Gottes Neue Bibel

Die Haushaltung Gottes
Band 1

Die Urgeschichte der Menschheit

- Kapitel 151 -

Seth sucht das Licht im Lichte

13. November 1841
Dem Seth aber ging dieses sonderbare Lichtmachen Abedams nicht aus dem Kopfe. Er getraute sich zwar niemanden darüber zu befragen; aber er spähte doch hin und her. Seine Augen durchsuchten alle Winkel der Hütte, und seine Gedanken ließen keine erdenkliche Art des Lichtmachens vom Grunde aus unbeachtet.
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Allein Licht bloß durch ein ,Es werde Licht!` hervorzubringen, und das noch ein Licht, welches alle Winkel gleich stark erleuchtet und nirgends einen Schatten macht, solches war dem Seth noch nie vorgekommen; doch zu fragen getraute er sich niemanden.
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Es merkte aber solches Suchen Seths bald der Adam und fragte den Seth: ,,Mein Sohn Ahbel-Seth, was suchst du, oder was bemerkst du? Oder findest du etwas hier in der Hütte, das dich befremdet?"
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Und der Seth entgegnete voll Ehrerbietung: ,,Geliebter Vater, siehe, es ist zwar etwas sonderbar zu sagen, aber es ist bei mir nun einmal also: Ich suche Licht im Lichte und kann es nicht finden! Es blitzt zwar draußen ein starkes Ungewitter, sich aus der Morgengegend erhebend und gegen uns herziehend; aber fürs erste ist es noch etwas zu ferne, als daß seiner beständigen Blitze Leuchten also erhellen möchte die Hütte, und fürs zweite ist das Dach der Hütte so gut, daß, so das Gewitter auch schon über uns stünde, doch nicht so leicht eines hellen Blitzes Strahl durch dasselbe zu dringen vermöchte.
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Und vermöchte er auch solches, müßte aber damit seinem Leuchten nicht auch zugleich der Schatten der erleuchteten Gegenstände mit entstehen?!
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Siehe, geliebter Vater, das ist alles, was ich suche; sonderbar zwar, aber wahr, Licht im Lichte!"
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Und der Adam erwiderte dem Seth: ,,Ja, wahrlich sonderbar! Aber siehe, sonderbarer noch kommt es mir vor, daß du vergeblich suchst, und siehst doch den Künstler unter uns! Suche den, und du wirst das Licht im Lichte bald haben!
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Wenn du siehst einen leuchtenden Stein, so simulierst du und fragst dich: ,Woher sein Licht?` Aber du kannst da niemanden fragen, woher das Leuchten ist, und wie es bewirkt wird; denn der große, mächtige Künstler ist heilig und antwortet dem nicht, das unrein ist vor Ihm, und es ist da schwer, über des Steines Leuchten ins klare zu kommen.
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Du siehst in der Nacht wie am Tage der Lichter mannigfachste Arten; wen aber kannst du über ihr Wesen fragen, so sie dich wundernehmen sollten?!
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Hier aber ist Licht und Künstler zugleich gegenwärtig, und du suchst, was uns allen so nahe ist, das Licht im Lichte?! - Möchtest du nicht auch einmal versuchen, den Tag im Tage zu suchen?"
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Die Worte Adams an den Seth waren hier voll der glänzendsten Wahrheit; allein wie der Seth suchte, was sein Herz nicht verstand, also auch redete hier Adam Worte, die er auch nicht im geringsten verstand.
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Nach der Rede Adams aber trieb es den Seth doch noch zum Abedam hin, um sich bei Ihm zu erkundigen, wie Er denn dieses herrliche Licht zuwege gebracht habe.
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Der Abedam aber hieß den Seth willkommen und antwortete ihm eher noch, als der nun etwas furchtsame Seth mit einer passenden Frage herauskam, wie da folgt:
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,,Seth, möchtest du nicht auch also Licht machen können? Ja, ja, solches möchtest du wohl, und Ich sage dir, es ist solches nicht einmal so schwer, als du es dir vorstellst, und das Mittel dazu ist ein ganz einfaches! Und wie du es an Mir bemerkt haben wirst, besteht es in lediglich nichts anderem als allein in einem ernstgläubigen ,Es werde Licht`, und es wird Licht werden, wo sonst die Finsternis waltete!
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Siehe, nun hast du alles, das ganze Geheimnis, und damit dein Licht im Lichte, und die Folge wird dich lehren, daß du jetzt ganz gewiß das Licht, ja das wahrste Licht im wahrsten Lichte ganz sicher gefunden hast!
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Aber du hast noch immer ein fragendes Gesicht! Ist es denn nicht genug, so Ich dir das Ganze Meiner Kunst mitgeteilt habe?!
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Gehe hin in deine finstere Hütte, und tue ernstgläubig, desgleichen du Mich tun sahst, und du wirst dich dann ja wohl überzeugen, ob es sich nicht also verhalte mit dieser Kunst!"
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Und der Seth ging alsbald aus der Hütte Adams in die seinige, allwo die Seinigen in der Finsternis versammelt waren und sich vor dem stets näher heranziehenden Ungewitter, das da überaus furchtbar drohend aussah, fürchteten. Als er hineintrat, sprach er alsbald: ,,Es werde Licht!" - und siehe, es ward augenblicklich Licht!
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Aber jetzt erst nach diesem wunderbaren Gelingen, worüber auch alle seine Kinder sich entsetzten und vor Verwunderung fast ganz starr wurden, war es aus bei Seth!
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Er wurde nun beherzter, beruhigte zuerst die Seinigen und ging aber dann alsogleich wieder zurück in die Hütte Adams, dankend zuerst dem fremden Abedam für die Mitteilung solcher wunderbaren Kunst, und fing dann an, nach und nach alles auszukramen, was ihn beim wunderbaren Gelingen dieses sonderbaren Lichtmachens alles von neuem gefangennahm.
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Und der Abedam erwiderte, ihn sanft belehrend, folgendes: ,,Seth, siehe, siehe, wie sehr du noch ein bloß äußerer Mensch bist, nachdem du doch auch im Abende unter denen warst, deren inneres Licht den Asmahael zuerst erkannt hat, und warst hernach Zeuge von all Seinen Wundertaten!
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Wahrlich, damals stiegen in dir nicht so viele Zweifelsfragen auf als jetzt! Hast du denn die an Adam gerichteten Worte Emanuels überhört, die Er zum Adam gesprochen, als dieser Ihn bat, Er möchte Sich nach der Opferung Henochs doch nicht so bald entfernen von euch allen?!
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Meinst du denn, Emanuels Kraft ist in Seiner Sichtbarkeit mehr gegenwärtig denn in Seiner Unsichtbarkeit?!
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Siehe, darin liegt alles, was dich noch gefangenhält! Kannst du irgendeine wirkende Kraft je mit dem Auge der Materie erschauen, oder hast du je gesehen, was da bewegen macht nach deiner Willkür deine Glieder und treibt ohne dein Hinzutun dein Blut durch all die Adern und macht dein Haar wachsen und deine Nägel und deine Haut und verteilt die Speisen im Magen und tut noch zahllos anderes mehr?!
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Oder hast du je gesehen den Wind, und wie da ist seine Gestalt, oder die den Keim treibende Kraft, oder die, welche die Sonne führt vom Aufgange bis zum Untergange, und so die Sterne und den Mond?! Oder mit welchem Auge hast du je gesehen die Kraft, welche all die Bäche, Flüsse und Ströme dem Meere zutreibt?!
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Siehe also, wie töricht du noch geblieben bist! Höre denn und merke dir's wohl: Jede Kraft, die da in was immer oder wo immer oder wie immer wirkt, ist aus Gott als dem Urquell aller Mächte und Kräfte. Gott aber als Gott kann in Seinem Urwesen ewig nie von einem von Ihm geschaffenen Wesen geschaut und begriffen werden; denn wer da Gott sehen möchte, der könnte nicht leben, da Gott unendlich, jedes Wesen aber endlich ist. Wie aber könnte je das Endliche schauen und begreifen das Unendliche?!
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Oder meinst du wohl, es wäre dir möglich, ausgedehnt zu werden bis ins Unendliche und dabei zu erhalten dein Fünklein Leben?!
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Siehe, so du Mir aber im Herzen auch fragend erwiderst: ,Was und wer war denn hernach der gesehene Emanuel?`
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so sage Ich dir aber: Gott kann Sich überall als liebender Vater einen scheinbaren Leib erschaffen und wirken durch denselben; aber dann ist nicht das, was du siehst, der Vater, sondern das, was da wirkt durch das von dir Gesehene!
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Solches aber sollst du verstehen, damit deine Liebe nicht an etwas hängenbleibt, was da nicht das eigentlich Wahre ist!
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Und so wisse denn auch vom Lichte im Lichte: Wäre nicht licht und sonnenhaft dein Auge, möchte es wohl je gewahren die Sonne und ihr Licht?! Also auch, wenn in dir nicht wäre Gottes Kraft, möchtest du je etwas Göttliches begreifen?! Da du aber solches kannst, so ist ja Gottes Kraft auch in dir; kann diese Kraft aber nur sich begreifen, oder kann sie nicht etwa noch mehr?!
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Siehe, wie finster es in dir noch ist; darum heiße es auch einmal bei dir Licht werden! Amen."

Fußnoten