Gottes Neue Bibel

Die Geistige Sonne
Band 1

Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits

- Kapitel 3 -

Die Uhr - ein Entsprechungsbild der Sonne

Ihr habt eine Uhr gewählt. Dieses Beispiel ist besser, als ihr es zu denken vermöget, denn auch Ich hätte einen Zeitmesser genommen. Daher wollen wir nun dieses Beispiel sogleich etwas kritisch durchnehmen, und es wird sich dann alsbald zeigen, ob es uns um eine Stufe höher denn das vorige bringen wird.
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Wenn ihr also eine Uhr betrachtet, so erblicket ihr auf diesem kleinen zeitmessenden Werkzeug lauter kultivierte Materie. Ihr sehet einen wohlberechneten Mechanismus, der also beschaffen ist, daß ein Triebrad mit seinen Zähnen in die Zähne eines anderen Rades greift. Ihr sehet, wie das ganze Rädertriebwerk mittels einer verhältnismäßig starken Kette mit der elastischen Feder verbunden ist, die das ganze Werk durch ihre innewohnende Kraft in die zweckmäßige Bewegung setzt. Wenn wir dieses ganze Werkchen noch näher in Augenschein nehmen, so entdecken wir noch eine Menge Ristchen und Häkchen im selben. Alles ist berechnet und hat seine Bestimmung.
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Haben wir das innere Werk recht beschaut, so können wir uns zur Besichtigung der äußeren Gestalt verfügen. Was erblicken wir da? Ein flaches Zifferblatt und ein paar ganz einfache Zeiger darüber. - Was verrichten diese Zeiger auf dem ganz einfachen Zifferblatt? - Sie zeigen, wie ihr wißt, die Stunden des Tages und der Nacht an und messen somit die Zeit. Die Zeit, die von diesen Zeigern gemessen wird, ist doch sicher etwas Allumfassendes und ist auch etwas alles Durchdringendes und ist auch das Zentrum allenthalben, wo ihr nur immer hinblicken wollet. Denn es kann niemand sagen: Ich bin am Ende der Zeit, oder: Die Zeit hat mit mir nichts zu schaffen, oder: Die Zeit umgibt mich nicht. Denn sooft jemand etwas tut, so tut er es in der Mitte der Zeit. Warum denn? Weil er von der Zeit allezeit durchdrungen und allenthalben gleich umfaßt wird. Solches zeigt uns auch die Uhr. Im Zentrum des Zifferblattes sind die Zeiger angebracht und beschreiben mit ihren Enden einen genauen Kreis. Da sie aber vom Zentrum aus bis zu dem beschriebenen Außenkreise ununterbrochen als eine konkrete Materie fortlaufen, so beschreiben sie vom Zentrum aus eine zahllose Menge von stets größer werdenden Kreisen. Also ist es ja klar und ersichtlich, daß solche Kreisbeschreibung vom Zentrum des Stiftes, daran die Zeiger befestigt sind, ausgeht, sonach die ganze Zifferblattfläche durchdringt und am Ende von derjenigen Zeit, die sie mißt, wie von einem endlos großen Kreise umfaßt wird.
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Gehen wir aber wieder zurück auf unser inneres Uhrwerk. Da werden wir eine unbewegliche Ober- und Unterplatte und unbewegliche Säulchen entdecken, durch welche die Ober- und Unterplatte miteinander befestigt sind. So werden wir auch eine Menge unbeweglicher Stiftchen, Häkchen und Stellschräubchen entdecken. Liegt wohl in diesen unbeweglichen Dingen auch schon etwas von der endlichen Bestimmung des Werkzeuges, welche sich über dem Zifferblatte ausspricht? Ja, auch in diesen unbeweglichen Teilen liegt die endliche Bestimmung wie stumm ausgesprochen zugrunde.
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Wenn wir aber ferner in das Uhrwerk blicken, so sehen wir ein verschiedenartiges Bewegen der Räder; fürs erste ein munteres Perpendikelchen, sodann sein nächstes Rad. Das Perpendikelchen ist noch sehr ferne von der Hauptbestimmung, denn es mag noch keinen vollständigen Kreis beschreiben, sondern es wird stets hin- und hergetrieben und kommt trotz seiner im ganzen Werke schnellsten Bewegung dennoch nicht weiter. Das nächste Rad, welches offenbar von dem sich viel zu schaffen machen wollenden Perpendikel beherrscht wird, lauert die lustigen Sprünge des Perpendikels ab und schlüpft bei jedem Sprunge eine Stufe weiter in seinem Kreise, und macht darum schon eine wenn auch noch ziemlich schnelle, aber dennoch fortwährende Kreisbewegung. Man merkt dieser Bewegung wohl noch das Hüpfen des Perpendikels an, aber dieses schadet der Sache nichts. Die kreisförmige Bewegung ist dennoch gewonnen. Das nächste Rad nach dem Perpendikelrade bewegt sich schon viel gleichartiger, beschreibt einen ruhigen Kreis und ist der Hauptbestimmung um vieles näher. Das diesem nächste Rad bewegt sich noch viel langsamer, gleichartiger und ruhiger und ist der Hauptbestimmung darum auch schon um vieles näher, ja es greift schon völlig in dieselbe. Das letzte Rad ist an der Bestimmung selbst, drückt dieselbe in seiner mechanischen Bestimmung schon aus; nur kann diese in dem Mechanismus noch nicht erkannt werden.
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Aber eben hier, wo sich gewisserart verborgenermaßen die Hauptbestimmung schon im materiellen Mechanismus ausspricht, dringt aus dem Zentrum des Mechanismus eine Spindel hinaus über das Zifferblatt. Auf dieser Spindel sind die Zeiger angebracht, die in ihrer größten Einfachheit endlich die einige Bestimmung des ganzen künstlich zusammengesetzten mechanischen Werkes ausdrücken.
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Sehet ihr nicht schon recht klar, wohinaus sich die ganze Sache drehen will? Alles noch so Mannigfaltige und Zusammengesetzte zeigt in sich ja die endliche Einung zu einem Hauptzwecke; und ein unansehnliches Stiftchen darf nicht fehlen, wenn der letzte Zweck vollends erreicht werden soll. -
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Nun gehen wir wieder auf unsere Sonne über. Sehet an diese große goldene Uhr als Messer von für euch undenklichen Zeiten. Wir haben den verschiedenartigen Mechanismus dieser riesigen Uhr gesehen, wir sahen, daß auch hier Meine Liebe die allmächtige lebendige Triebfeder ist, welche innerhalb der zwei großen Platten, die da Ewigkeit und Unendlichkeit heißen, dieses große Werk in Bewegung setzt. Wir haben alle die zahllosen Triebräder gesehen und alle die Stiftchen und Säulchen, wir kennen nun das mechanische Werk. Aber aus der Verschiedenartigkeit von dessen Teilen läßt sich die endliche Hauptbestimmung ebensoschwer erkennen, als so jemand wollte ohne Beachtung des Zifferblattes bloß nur durch die Betrachtung der verschiedenartigen Bewegung des Räderwerkes die stundenweisen Abschnitte der Zeit genau bestimmen. Solches wäre richtig und läßt sich nichts dagegen einwenden, möchte so mancher sagen, aber die Frage geht nun dahin: Wie kommen wir denn bei diesem großen Mechanismus auf die Zentralspindel, die sich aus dem Materiellen erhebt und hinausragt über das große Zifferblatt der endlichen einigen großen Bestimmung? Ich sage euch: Des sei uns nicht bange, denn nichts ist leichter zu bewerkstelligen als gerade das, wenn man schon ein Werk zuvor also durchblickt hat, daß einem alle Bestandteile im wesentlichen bekannt sind. Da wir aber schon einmal die Uhr als ein gutes Beispiel gewählt haben, so wollen wir eben auch mit diesem Beispiel uns zur großen Oberfläche erheben.
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Wer je eine Uhr betrachtet hat, der wird zumeist gefunden haben, daß drei Dinge in derselben eine nahe ganz gleiche Bewegung haben. Das erste Ding ist das Kapselrad, in dem die Triebfeder verschlossen ist, das zweite ist dann das Haupttriebrad, welches mittels der Kette mit dem Federkapselrad verbunden ist, und das dritte ist das Zentralspindelrad, welches die Zeiger über dem Zifferblatte in Bewegung setzt.
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Wollen wir aufs große Zifferblatt hinausgelangen, so müssen wir sehen, wem diese drei Räder entsprechen. Wem entspricht denn das Federkapselrad? Das ist ja mit den Händen zu greifen, daß solches der Liebe entspricht, daß die Feder die Liebe vorstellt, indem sie verschlossen ist und gewisserart von innen aus das Leben des ganzen Werkes bewirkt. Also liegt demnach in der Liebe schon die ganze Hauptbestimmung des Werkes ganz einig und vollkommen zugrunde.
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Wem entspricht denn das zweite Rad von gleicher Bewegung, das mit dem Federrad mittels einer Kette verbunden ist? Dieses Rad entspricht der Weisheit, die aus der Liebe ihr Leben empfängt und somit auch mit derselben in engster Verbindung steht. Wem entspricht das Hauptzentralspindelrad? Der ewigen Ordnung, die aus den erstbenannten zwei Rädern lebendig hervorgeht und das ganze Werk in all seinen Teilen also einrichten läßt, daß endlich alles sich zur Erreichung desjenigen Hauptzweckes fügen muß, der sich aus der Liebe und Weisheit eben in dieser Ordnung ausspricht. Sehet, jetzt haben wir schon das Ganze. Das Spindelrad ist gefunden, es heißt die Ordnung. Auf dieser Spindel wollen wir demnach auch aufwärtsklettern und erschauen die große endliche Bestimmung der Dinge, wie sich dieselbe genau entsprechend der ewigen Liebe, Weisheit und der aus diesen zweien hervorgehenden Ordnung gemäß ausspricht.
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Nun hätten wir ja mit dem Beispiel vollkommen unseren Zweck erreicht. Wir befinden uns darum auch schon auf der geistigen Sonne, ohne daß ihr es noch ahnt und einsehet wie und auf welche Art. Ich aber sage euch: Gehet nur einmal flüchtig die gegebenen Beispiele durch, und ihr werdet es vom Anbohren der Bäume angefangen bis endlich zur Uhr leicht finden, daß wir uns gewisserart inkognito eben mit diesen Beispielen auf der geistigen Sonne recht munter herumbewegen, während ihr noch immer harret, auf dieselbe zu gelangen. Wir sind schon am Zifferblatt und brauchen somit nicht mehr an der Spindel heraufzuklimmen.
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Aber ihr fraget: Wie denn? Die Sache klingt wie ein Rätsel. Ich aber sage: Wo die Bedeutung der Dinge, wenn auch noch mehr im Allgemeinen denn im Sonderheitlichen, gezeigt wird, wo gezeigt wird, wie endlich alles auf die Einung ankommt, wo sogar diese Einung durch allerlei anschauliche Beispiele dargestellt wird, da scheint nicht mehr die naturmäßige, sondern die geistige Sonne. Die Folge aber wird es in das klarste Licht stellen und wir werden daraus ganz klar ersehen, daß wir uns schon auf der geistigen Sonne befinden.
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So jemand eine Fackel in der Hand hält, so wird er doch auch wissen, wozu die Fackel gemacht ist. Wenn er noch in der Dunkelheit wandelt, was ist wohl leichter, als sich im Besitze einer Fackel zu helfen? Man zünde nur die Fackel an, und sobald wird die Dunkelheit in Blitzesschnelle verschwinden. Wir aber haben ja die Fackel in der Hand. Die gegebenen Beispiele sind die Fackel; was braucht es hernach mehr, als diese hell leuchtende Fackel mit einem kleinen Funken der Liebe anzuzünden, und das große bedeutungsvolle Zifferblatt der geistigen Sonne wird sobald erhellt sein. Darum werden wir auch für die nächste Gelegenheit nichts anderes tun, als unsere gute Fackel mit der scintilla amoris anzünden und bei diesem herrlichen Lichte beschauen die große Bedeutung der Dinge auf der geistigen Sonne. Und so denn lassen wir es wieder heute bei dem bewendet sein! -

Fußnoten