Das Grosse Evangelium Johannes: Band 6
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und die Tempelpriester
(Ev.Joh. Kap.5)
- Kapitel 107 -
Der Verkehr mit dem Jenseits. Beweise über das Fortleben nach dem Tode
Sagte Ich: ,,Vorderhand wenig oder gar nichts; denn da bist du noch lange nicht fähig, von allem Geistigen einen wahren, klaren und richtigen Begriff zu bekommen!
2
Meinst du wohl, daß von Gott aus die Menschen also verlassen sind, daß sie nun aus der Geisterwelt gar keine Kunde mehr erhielten? Oh, da irrst du dich sehr; aber die Menschen haben sich eigenwillig von Gott abgewandt, haben angefangen, in der Materie ihr alles zu suchen und allein dafür tätig zu sein, und haben sich also vom Geistigen ganz abgewandt. Was Wunder, wenn sie darum von den an sie abgesandten geistigen Bürgschaften über das Leben nach des Leibes völligem Tode nichts mehr wahrnehmen und eigentlich nichts mehr wahrnehmen wollen!
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Wie oft sind von den Juden und Pharisäern solche Menschen, die mit den Geistern und mit den Engeln Gottes Zwiesprache gehalten haben, als freche Lügner zu Tode gesteinigt worden, da sie von einem sie mahnenden Geiste nichts hören und wissen wollten! Wenn aber gar viele hunderttausend Male also, was Wunder, daß dann ein jeder harmlose Seher innehielt und seine Gesichte und Überzeugungen für sich behielt?
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Waren der alte Simeon und die alte Anna im Tempel nicht ein großes Licht aus der Geisterwelt, da beide täglich stundenlang sich mit den Engeln Gottes unterhalten und besprechen konnten? Wer glaubte ihnen denn? Man wollte selbst an einem bestimmten Tage mit den Geistern der Himmel verkehren mit Augen, Ohren und mit dem Munde; auch das wurde auf die Bitte Simeons gewährt. Was sagte man aber von jener großartigen Erscheinung im Tempel? Simeon und Anna hätten im geheimen Bunde mit den Essäern und ägyptischen Zauberern solch einen frommen Spuk bereitet! Da sind doch Hunderte der Templer Augen-, Ohren- und Mundzeugen gewesen! Warum glaubten sie es denn nicht?!
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Der spätere Hohepriester Zacharias hatte Gesichte. Wer glaubte ihm? Als man aber selbst merkte, daß die Gesichte des Zacharias volle Wahrheit sind, was tat man da mit ihm?!
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Als sein vom Gottesgeiste durchdrungener in der Wüste predigte und die Juden sich von der vollsten Wahrheit seiner Reden durch allerlei Zeichen überzeugten, hätten sie dann nicht also tun können, wie er sie belehrt hatte? O nein, sie wurden nur voll Zorns und giftigsten Ärgers, ergriffen ihn, warfen ihn ins Gefängnis, und - das andere wisset ihr!
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Nun bin Ich mit dem allerhöchsten Geiste Gottes da und zeige euch durch Worte und Taten, daß es also ist, und dennoch zweifelt ihr an der Wahrheit Meiner Worte! Saget nun selbst: was für noch größere und noch haltbarere Bürgschaften über ein jenseitiges Leben soll Ich euch denn noch geben?
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Oder müssen Menschen, die durch die unbegrenzte Liebe des Vaters bestimmt sind, völlig Seine Kinder zu werden, nicht ohne alles Gericht ihrem Seelenteile nach in diese Welt geboren werden ohne irgendeine schon ausgebildete höhere Lebensfähigkeit? Müssen sie nicht erst durch allerlei Unterricht und Übung sich allerlei Kenntnisse und Fertigkeiten nach ihrem ganz freien Willen erwerben und dadurch an ihrer gottähnlichen Lebensvollendung wie junge, angehende Schöpfer selbst arbeiten, wozu ihnen der Vater im Himmel stets alle möglichen Hilfsmittel in die Hände gab und noch immer gleichfort gibt?!
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Warum sage Ich denn zu euch: ,Tut nach Meiner Lehre, so wird sich das ewige Leben in euch selbst allerhellst offenbaren!`? Wenn aber also, wie mögt ihr denn hernach noch so blind sein und sagen, die höchst stoischen Weiber dieser Priester hätten im Grunde recht, daß sie also redeten? O ihr sehr blinden Toren! So Ich es wollte und es euch irgendeinen Nutzen brächte, so könnte Ich euch im Augenblick die innere Sehe öffnen, und ihr würdet von einem Heere von Geistern nach allen Richtungen hin euch umlagert sehen! Aber was würdet ihr dann sagen? Ich sage es euch: nichts anderes als die stoischen Weiber! Ihr würdet da, wenigstens in euch, also urteilen: ,Ja, solange wir leben, fühlen und sehen, ist es leicht, uns einen blauen Dunst vorzumachen; aber man gehe hin in die Begräbnisstätten und mache den Toten das vor, - die werden davon doch nichts mehr hören, sehen und fühlen!` Und Ich sage euch: Da habt ihr vollkommen recht; denn diese sind auch durchaus nicht mehr bestimmt zu leben, obwohl auch in ihnen noch gerichtete Seelenlebensspezifika vorhanden sind, die nach ihrer völligen Ausreifung auch noch einmal für ein anderes Individuum zu einem freien Leben erweckt werden.
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Zum möglichen ewigen Fortleben ist nur allein des Menschen Seele bestimmt; die Materie aber als Materie kann nicht zum ewigen Fortbestehen bestimmt sein, weil sie in sich nur ein gerichtetes Geistiges ist, also nur auf eine bestimmte Zeit fixierter Wille Gottes, der nicht immer also bleiben kann, weil in Gott nebst allem andern auch ganz besonders der Wille frei ist und einen Gedanken Gottes nur so lange festhält, als derselbe zur Erreichung eines höheren Zweckes nötig ist.
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Ohne Gott und außer Gott kann ewig niemals und nirgends etwas sein. Was da ist in der ganzen, ewigen Unendlichkeit, das ist aus Gott, und also im Grunde des Grundes völlig geistig. Daß es in einer Welt als eine feste Materie erscheint, das macht die beharrliche Festigkeit des göttlichen Willens; hörte dieser auf, einen Gedanken Gottes festzuhalten, so wäre von ihm auch für kein materielles Auge mehr irgendeine Spur zu entdecken, obwohl der auf diese Art aufgelöste Gedanke Gottes in Gott geistig ewig fortbestehen müßte.
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Saget, wo habe Ich denn das Erdreich hergenommen, mit dem Ich den See zugedeckt habe, oder woher jene Stoffe, mit denen Ich gestern abend den armen Fischern ihre irdischen Besitzungen verbesserte, und wohin ist die Materie der drei Götter gekommen? Beim See und bei den Fischern ist Mein Gedanke durch Meinen Willen fixiert und bei den Statuen Mein fixierter Wille ausgelassen und Mein Urgedanke frei und wieder geistig gemacht worden. Und darin besteht somit auch die Erklärung Meiner hier vor euch gewirkten Zeichen. Daß Ich aber auch ein Herr der Geister und alles Lebens bin, dafür steht als ein fester Zeuge dieser von Mir vorgestern abend vom vollen Tode wieder zum Leben erweckte Sohn Jorab. Kann Ich euch wohl noch mehr Beweise für das Fortleben der Seele nach dem Abfalle des Leibes geben?"
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Sagte nun der Schriftgelehrte: ,,Nein, mein Gott, mein Herr und Meister! Nun bin ich über alles vollends im klaren. Ja, also ist es und kann ewig unmöglich anders sein! Aber Herr, wenn nun bald die Weiber der Priester kommen dürften, so lasse gnädigst mich eine Weile mit ihnen reden, und ich werde ihnen ihren Diogenes schon hinaustreiben auf eine solche Art, daß sie nachher sicher nicht mehr je an einen Diogenes denken werden!"
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Sagte Ich: ,,Ja, ja, tue das, denn Mir ist es ohnehin schon sehr widerlich, mit allen Arten von Stoikern zu tun zu haben! Aber gib acht, daß am Ende nicht du den kürzern ziehst; denn diese Weiber sind in ihrer Art da ganz tüchtig und wissen ihre Sache zu vertreten."
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Sagte der Schriftgelehrte: ,,Herr, das wird mit Deiner Hilfe schon meine Sache sein!"
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Als er solches ausgeredet hatte, da kamen auch schon die fünf Priester mit ihren Weibern an.