Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jenseits des Jordan am Galiläischen Meere
Ev. Matth. Kap. 19
- Kapitel 258 -
Der reiche Jüngling. Ev. Matth. 19, 16-26
Als wir eine kleine Stunde Weges vom Orte, wo wir waren, entfernt waren, da kam uns ein junger Mensch aus ebendemselben Orte auf dem Wege entgegen. Er war auch am gestrigen Abende Zeuge gewesen von Meinen Taten und Lehren und war dazu für seine Jugend sogar ein ganz tüchtiger Schriftgelehrter, aber nicht von Profession. Als er Mich ersah und erkannte, da trat er Mir entgegen, hielt Mich auf und bat Mich, ihm zu erlauben, eine Frage an Mich zu stellen.
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Ich tat das, und er sprach: ,,Guter Meister, was soll ich denn alles für Gutes tun, um dasjenige ewige Leben, von dem gestern deine Jünger bei dem griechischen Wirte Rauris gar soviel Wunderherrliches und sicher sehr Wahres erzählten, zu erlangen auf einem kürzeren Wege, als ihn deine Jünger bezeichneten? ()
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Ich aber sah ihn ernst an und sagte zu ihm: ,,Wie kannst du Mich, der Ich dir bekannt nur ein Mensch bin, als selbst ein Schriftgelehrter gut heißen? Weißt du denn nicht, daß außer Gott niemand gut ist? - So du aber zum ewigen Leben eingehen willst, da halte die Gebote!" ()
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Hier fragte der Mensch weiter und sagte: ,,Welche Gebote denn?" - Diese Frage aber stellte er darum, weil er meinte, daß Ich dafür etwa ganz neue und völlig unbekannte Gesetze habe.
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Ich aber sagte zu ihm: ,,Die, welche Moses gegeben hat, als: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis geben! () Ehre Vater und Mutter; und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" ()
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Hierauf fragte der Jüngling: ,,Wen aber soll oder kann ich als meinen Nächsten ansehen?"
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Hierauf erzählte Ich ihm das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Samariter, und er begriff nun, wer als sein Nächster anzusehen sei.
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Als er aber solches von Mir vernommen und auch eingesehen hatte, da sagte er darauf: ,,Wenn also, da gebe ich dir die volle Versicherung, daß ich das alles schon von meinem Knabenalter an getan habe! Was fehlet mir noch?" ()
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Und Ich erwiderte ihm: ,,So du aber ganz vollkommen sein willst, da gehe hin und verkaufe alle deine irdischen Güter und verteile sie unter die Armen, so wirst du dir damit einen Schatz im Himmel gründen! Darauf komme und folge Mir nach; da werde Mein Jünger und lerne von Mir die Geheimnisse des Himmelreiches kennen!" ()
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Als der junge Mann aber solches von Mir vernommen hatte, da ward er traurig, dieweil er viele und große Güter hatte, kehrte Mir den Rücken und ging seines Weges weiter. ()
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Des wunderten sich die Jünger, und sie sagten: ,,Das ist aber doch sonderbar! Der Mensch schien recht gut dessen innezusein, daß aus Dir ein Gottesgeist redet; aber der eitlen Weltschätze wegen kehrte er dem allmächtigen Gottgeiste lieber den Rücken, als daß er Seiner Mahnung Folge geleistet hätte! Sonderbar, überaus sonderbar! Was ist dereinst mit einem solchen Menschen?"
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Sagte Ich: ,,Ein Reicher wie dieser wird schwerlich ins Himmelreich kommen! () Habet acht darauf, was Ich euch da noch weiteres sage! Wahrlich, es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein solcher Reicher komme ins Reich Gottes!" ()
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Da aber die Jünger auf dem Wege solches von Mir vernahmen, da entsetzten sie sich sehr und sagten: ,,O je, o weh, - wenn also, wer kann da ins Himmelreich kommen und selig werden?! ()
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Ich aber sah die sehr verlegen gewordenen Jünger freundlich an und gab ihnen damit einen Trost, daß Ich zu ihnen sagte: ,,Bei den Menschen wäre so etwas wohl freilich unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich!
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Ich habe aber schon ohnehin bei dem Fischer Aziona ausführlich über diesen Gegenstand gesprochen, wie es möglich ist, daß die Seelen noch ärgerer Menschen auf Gottes geheimen Wegen noch selig werden können, und so wäre es hier ganz überflüssig, noch ein mehreres darüber zu sagen. Ihr werdet davon wohl noch etwas wissen?"