Das Grosse Evangelium Johannes: Band 9
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Der Herr in Jericho
- Kapitel 22 -
Über die Bestimmung der Menschen
12.9.1861
Sagte Ich: ,,Höre du, Nojed, samt deinen Brüdern Hiponias und Rasan! Ich bin kein Samaritan, wie du es meinst und verstehst, und doch bin Ich auch ein Samaritan; also bin ich auch kein Jude und doch wieder ein Jude; also bin Ich auch kein Heide und doch wieder ein Heide, ansonst Ich mit den Heiden keinen freundlichen Umgang hätte. Kurz und gut, Ich bin alles mit allem und in allem! Denn wo die Wahrheit, die Liebe und ihr Gutes in vollster Gemeinschaft walten, da bin auch Ich bei allen Menschen auf der ganzen Erde und verdamme niemand, der nach der Wahrheit strebt und ihrem Guten.
2
Welcher aber aus Welt- und Selbstliebe der Wahrheit und allem Guten aus ihr den Rücken kehrt und somit notwendig sündigt wider die Wahrheit und wider ihr Gutes, welches da ist die reine Liebe in Gott von Ewigkeit, der sündigt auch wider die Ordnung Gottes und wider deren unwandelbare Gerechtigkeit und verdammt sich selbst.
3
Erkennt er aber sein großes Übel und kehrt zur Wahrheit zurück und fängt an, dieselbe und ihr Gutes zu suchen und danach auch tätig zu werden, dann weicht die Verdammnis in dem Maße von ihm, als in welchem Maße er vollernstlich die gefundene Wahrheit zu seiner Lebensrichtschnur macht, und Gott greift ihm da auch unter die Arme und erleuchtet ihm stets mehr und mehr Herz und Verstand und kräftigt seinen Willen, und das gleich dem Heiden wie dem Juden. Und so bin Ich aus dem in Mir wohnenden Geiste Gottes Alles in Allem im Heiden wie im Juden. -
4
Du hältst Mich auch für einen rechten Propheten, und Ich sage es dir, daß Ich auch einer bin, - und bin es doch auch wieder nicht! Denn ein Prophet mußte tun, was ihm der Geist Gottes zu tun gebot. Ich aber bin da Selbst Herr und Diener, schreibe Mir die rechten Wege Selbst vor, und niemand kann Mich zur Rechenschaft ziehen und sagen: ,Warum tust du das?` Denn Ich Selbst bin aus und in Mir die Wahrheit, der Weg und das Leben; und wer nach Meiner Lehre tun wird und glaubt, daß Ich Selbst die Wahrheit, der Weg und das Leben und somit ein gänzlich unabhängiger, freiester Herr bin, der wird auch gleich Mir in sich das ewige Leben haben.
5
Denn so die Menschen dieser Erde Kinder Gottes werden wollen, so müssen sie in allem so vollkommen zu werden trachten, als wie vollkommen da ist der ewige und heilige Vater im Himmel, der in Sich ist die ewige Wahrheit, die ewige Liebe und Macht und alles das endlos Gute, Gerechte und Herrliche aus ihr. Darum heißt es auch in der Schrift: ,Nach Seinem Ebenmaße schuf Gott den Menschen, und zu Seinem Ebenbilde machte Er ihn und blies ihm Seinen Odem ein, auf daß er eine lebendige, freie Seele werde!`
6
Auf diese Weise sind die Menschen dieser Erde nicht etwa pure Geschöpfe der Allmacht Jehovas, sondern Kinder Seines Geistes, also Seiner Liebe, und somit - wie es auch geschrieben steht - selbst Götter.
7
So sie aber das sind, was ihnen auch ihr freiester und durch nichts beschränkter Wille laut sagt, da sind sie auch freieste Herren und Richter über sich selbst. Aber vollkommene und Gott völlig ähnliche Herren werden sie erst dann und dadurch, wenn sie den ihnen treu geoffenbarten Willen Gottes zu ihrem eigenen durch das Handeln nach demselben machen, was ihnen auch völlig freisteht.
8
Darum aber wirkt denn Gott auch nur höchst selten sichtbar unter den Menschen, weil er ihnen schon von Uranbeginn die Fähigkeit aus Sich gegeben hat, sich aus eigener Kraft nach und nach bis zur höchsten, gottähnlichen Lebensstufe erheben zu können.
9
Wer demnach, sobald er zum Gebrauch seiner Vernunft kommt, die Wahrheit und ihr Gutes zu suchen beginnt und nach dem, was er gefunden hat, auch gleich handelt, der hat schon den rechten Weg betreten, und Gott wird ihm denselben stets mehr und mehr erleuchten und ihn zu Seiner Herrlichkeit führen. Wer aber träge wird, auch durch seinen eigenen Willen, und sich an diese Welt und ihre Lustreize hängt, die nur zur Probung des freien Willens vor die äußeren und vergänglichen Sinne des Materie- oder Leibmenschen gestellt sind, der richtet sich auch selbst freiwillig und macht sich dem, was tot und gerichtet ist, ähnlich, - ist somit auch schon so gut wie gerichtet und tot.
10
Und dieser Tod ist dann das, was du unter dem Begriff ,Hölle` als Strafe der Seele für ihre Sünden verworfen hast, da du nimmer aus Furcht vor solch einer Strafe die Sünde meiden, wie auch einen Lohnhimmel fürs Handeln nach der erkannten Wahrheit erhoffen willst. Und Ich gebe dir da ganz recht; denn es gibt wahrlich nirgends eine solche Hölle, noch einen solchen Himmel. Und dennoch gibt es eine Hölle und einen Himmel, aber nicht irgend außerhalb des Menschen, sondern in ihm, je nachdem er sich selbst richtet auf die soeben gezeigte Art und Weise.