eben seinetwegen den grausamen Knäbleinmord anbefohlen. Er aber sei nach Ägypten entflohen. - Nun siehe, da bin ich nun ja schon ganz im klaren! Nun, nun, das also ist derselbe Jesus!? Ja, an dem kann allerdings etwas Außerordentliches sein, und du wirst mit deiner Annahme sicher nicht weit vom Ziele sein! Aber sprechen möchte ich ihn denn doch noch, bevor er diesen Ort zu verlassen gedenkt!"
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Sagt Chiwar: ,,Wie du es willst, - mir ist das gleich! Aber da muß denn doch von uns zuvor ein Herold in die offene Stadt gehen und dich dem Volke als nun vollends günstig anpreisen, ansonst es denn doch nicht ganz geheuer sein dürfte, sich in die offenen Straßen zu begeben; denn meine Nazaräer kenne ich!"
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Sagt Korah: ,,Nun, entsende schnell mehrere Herolde und laß durch sie meinen Namen als einen dem Volke günstigen anpreisen, sonst reist er uns früher ab!"
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Chiwar sendet sogleich zwölf Herolde aus, und diese preisen den neuen Obersten dem Volke so günstig an, daß es eine Weile dauernd darob in einen lauten Jubel ausbricht und allerlei kostbare Geschenke vorzubereiten anfängt, mit denen es am nächsten Vorsabbat den neuen Obersten begrüßen will.
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Als die Herolde wieder mit der guten Nachricht in die Synagoge zurückkommen, sagt der Oberste zum Chiwar: ,,Nun gehen wir aber nur schnell hinaus, sonst weiset er uns am Ende ab, - und ich möchte ihn denn doch sprechen!"
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Chiwar sagt: ,,Ich bin schon bereit, und es schickte sich, daß wir alle Ihm einen Abschiedsbesuch machten; aber gehen dennoch wir beide allein!" -
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Chiwar und der neue Oberste begeben sich nun sogleich hinaus. Als sie aber einige Schritte außer dem Stadttore sich befinden, kommen ihnen Borus, Jairus, dessen Weib, die Sarah und die Mutter Maria entgegen und bringen dem Chiwar und dem Obersten die für sie betrübende Nachricht, daß der Herr vor einer halben Stunde Zeit mit Seinen zwölf Jüngern und mit den sieben angekommenen Jüngern Johannis abgereist sei.

Fußnoten