Die Geistige Sonne
Band 1
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
Das Reich Gottes
- 1 -
Wir schau'n empor zu stillen Geisterhöhen,
und des Gemüts verklärte Blicke sehen,
wie sich der Wahrheit Reich zur Erde neigt.
Um unsre Seele spielt sein Himmelslicht,
durch unser Wesen strömt sein heilig Feuer.
Und aus des Herzens tiefsten Quellen bricht
das ew'ge Leben zu des Bundes Feier.
- 2 -
Es dehnt sich aus in aller Zeiten Ferne,
umschlingt die Erd und zahllos viele Sterne
und ist, wo nur ein Herz fürs Gute glüht!
Wer hat in ihm die Bürgerzahl erspäht?
Wer kennet seiner Kräfte Füll' und Regen,
die Saaten all, unendlich hier gesät,
und des Gedeihns und Reifens goldnen Segen?
- 3 -
Hier ist in vollster Kraft der Freiheit Walten!
Die Hoffnung blüht, und Glaubens Lichtgestalten
ergehn sich in der Liebe Frühlingsschein.
Das Hochvertrau'n blickt zur Vollendung hin,
die Demut in ihr eignes Licht, errötend.
In tiefstem Frieden ruht versöhnter Sinn.
Es kniet die Andacht, hochbegeistert betend.
- 4 -
Wie sich die ew'gen Geister um Ihn schwingen,
sich stets Ihm nah'n in engern Ringen,
bis ganz ihr Leben in das Seine fleußt!
Wer wird nicht seiner Kindschaft sich bewußt?
Wer fühlt nicht schmerzlich, was im Staub ihm fehle?
Ein tiefes Heimweh glüht in unsrer Brust,
nach ihrem Urquell lechzt die durst'ge Seele. Jakob Lorber