Der Grossglockner
Ein Evangelium der Berge
- Kapitel 1 -
Der Großglockner als Gebirgs- und Landesvater
Es deucht euch wunderbar das wohlgelungene Bild, wie da majestätisch ein König der Berge, der ,,Großglockner" genannt, aus der Mitte seiner großen Brüder kühn sein Haupt erhebt und schauet gewisserart nach allen Seiten hin, wo seine Kinder, von ihm auslaufend, sich befinden; aber noch wunderbarer wird es euch bedünken, wenn Ich euch, nach der guten Ordnung bei seinen kleinsten Abkömmlingen angefangen, erst also bis zu ihm hinführen werde.
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Es wird euch freilich wohl ein wenig wundernehmen, wenn Ich dartue, daß eure Steiermark auch nicht einen Hügel diesseits des Flusses besitzt, der da nicht ein Abstämmling dieses Gebirgsvaters wäre; aber das tut nichts zur Sache, - am Ende wird es sich dann bei der Summierung aller Wahrheiten wohl zeigen, wie viele Fehlhiebe wir bei dieser Darstellung werden gemacht haben.
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Und so sehet denn: Wenn ihr zum Beispiel euren besteiget, oder den sogenannten ,,Rosenberg", oder den Plabutsch, oder den Buchkogel, oder ihr verfüget euch ganz hinab in die letzten Ausläufer der windischen Bühel, da sage Ich euch: Auf allen diesen Bergen, miteingerechnet diejenigen Alpen, die ihr schon bestiegen habt, besteiget ihr immerwährend noch den Fuß des Großglockners.
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Wem solches schwer zu glauben wäre, der dürfte, um den nächsten Gebirgsweg zu haben, nur zum Beispiel hier auf dem sogenannten ,,Buchkogel" seine Reise beginnen, von dort aus aber immerwährend sich an die Gebirgsrücken halten - welche freilich nicht immerdar gleich hoch sein werden, aber dennoch immer hoch genug, um von den Tälern wohl unterschieden zu werden -, und er wird wohl auf diesem freilich etwas beschwerlichen Wege schon nach einer Tagereise auf jene Alpen gelangen, welche zumeist die Steiermark vom Kärntnerlande trennen, bei welcher Gelegenheit er dann nichts anderes braucht, als den mühsamen Weg über alle die Alpen fortzusetzen, und so er übrigens festen Fußes ist, kann er darauf rechnen, daß er binnen längstens zehn Tagen schon in die sehr nahe liegenden Gegenden unseres Großglockners gelangt ist, ohne daß er nur einmal nötig hatte, über ein tiefes Tal zu gehen.
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Diese Reise wird ihn dann sicher überzeugen, daß euer Buchkogel samt seinen noch weiterhin gedehnten Ausläufern gar wohl noch mit diesem Gebirgsvater zusammenhängt. Wer jedoch solche ziemlich beschwerliche Reise nicht zu machen gedenkt, der nehme in diesem Falle nur eine gute Landkarte, wo er freilich wohl viel bequemer dieselbe Reise unfehlbar mit seinem Finger machen kann, und er wird sich von der Richtigkeit dieser Aussage sicher überzeugen.
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,,Ja", werdet ihr aber sagen, ,,das mag wohl alles sein, denn es hängt ja der Nordpol mit dem Südpol sogar zusammen, und auf diese Weise können ja wohl der Buchkogel und der Großglockner auch zusammenhängen; aber was soll aus diesem Zusammenhang werden? Wo sieht da ein Evangelium heraus?"
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Ich aber sage: Nur eine kleine Geduld, Meine Kindlein! Denn zwischen dem Buchkogel und dem Großglockner ist des Raumes und der Dinge genug, um auf dieses Raumes Boden ein gutes Senfkörnlein auszustreuen, welches da aufgehen und seine Äste und Wurzeln so weit ausbreiten wird, wie unser großer Gebirgsvater seine Arme und Kinder ausbreitet!
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Eine Frage läßt sich hier sogleich anbringen, und zwar diese: ,,Liegt denn etwas daran, daß dort oben der Großglockner über alle Berge sein Haupt erhebt, in einem andern Lande wieder ein anderer, der noch höher ist als der Großglockner, und wieder in einem andern Lande noch ein dritter, der über alle anderen hinwegschaut?"
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Hier auf diese Frage gebe Ich eine ganz kurze Antwort und sage nichts, als daß solches im Ernste sehr notwendig ist, weil von der überragenden Höhe solcher Berge in naturmäßiger Hinsicht die ordentliche Erhaltung nicht nur derjenigen Länder, in denen sie sich befinden, sondern eines ganzen Weltteiles abhängt, wie z.B. Europa von den drei euch halbwegs benannten Bergen, Asien und Amerika von den ihren, usw.
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Bei dieser Beantwortung der Frage ergibt sich schon sogleich wieder eine andere, und zwar folgende, da ihr saget: ,,Wieso denn? Wie ist das möglich?"
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Und Ich gebe euch darauf ebenfalls eine kurze Antwort, welche also lautet: Ebenso, wie das Leben des Leibes vorn Kopf abhängt; denn wird dieser vom Leibrumpfe genommen oder sonst stark beschädigt, so geht auch alsbald das Leben des ganzen anderen Leibes unter.
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Diese Antwort genüge euch vorderhand; denn gerade also ist auch das Verhältnis solcher Berge zum übrigen Lande, wie das des Kopfes ist zu dem übrigen Leibe. Geht auch das Leben nicht unmittelbar vom Kopfe aus, so ist aber dennoch der Kopf das Hauptaufnahmeorgan des naturmäßigen Lebens, von welchem aus dann erst dasselbe, den ganzen Leib dirigierend, in alle Teile desselben ausgeht. Der menschliche Leib hat noch viele andere Extremitäten, die er verlieren kann, ohne darum das Leben einzubüßen; aber des Leibes oberste Extremität läßt sich nicht ohne den Verlust des Lebens einbüßen.
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Sehet, gerade also auch verhält es sich mit unsern höchsten Bergen. Ihr könnt zwar den ganzen Buchkogel abgraben, ja sogar über eine höhere Alpe dürft ihr euch hermachen, wenn ihr Lust und Kräfte dazu besitzt; aber wäre es jemandem möglich, sich auch über den Großglockner herzumachen und ihn zu planieren gleich dem vorher erwähnten Buchkogel oder einer anderen Alpe, so würde diese Unternehmung nicht so straflos ablaufen wie die Planierung des Buchkogels oder einer andern, bedeutenderen Höhe. Denn solche geringeren Planierungen würden beinahe gar keine fühlbaren nachteiligen Folgen nach sich ziehen, während die Planierung des Großglockners entweder alsbald eine unabsehbar weite Strecke der Länder in einen ewigen Winter oder aber wenigstens in einen weit ausgedehnten See verwandeln würde.
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Hier werdet ihr schon wieder fragen: ,,Wieso denn? Und wie ist dieses möglich?"
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Ein kleines Beispiel wird euch die Sache sogleich anschaulich machen.
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Sehet: Ihr wisset, daß vom Leibe aus alles Blut seinen Weg in den Kopf nimmt! Wenn nun der Kopf vom Leibe getrennt wird, was tut da das Blut? - Sehet, jetzt haben wir es schon; denn ihr sagt selbst: ,,Da wird das Blut ja alsbald aus den Adern treten, sich über den Leib ergießen, wodurch dann die Adern und der ganze Leib zusammenschrumpfen werden; der Leib aber wird dadurch in den sichern Tod übergehen!"
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Also ist es auch bei einem solchen Berge der Fall, der ebenfalls ein der gewaltigsten inneren Wasserquellen der Erde ist, dieselben durch seine große Grundschwere daniederhält und nur so viel durch seine Poren davon austreten läßt, daß dadurch das ganze Land weit und breit seine nötige Bewässerung erhält; den Überfluß dieser beständigen Ausdünstungen der inneren Gewässer aber saugt er aus der Luft selbst sorgfältigst wieder in sich. Damit es sich nicht so leichtlich von ihm entferne, so verwandelt er es in beständiges Eis und in beständigen Schnee, aus welchem Grunde er auch höchst selten dunst- oder wolkenlos zu erblicken ist.
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Was aber er tut, dasselbe müssen auch - wennschon in geringerem Verhältnisse - bei Zeit und Gelegenheit alle seine Kinder und Kindlein tun.
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Warum sage Ich hier ,,Kinder und Kindlein"? - Aus der einfachen Ursache, weil zur Zeit der Gebirgsbildung die höchsten Berge der Erde die ersten waren, die da gebildet wurden, und von ihnen aus dann erst die anderen in zusammenhängender Ordnung auf die Art und Weise, die euch schon bekannt ist! Nur müßt ihr euch dabei nicht etwa denken, heute wäre zum Beispiel der Großglockner, morgen seine Kinder und übermorgen seine Kindlein gebildet worden, sondern zwischen diesen sind lange Zeitperioden vorhanden, welche sich nicht selten auf mehrere Millionen von Erdenjahren erstrecken, so daß darob in einem Lande kaum zwei Berge vorhanden sind, die da gleichen Alters wären. Daß aber unser Großglockner zu den urältesten Bergen der Erde gehört, könnt ihr vorerst daraus ersehen, daß er von Mir ein ,,Vater der Berge" genannt wird, und fürs zweite, weil er ein Haupt mehrerer Länder ist, und fürs dritte bezeugt solches sein Gestein, welches da gewaltig verschieden ist von dem Gestein seiner Kinder und Kindlein.
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Wie aber alle die Berge gegen ihren Vater hin an Höhe zunehmen, also nehmen sie auch zu an Alter; und je mehr ihre Scheitel sich mit beständigem Schnee und Eise schmücken, desto erhabener und bedeutungsvoller werden sie auch. Dieses müßt ihr euch gar wohl merken, denn die Folge wird es zeigen, von welcher vielseitig großen Wichtigkeit dieser Satz ist. Wir wollen uns daher in keine langen Nebendiskurse einlassen, sondern sogleich zur Hauptsache übergehen, und zwar zuerst in naturmäßiger, dann in geistiger, dann endlich in Hinsicht.
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Es gibt gar viele Menschen, die da sagen: ,,Ich habe einen sanften Hügel, der mit Äckern, Wiesen, Baumgärten, Waldungen und Viehweiden belebt ist, um unvergleichbar vieles lieber den hundert Großglockner!"
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Solche Menschen haben zwar einesteils wohl recht; denn auf dem ewigen Schnee und Eise des Großglockners läßt sich durchaus kein Weinberg anlegen, - ja nicht einmal die allerletzte Pflanze, wie zum Beispiel das harte Steinmoos, kommt da fort.
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Ich frage aber: Ist denn ein Berg nur dann nach seiner vegetabilen Fruchtbarkeit zu taxieren? Wenn es auf die Fruchtbarkeit ankommt, da ist ein jeder Berg überflüssig; denn in der Ebene arbeitet sich's ja doch offenbar leichter denn auf was immer für einem Berge, und die Erfahrung wird euch schon gar wohl belehrt haben, daß in der Ebene alles recht gut fortkommt. Sonach ist es doch sicher eine Albernheit, einen Berg nach seiner Fruchtbarkeit zu taxieren, denn die Fruchtbarkeit der Berge ist nicht die Bedingung ihres Daseins, sondern diese dreht sich um eine ganz andere Achse. Sonach werden diejenigen wohl ihr Wort zurücknehmen müssen, welche einen fruchtbaren Hügel höher schätzen als einen unfruchtbaren hohen Gletscher, und sie werden es sich gefallen lassen müssen, wenn Ich sage: Eine vom Eise des Großglockners ist an und für sich mehr wert als eine Quadratmeile voll der fruchtbarsten Hügel!
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Hier werdet ihr schon wieder fragen: ,,Wieso denn? Wie ist das möglich?"
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Ich aber sage euch: Wenn es nur auf den gewissen Erwerbsertrag ankommt, da könnt ihr euch mit den Augen eures Kopfes, für sich allein genommen, sicher nicht einen Heller verdienen, wohl aber mit euren Händen und Füßen! Ist aber darum das Auge nicht mehr wert denn die Hände und Füße, welche ihr ohne das Licht des Auges schwerlich gebrauchen würdet?! Und doch ist die Pupille des Auges gar klein im Verhältnis zu dem Maße der Hände und Füße! Und müßt ihr nicht zuvor ein jedes Ding, das ihr mit der Hand ergreifen wollt, mit dem Auge ergreifen, und so auch mit dem Auge den Füßen allzeit vortreten?!
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Wenn ihr nun dieses beachtet, so wird euch wohl ersichtlich werden, warum Ich eine des eisigen Großglocknergrundes höher ansetze als eine ganze Quadratmeile des fruchtbarsten Hügellandes; denn so wie ihr ohne das Auge wenig Früchte tragen würdet an den Händen und Füßen, so auch würden die Ebenen und Kleinhügelländereien gar spottwenig Früchte tragen ohne den ewigen Schnee und das Eis der Gletscher. Und in dieser Hinsicht dürfte dann wohl so mancher wohlhabende Landmann eine Reise nach dem Großglockner machen und daselbst in Meinem Namen sein Eis küssen; denn es hängt von der kußgroßen Fläche des Eises am Großglockner die ganze Fruchtbarkeit seines Grundes ab.
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Möchtet ihr hier denn nicht schon wieder fragen: ,,Wieso denn? Wie ist das möglich?" - Nur eine kleine Geduld; es wird gleich kommen!
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Ihr wißt, daß sich nach dem alten Sprichwort Gleiches mit Gleichem gern vergesellschaftet. Wenn ihr in eurem Zimmer irgendeinen feuchten Stein in der Mauer habt, so wird dieser Stein nicht so leicht trocken werden, sondern wird vielmehr noch Feuchtigkeit von allen Seiten an sich ziehen und sonach seinen Feuchtigkeitsüberfluß der andern ihn umgebenden Mauer mitteilen und wird somit einen großen feuchten Fleck in eurem Zimmer bewirken.
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Sehet, also verhält es sich auch schon wieder mit unserm Großglockner! Er ist ebenfalls ein sehr großer feuchter Stein in den weit ausgedehnten Ländereien eines Erdteils und zieht dadurch von weit und weit her die in der Luft überflüssig schwebenden Feuchtigkeiten an sich. Wenn aber diese Feuchtigkeiten in tropfbarem Zustande an seinen Steinwänden blieben, so würden sie dann auch alsbald wieder in großen Strömen diesem Riesenstein entweichen und viele Ländereien um ihn herum verheeren. Damit aber solches nicht geschieht, so bewirkt er durch seine Höhe und Gesteinseigentümlichkeit, daß die in sich gesogenen Feuchtigkeiten alsbald zu Schnee, Hagel und Eis werden.
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Aber hier werdet ihr sagen: ,,Wenn das wirklich also ist und geschieht, so muß er dadurch mit der Zeit ja über ganz Europa hinauswachsen!"
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O ja, das würde auch sicher der Fall sein, wenn er keine Kinder und Kindlein hätte; aber diese Kinder entbürden dann ihren Vater, und zwar auf diese Art: Wenn seine Eis- und Schneelast von oben und außen hinzuwächst, da werden die unteren Teile oder die unteren und alten Schnee- und Eismassen eben auch stets mehr gedrückt und gequetscht, wobei sich dann diese Wasser- und Luftteile durch solchen Druck in zahllosen kleinen Partien entzünden, sich dann wieder in neblichte Dünste auflösen und diesem ihrem Gefängnisort entsteigen. Und da ein solcher Gletscher seine vorzügliche Anziehungskraft nur in seinen höchsten Regionen hat, so würden diese aus seinen niederen und unteren Regionen entwichenen Dünste sich entweder als tropfbare Flüssigkeit stromweise in die tieferliegenden Ebenen, alles zerstörend, ergießen, oder sie würden sich, wenigstens auf den höheren Punkten, dem Schnee und Eise anschließen und dasselbe also fort und fort ausdehnen und mehren, daß da in einem Jahrtausend ganze Ländereien von ihnen begraben würden.
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Aber damit weder das eine noch das andere geschieht, so sind einem solchen Gebirgslandesvater auch eine unübersehbare Menge Kinder an die Seite gestellt, welche gar begierig die Überbürdung ihres Vaters auf sich nehmen; und was ihnen selbst noch zuviel wird, da hocken um sie herum schon wieder eine Menge Kindlein, weiche den Überfluß gar begierig an sich nehmen. Und was denen auch noch zuviel wird, damit erst segnen sie das ganze andere weitgedehnte Flachland.
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Und so ihr dieses nur einigermaßen begreift, da werdet ihr es auch leicht einsehen, warum sich von einem solch hohen Berge so weitgedehnte, zusammenhängende Bergketten nach allen Richtungen hin fast strahlenartig erstrecken, und es wird euch auch nicht eben zu lächerlich klingen, wenn Ich euch sage, daß ihr selbst aus euren Hausbrunnen noch Großglocknerwasser trinkt, und daß es in eurem Lande gar spottwenig Quellen geben wird, die ursprünglich ihr fruchtbares Dasein nicht diesem Gebirgslandesvater verdanken möchten.
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,,Ja", werdet ihr sagen, ,,aber was ist denn hernach das Regenwasser?"
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Und Ich sage euch darauf, daß in eurem Lande selten ein Tropfen anderen Regens den Wolken entfällt als solcher nur, der vom Großglockner und seinen weitgedehnten Kindern über dieses Land ausgesendet wurde; und ihr würdet eben nicht gefehlt sprechen, so ihr da sagen möchtet: ,,Der Großglockner regnet über unser Land!"
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Warum denn? - Weil er drei verschiedene, weit ausgehende, kräftig wirkende Arme besitzt, von denen der eine sich in seinen Kindern und Kindlein nach allen Richtungen weit ausbreitet, der zweite in all den Quellen, Bächen, Flüssen und Strömen, oft noch weiter gehend als seine Kinder und Kindlein, - der dritte, am weitesten ausgehende Arm aber besteht in der Wolkenregion, welche eben am Großglockner für mehrere Länder ihren Zentralpunkt und an den vielen weit und breit ausgestreuten Kindern sorgliche Wächter und untergeordnete Ruhepunkte hat, wo sie sich wieder in stets mehr und mehr dunstigen Massen ansammelt. Und wenn diese Massen zum Beispiel auf der Choralpe zu dicht angehäuft werden, dann hat auch eine solche Alpe wieder untergeordnete Kindlein, welche ihrer Mutter gar begierig einen großen Teil ihrer Bürde abnehmen, - bei welcher Gelegenheit dann dieser dritte Arm des Großglockners, sich gewöhnlich in einem wohltätigen Regen ergießend, der armen Pflanzen- und Tierwelt der Ebenen sorglich unter die schwachen Arme greift und ihr eine wohlschmeckende Mahlzeit bereitet.
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Aber das ist nur eine naturmäßig-nützliche Verrichtung und Bestimmung dieses Gebirgslandesvaters.
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Es stecken nebst dieser aber noch zwei andere und viel wichtigere im Hintergrunde, welche wir in der Folge dieser Mitteilung erst werden kennenlernen; und wenn ihr erst diese werdet kennenlernen, so werdet ihr auch stets einen vorteilhafteren Begriff von der großen Nützlichkeit eines solchen totscheinenden Gebirgsriesen in euch lebendig erschauen. Denn wahrlich, Ich sage euch: Auf der Welt verhält sich alles verkehrt! Wo ihr viel Lebendigkeit sehet auf der Erde, da ist auch ebensoviel des Todes; wo ihr aber glaubt, es sei alles in einen ewigen Tod versunken, da herrscht zumeist des Lebens größte Fülle und eine unberechenbar eifrigste Tätigkeit desselben.
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Aus diesem Grunde waren zumeist alle Propheten und Seher auf den Bergen zu Hause; und Ich Selbst, als Ich als Mensch auf der Erde war, hielt Mich vorzugsweise gern auf den Bergen auf. Auf dem Berge gab ich dem Versucher den ewigen Abschied; auf einem Berge speiste Ich so viele Hungrige; auf dem Berge gab Ich in Meinem Worte den ganzen Himmel preis; auf einem Berge zeigte Ich Mich als das urewige Leben verklärt den drei euch Bekannten; auf einem Berge betete Ich, und auf einem Berge wurde Ich gekreuzigt.
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Darum achtet die Berge; denn wahrlich, je höher sie ihre Scheitel über die Schlammtiefe des menschlichen Eigennutzes erheben, desto geheiligter sind sie auch und desto segnender das ganze andere Land.
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Wie solches zugeht, haben wir schon zum Teil gehört; die Folge aber wird euch erst alles dieses ins klarste Licht stellen, - und so lassen wir es heute bei dem bewendet sein!