Das Grosse Evangelium Johannes: Band 8
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr und Seine Widersacher
- Kapitel 124 -
Die Erregung der Jünger des Johannes
Es war aber schon ziemlich spät am Nachmittage, und es ist darum auch begreiflich, daß wir so ziemlich spät nach dem Untergang in Bethanien ankamen, wo aber dennoch zu unserem Empfang alles bestens vorbereitet war, weil Raphael in des Lazarus Hause alles anzeigte, daß und wann wir zurückkommen würden. Auf dem Wege aber ereignete sich diesmal nichts besonders Erwähnenswertes. Wir zogen ganz ruhig unseren Weg weiter.
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Die Römer besprachen sich mit Lazarus und mit den Wirten, die bei uns waren, über so manches, und auch Meine Jünger redeten über die Erscheinung dieses Tages viel unter sich.
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Ich Selbst aber redete wenig, ging zumeist schweigend voraus und hatte niemanden an Meiner Seite. Ich aber tat das um des schnelleren Weiterkommens wegen; denn sonst hätten die, welche viel miteinander zu reden hatten, alle Augenblicke ein sogenanntes Plauderständchen gemacht, und wir wären vor Mitternacht schwerlich ganz nach Bethanien gekommen, indem wir uns ohnehin noch beim Talwirte eine kleine Stunde aufzuhalten hatten, da Ich es der Familie am Morgen versprochen hatte.
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Bei unserem raschen Fortschreiten gelangten wir denn auch in etlichen Stunden Zeit zum Talwirte, der uns alsbald Brot und Wein aufsetzen ließ und Mich bat, daß Ich eine kleine Stärkung zu Mir nehmen möchte, was Ich denn auch tat der Anwesenden wegen, weil diese sich, bis auf unseren Judas Ischariot, nicht getraut hätten, vor Mir etwas zu nehmen; aber als Ich etwas Brot und Wein zu Mir nahm, da griffen dann alle recht wacker zu und aßen und tranken.
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Es waren aber hier auch einige Jünger Johannes des Täufers zugegen, die zwar noch viel vor uns hierher gekommen waren, weil sie willens waren, nach Galiläa zu gehen, allwo sie etwas zu verrichten hatten; aber da sie von der Hauswirtin vernommen hatten, daß Ich am Abend hier mit vielen Jüngern anlangen würde, so blieben sie in dieser Talherberge, um Mich zu sehen, zu hören und zu sprechen.
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Als wir aber ankamen und in der großen Speisestube Platz genommen hatten und uns mit Brot und Wein labten, da ärgerten sich heimlich diese Johannesjünger, daß wir ihnen nicht alsogleich bei unserem Eintritte unsere Aufmerksamkeit gespendet hatten.
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Und es kam einer zu Mir und sagte: ,,Herr und Meister, wissen denn Deine Jünger nicht, daß man sich zuvor die Hände waschen soll, besonders nach einer zurückgelegten Reise, bevor man ein Brot in die Hände nimmt, es bricht und dann ißt? Ich aber sehe, daß alle Deine Jünger mit ungewaschenen Händen das Brot brechen und dann essen! Es hat ja auch Moses das befohlen, und was dieser befohlen hat, das soll ein wahrer Jude ja auch tu n ! "
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Als die Jünger und auch die Römer diese Anrede an Mich vernahmen, da wurden sie ärgerlich und wollten dem Johannesjünger mit unsanften Worten einen Verweis geben.
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Ich aber beruhigte sie und sagte darauf: ,,Lasset den Ärger von eurer Seele, denn dieser verunreinigt den Menschen im Herzen, und das ist vom Übel; aber das Brot mit ungewaschenen Händen brechen und essen verunreinigt den Menschen nicht. So euch Jünger des Johannes aber das ärgert und ihr aber schon zum voraus erfahren habt, daß Ich an diesem Abend hier anlangen werde, warum habt ihr denn Mir zur Ehre nicht Anstalten getroffen, daß uns schon bei unserem Eintritt Wasser und ein Waschbecken samt Tüchern nach der Weise der Juden wäre vorgestellt worden!
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Ich sage euch, ihr durchs Wasser gereinigten Johannesjünger, ihr beachtet auch gleich den Juden alles äußere Gepränge genau und waschet und reiniget euch siebenmal am Tage, auf daß ihr stets reinen Leibes verbleibet; aber eure Herzen und Seelen sind noch sehr ungewaschen, und ihr stehet darum auch noch ferne vom Reiche Gottes.
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Johannes hat in der Wüste Buße gepredigt mit scharfer Rede zur Vergebung der Sünden und hat seine Jünger, die sein Wort annahmen und Buße gewirkt haben, im Flusse Jordan getauft und hat allen gezeigt den Weg zu Mir, Dem es allein zukommt, den Menschen ihre Sünden wahrhaft zu vergeben! So ihr aber nun vor Mir stehet, wie kommt es denn, daß ihr euch so benehmet, als wäret ihr über Mich und über Meine Jünger? Hat euch das auch Johannes gelehrt?"
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Auf diese Meine Antwort und schließliche Frage ward der Jünger des Johannes sehr verlegen und wußte nicht, was er Mir hätte erwidern sollen.
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Da trat aber ein anderer, der bescheidener war, vor und sagte zu Mir: ,,Herr und Meister, ich habe den weisen Sinn Deiner Rede vernommen und in ihm die vollste und reinste Wahrheit ersehen; doch aber hat er mir mein Herz ganz trübselig gemacht, als Du uns eben sagtest, daß wir noch ferne vom Reiche Gottes uns befinden, während wir schon des Glaubens waren, in der Mitte desselben zu stehen. Was sollen wir denn tun, um in das Reich Gottes zu gelangen?"
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Sagte Ich: ,,Tuet das, was Meine Jünger tun, und richtet die Menschen nicht nach dem Außenschein, sondern nach dem inneren Wert! Kehret allzeit nur vor eurer Haustüre, und sehet nicht auch schon zuvor nach des Nachbars Tür, ob der Weg zu ihr schon gefegt ist! Wenn ihr den Weg vor eurer Tür gereinigt haben werdet, dann erst könnet ihr auch zum Nachbar sagen: ,Freund, siehe, ich habe meinen Weg vor meines Hauses Tür schon gereinigt, du aber noch nicht; so du Zeit und Muße hast, da reinige denn auch den Weg zu deines Hauses Tür! Hast du aber ein anderes dringlicheres Geschäft, da laß es zu, daß ich auch deinen Weg rein mache!` Wenn dann dein Nachbar zu dir sagen wird: ,Tue mir den Liebesdienst!`, dann kannst du den Weg vor deines Nachbars Tür reinigen; doch zuvor reinige den deinen!
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Ein jeder Jünger ist niemals mehr denn sein Meister. So er aber durch Fleiß und Eifer so vollkommen wird, wie da ist sein Meister, dann wird er ihm auch gleichen. Wenn der Jünger aber dem Meister gleicht, da wird er auch tun, was sein Meister tut und getan hat. Dann auch hat er aufgehört, ein Jünger zu sein, und ist gleich auch ein Meister. Ist er das, dann erst kann auch er sich Jünger dingen und sie lehren seine Kunst und Wissenschaft vollkommen.
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Ihr aber seid noch lange keine Meister, sondern nur höchst schwache Jünger des Johannes. Wie könnet ihr euch denn nun schon selbst Jünger anwerben und sie lehren etwas, das ihr selbst nicht kennet? Ist es denn nicht schon eine alte Lebensregel, nach der niemand jemandem etwas geben kann, was er zuvor nicht selbst besitzt? Wie könnet ihr denn eure Jünger die Erkennung des Reiches Gottes lehren, dem ihr selbst noch ferne seid? Lernet daher zuvor selbst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit erkennen von dem Meister, der das Reich Gottes in sich hat und es euch auch geben kann! Habt ihr es dann in euch vom rechten Meister überkommen, dann erst könnet ihr es auch den andern Menschen, die es haben wollen und suchen, mitteilen und geben, und der rechte Meister wird euch darum loben und eine rechte Freude an euch und euren Jüngern haben!
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Aber wenn ein Meister euresgleichen als Führer der andern, die blind sind, noch selbst blind ist, wohin wohl wird er seine Jünger bringen? Werden da nicht Führer und Jünger, so sie zu einer Grube kommen, zugleich hineinfallen, wo dann keiner dem andern wird heraushelfen können? So ihr aber schon durchaus Lehrer sein wollet, so lernet es selbst zuvor von Dem, der da ist ein wahrer Meister und Lehrer!"