Das Grosse Evangelium Johannes: Band 7
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
Ev. Johannes Kap. 9
- Kapitel 193 -
Das Gleichnis von den Weingärtnern
Sagte Ich: ,,Gott hat jedem Menschen einen vollkommen freien Willen gegeben und einen Verstand und ein ihn mahnendes und allzeit zurechtweisendes Gewissen, ohne welche drei Stücke der Mensch nur ein bloßes Tier wäre.
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Dem Menschen aber ist zur Probe seines freien Willens auch die Trägheit und die Eigenliebe angeboren in seinem Fleische, in dem sich der Mensch auf dieser Welt am meisten behaglich fühlt.
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Der Mensch aber soll aus eigener Kraft das als ein Übel für seine Seele an sich erkennen und es mit den von Gott ihm gegebenen Mitteln so lange fort bekämpfen, bis er ein vollendeter Meister über alle seine leiblichen Leidenschaften geworden ist. Das kommt aber dem sinnlichen und trägen Menschen zu unbequem und unbehaglich vor; er läßt sich lieber von seinen wachsenden sinnlichen Leidenschaften so fest als nur immer möglich umstricken und zieht dadurch Tausende nach, weil es auch ihrem Fleische wohltut, sich in aller Trägheit und ihrer Wollust zu baden.
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Aber was ist von dem die arge Folge? Die Seele, statt sich aus den Banden der Materie auf dem Wege der von Gott ihr angeratenen rechten Tätigkeit loszumachen und am Ende sogar ihr Materielles zu vergeistigen und wahrhaft zu beleben, begibt sich nur stets tiefer und tiefer in den Tod ihrer Materie.
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Wenn das bei den Menschen einmal zu allgemein zu werden beginnt, so erbarmt sich Gott der Menschen und sendet stets zur rechten Zeit Wecker unter die trägen Menschen. Wenn diese aber dann ihr Werk beginnen, so werden die vielen Trägen über die Wecker toll, fallen über sie her, und mißhandeln sie und erwürgen sie gar in ihrer blinden Wut, damit sie dann wieder in ihrer ihrem Fleische so wohltuenden Trägheit fortschlafen können.
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Weil aber Gott eben die Menschen nur fürs ewige Leben und nicht für den ewigen Tod erschaffen hat, so läßt Er auch nicht ab, den trägen und sinnlichen Menschen fort und fort allerlei Wecker zukommen zu lassen, damit sie, die trägen Menschen nämlich, sich aufrichten möchten zur wahren, die Seele belebenden Tätigkeit.
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Werden die mahnenden Propheten nicht angehört, sondern nur verfolgt, so sendet dann Gott bald andere und schärfere Wecker wie Mißwachs, Teuerung, Kriege, Hungersnot und Pestilenz und noch gar manche andern Plagen.
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Bekehren sich die Menschen und werden wieder tätig nach dem göttlichen Rate, dann nimmt Gott bald wieder die Plagen von den Menschen; kehren sich aber die Menschen nicht daran, so hat dann Gott schon noch große Wecker im Vorrate, und diese sehen dann aus wie die Sündflut Noahs und die Zerstörung von Sodom und Gomorra!
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Wenn ihr in euren Sünden also fortbeharret, bis das gegebene Maß voll wird, dann werdet auch ihr die letzten großen und erschrecklichen Wecker ehest zu gewärtigen haben. Ich habe euch das nun gesagt, auf daß ihr, wenn es über euch kommen wird, euch Meiner Worte wohl erinnern möget."
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Sagten die beiden: ,,Was tun wir denn Arges, daß darum über uns so etwas kommen sollte?"
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Sagte Ich: ,,Was ihr tut und noch allzeit getan habt, das werde Ich euch nun sogleich in einem Gleichnisse dartun, - und so höret Mich!
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Es war ein weiser Hausvater, der pflanzte einen Weinberg und führte einen festen Zaun um ihn; dazu grub er eine Kelter und baute einen festen Turm darüber, in dem gar viele Menschen wohnen konnten. Als das alles beendet war, da übergab er alles den Weingärtnern, nachdem sie ihm zuvor Treue, Aufrichtigkeit und Fleiß und Eifer versprochen und er ihnen einen gar guten Lohn ausgesetzt hatte, mit dem die Weingärtner sich sehr zufriedenstellten. Und der Hausvater, da er noch gar viele anderartige Geschäfte hatte, konnte ganz ruhig über Land ziehen, da er alles in der besten Ordnung bestellt hatte ().
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Als dann herbeikam die Zeit der Ernte, sandte der Hausvater seine Knechte (Propheten und Lehrer) hin, auf daß sie in Empfang nähmen die Früchte des Weinberges (Matth.21,34). Als aber die Weingärtner, die dem Hausvater alle Treue und Aufrichtigkeit und allen Fleiß und Eifer versprochen hatten, die Knechte ersahen, da berieten sie sich also untereinander und sagten: ,Ei was, wir sind unser viele und werden mit den wenigen Knechten des Herrn bald fertig werden und werden die Ernte fein unter uns verteilen!` Damit waren alle die bösen Weingärtner einverstanden, und sie ergriffen die Knechte, die vom Herrn gesandt waren, die Früchte in Empfang zu nehmen. Den einen stäupten sie, den andern töteten sie, und den dritten steinigten sie (Matth.21,35).
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Als das vor den Hausvater kam, da ward er voll Ärgers und sandte abermals Knechte hin, aber in einer größeren Anzahl, als da war die der ersten. Und seht, die Weingärtner überwältigten auch diese und taten mit ihnen, was sie mit den ersten getan hatten (Matth.21,36).
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Als auch das vor den Hausvater kam, da ward er ordentlich traurig und gedachte bei sich, ob er mit seinen Weingärtnern ein strenges Gericht halten solle, oder ob er infolge seiner großen Güte und Geduld noch einmal versuchen solle, seine Weingärtner zur freiwilligen Herausgabe seiner Früchte aufzufordern. Da gedachte er bei sich und sprach: ,Ich weiß, was ich tun werde! Ich werde meinen einzigen Sohn dahin entsenden! Vor diesem werden sie sich scheuen und werden tun nach seinem gerechtesten Verlangen (Matth.21,37)!`
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Als aber die Weingärtner den Sohn ersahen, da sprachen sie untereinander: ,Das ist der Erbe! Kommt und laßt uns auch den töten, und wir bringen dadurch sein Erbgut an uns (Matth.21,38)!` Und sie ergriffen ihn, stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn daselbst (Matth.21,39). -
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Was meinet ihr nun: Was wird der Herr des Weinberges, wenn er darauf selbst, mit großer Macht begleitet, zu den bösen Weingärtnern kommen wird, ihnen wohl tun (Matth.21,40)?"
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Da sagten die beiden: ,,Er wird die Bösewichter alle übel umbringen und seinen Weinberg sicher andern Weingärtnern anvertrauen, die ihm die Früchte zur rechten Zeit ausliefern werden (Matth.21,41)!"
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Sagte Ich: ,,Da habt ihr nun ganz wahr und gut geurteilt; aber wisset ihr auch, daß unter dem Weinberge die Kirche zu verstehen ist, die Gott als der besagte Hausvater durch Moses gegründet hat, daß ihr Priester die euch nun gezeigten argen Weingärtner seid, daß die Knechte die vielen Propheten sind, die Gott zu euch gesandt hat, und daß nun eben Ich der Erbe des Vaters bin, über den ihr nun Tag für Tag Rat haltet, wie ihr ihn ergreifen, aus seinem Eigentum hinausstoßen und auch töten könntet, auf daß ihr dann ganz unbeirrt auf seinem Throne herrschen könntet und des Weinbergs Früchte unter euch teilen?"
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Sagten darauf die beiden: ,,Wo sind denn hernach die, welche dich, wenn du wahrhaft der Erbe bist, zu töten trachten? Wir sind nicht hierher gekommen, um dich nun zu ergreifen und zu töten, sondern wir sind gekommen, um dich ernstlich zu erforschen, ob du wohl der vollen Wahrheit nach derjenige bist, der uns verheißen ward. Wir müssen da an der Schwelle der alten Kirchentüre Wache halten, damit nicht etwa auch in dieser wundersüchtigen Zeit, in der die Essäer und auch andere Magier ihre gute Ernte halten, sich ein falscher Christus einschleiche und das leichtgläubige und blinde Volk mit seinen falschen Lehren und Wundertaten berücke und verführe. Wer demnach nicht vor uns die Feuerprobe besteht, der ist ein Eindringling und ein Betrüger, und wir haben das Recht, ihn zu ergreifen und hinauszustoßen.
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Wenn du der wahre Christ bist, - warum ärgert es dich denn, so wir dich vor dem Volke erproben? Finden wir, daß an dir kein wie immer gearteter Betrug haftet, so werden wir dich auch allem Volke als den vorstellen, als den du dich uns selbst vorstellst; erkennen wir aber mit unserem Scharfsinn, daß du dich nur selbst zu etwas machst - etwa auf Kosten deiner geheimen Zauberei -, so liegt uns die von Gott auferlegte Pflicht ob, dich als einen Betrüger und Gotteslästerer hinauszustoßen und nach dem Gesetze zu bestrafen. Wenn wir aber also handeln, wie kannst du uns da mit den argen Weingärtnern in einen Vergleich stellen und uns dadurch vor allem Volke verdächtigen?"
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Sagte Ich: ,,Weil Ich dazu allen Grund habe und Mich vor euch nicht fürchte! Ich will euch aber den Grund noch näher bezeichnen: Wie ihr nun seid, und wie ihr euch gebärdet, also war es auch schon seit sehr lange her der gleiche Fall. Auch diese () hielten sich stets für die völlig rechtmäßigen Wächter und Bearbeiter des Weinberges Gottes; allein, wo und wie sie arbeiteten, da behielten sie die Früchte für sich und haben das Gesetz Gottes verkehrt und gar vertauscht mit einem weltlichen Gesetze zu ihrem diesweltlichen Besten.
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Da sandte Gott die Propheten zu ihnen, und sie verfolgten sie mit Feuer und Schwert, indem sie vor dem Volke dieselben stets für falsche Propheten erklärten, und jeden Menschen für einen Frevler und Gotteslästerer der der Propheten Lehre annahm und danach lebte.
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Hundert Jahre später erst wurden die von ihren zeitgenössischen Priestern verfolgten Propheten als wahre Propheten anerkannt, und es wurden ihnen Denkmäler errichtet, die ihr nun noch heutzutage aus lauter scheinbarer Ehrfurcht alljährlich übertünchet; aber an ihr, der Propheten, Wort glaubet ihr heute ebensowenig, wie ihre zeitgenössischen Priester ihnen geglaubt haben. Und wie sie die alten Propheten verfolgt haben, so auch verfolget ihr die heute zu euch gesandten Propheten, erkläret sie für falsche, stoßet sie hinaus und tötet sie!
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So ihr das aber tuet - was ihr nicht leugnen könnet -, habe Ich da nicht recht, euch für jene argen Weingärtner zu erklären, die nach eurem Urteil der Herr des Weinberges bald gar übel umbringen wird?! Wächter seid ihr wohl, aber gleich jener räuberischen Art, die vor einer Räuberhöhle Wache halten!
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Was kümmert euch das Wohlgefallen Gottes, an den ihr noch nie geglaubt habt? Euch kümmert nur eure Weltehre, weil sie euch viel Gold, Silber und viele Edelsteine und dazu noch das Erste und Beste von allem, was das Land erzeugt und trägt, abwirft. Denn glaubtet ihr an Gott, so hieltet ihr auch Seine Gesetze, in welchen steht: ,Du sollst nicht verlangen, was deines Nächsten ist!` und: ,Du sollst nicht töten!` Ihr aber verlanget und nehmet gleich schon alles, was eures Nächsten ist, das er sich im Schweiße seines Angesichtes erworben hat. Wer euch aber das Verlangte nicht geben will, den verfolget ihr ärger denn hungrige Wölfe ein Lamm, und wer euch als von Gott erweckt ermahnt, daß ihr unrecht handelt, den ergreifet ihr alsbald und tötet ihn.
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Daß ihr aber also und nicht anders handelt, das weiß nicht nur Ich, sondern das weiß nun schon ein jeder Mensch und weint und klagt über eure rücksichtsloseste Härte. Ihr leget den armen Menschen unerträgliche Lasten auf; ihr selbst aber rühret sie nicht mit einem Finger an!
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Saget es hier dem Volke, ob euch zu solch einer frechsten und gewissenlosesten Gebarung je Moses oder ein anderer Prophet ein Gesetz gegeben hat! Wo steht es geschrieben, daß ihr die Habe der Witwen und Waisen gegen verheißene lange Gebete an euch bringen dürfet, und wann hat Moses befohlen, wahrhafte Propheten für falsche zu erklären und sie zu verfolgen und zu töten?!
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Wenn ihr aber alles das tuet - was ihr nimmer leugnen könnet -, so ist es doch klar am Tage vor aller Welt, daß eben ihr die argen Weingärtner seid, von denen Ich geredet habe!"
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Hier wurden die zwei Pharisäer samt den andern gar sehr aufgebracht, daß Ich ihnen solches vorhielt, und alles Volk sagte: ,,Ja, ja, der redet die vollste und nackteste Wahrheit! Ganz also ist es und nicht um ein Haar anders!"
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Als das Volk solches laut aussprach, da sagten die beiden gar drohenden Angesichtes: ,,Sage uns, wer du denn bist, daß du es wagst, uns solches vor dem Volke ins Gesicht zu sagen! Kennst du unsere Rechte und unsere Gewalt nicht? Wie lange willst du unsere Geduld noch auf die Probe stellen?"
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Sagte Ich: ,,Ich bin nun Der, der Ich mit euch rede; dann habe Ich wahrlich nicht die allergeringste Furcht vor eurer Gewalt, weil euer eingebildetes Recht vor Gott und allen ehrlichen Menschen das höchste Unrecht ist. Was aber die Geduld betrifft, so hättet ihr wohl füglich fragen sollen, wie lange Ich mit euch noch eben die Geduld haben soll, die ihr mit Mir zu haben wähnet; denn Mir ist alle Gewalt und Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Mein Wille kann euch verderben und werfen in das Feuer Meines Zornes; ihr aber könnet Mir nichts tun, indem Ich euch um vieles eher verderben kann, als ihr es vermöchtet, an Mich nur einen Finger zu legen. Ja so Ich es zulassen werde eurer zu großen Bosheit wegen, daß ihr eure schnöden Hände an Mich leget, dann auch ist der Tag eures Gerichtes und eures Unterganges herbeigekommen!"