Die Haushaltung Gottes
Band 1
Die Urgeschichte der Menschheit
- Kapitel 51 -
Jareds Freude über seinen Sohn Henoch
Und siehe, da ging der Henoch, wie ihm Adam geboten hatte, und beobachtete alles genau, was ihm Adam gewiesen hatte.
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Als er aber zur nahen Hütte Seths kam, fand er ihn noch schlafend und wagte nicht, ihn zu wecken, da der Seth ihm, zunächst Adam, ein hochgesegneter Vater war. Und als er dann ferner seine Augen forschend an den gestirnten Himmel heftete und seine Blicke richtete gegen Aufgang, um zu ermessen nach der Stärke der Morgendämmerung die Zeit des Aufganges, siehe, da kam Jared herbei und segnete Henoch und sprach zu seinem Sohne:
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,,Mein lieber Sohn, siehe, vor Freude konnte ich heute nicht schlafen darob, daß du so viel Gnade vor Gott gefunden hast! Denn wer hätte vor heiliger Scheu je gewagt, nach dem Untergange außer dem Seth die geheiligte Hütte Adams zu betreten, - und du darfst nun sogar darinnen wohnen! Und das jetzt noch um so mehr, da wir gestern alle der unermeßlichen Gnade Augen- und Ohrenzeugen waren, die dieser Hütte von der allerhöchsten Höhe Gottes widerfahren ist!
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O du mein lieber Sohn, siehe, meine Freude ist zu groß, als daß ich es nur im geringsten vermöchte, dir zu zeigen, wie sehr darob mein Herz, überfröhlich dankend, liebegebrochen wurde; ja, es kommt mir vor, ich sollte jeden Baum liebend umfangen, und seine Rinde küssen, die Sterne selbst ja kommen mir heute ganz nahe vor und hauchen mir lauter Liebe entgegen!
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O Henoch, siehe, Freude und Liebe erdrücken mich, und meine Zunge bebt vor Wonne, daß ich nicht mehr zu reden vermag mit dir! Nur sage mir, was denn dich schon so früh hergelockt hat aus der geheiligten Wohnung unseres Erzvaters!
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Denn dich kann nicht das, was mich nicht schlafen ließ, herausgetrieben haben! Denn was vor mir ist, ist meine Freude und Gnade, - du aber bist in der Freude und Gnade; siehe, daher muß dich ein höherer Wille geleiten! O Henoch, mein lieber Sohn, verschweige mir nicht das Heiligtum, das dir ins Herz gelegt wurde; denn nichts Geringes ist und kann das sein, das du, dich danach kehrend, im Herzen trägst! O verhehle es nicht vor mir, deinem Vater!"
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Als aber der fromme Henoch solches vernommen hatte, blieb er, seinem Vater dankend für den Segen und ihn liebkosend, stehen und sprach folgendes:
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,,O lieber Vater Jared, du kennst ja deinen Sohn, dessen Alles auch das Deinige ist, wie ich nichts habe, daß ich es nicht zuvor von dir empfangen hätte, und es ist meine Liebe dein Grund und meine Freude dein Segen, und durch meine Augen schaut eine Seele aus dir, und dein Blut schwellt meine Adern, und alle meine Eingeweide sind aus dir, und so hast du auch mich nur Gott und Seine Liebe gelehrt und machtest mich aufmerksam auf Seine Gnade, und siehe, so sind alle meine Tritte und Schritte dein Werk durch die große Gnade von oben, und es kann dir nichts fremd sein, was ich tue; aber siehe, der mich nun herausgesandt hat, der ist mehr denn du und ich, und ist unser aller Erzvater Adam! Warum er mich hierher hat gesandt, darf nur er vor allen zuerst wissen, da er der Erste auf der Erde unter uns allen ist, und weil das, was er mir anvertraute, weder mein noch dein, sondern sein ist.
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Daher, lieber Vater, du auch nicht eher forschen möchtest, als bis du es erfahren wirst von dem, dessen es ist, damit er es dann gebe von oben herab an alle, die es vonnöten haben.
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Bald wird er heraustreten, und dann wirst du es schon gar wohl erfahren beim Aufgange der Sonne!"
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Und als der Henoch noch solches redete, siehe, da trat auch schon der Seth aus seiner Hütte und wurde alsobald der beiden ansichtig, ging hinzu und segnete alsobald beide. Diese aber verneigten sich gar ehrfurchtsvoll und dankbar gegen ihn. Seth aber fragte den Henoch alsbald eben auch das, wonach sich schon Jared erkundigt hatte, brachte aber ebensowenig aus dem Henoch heraus wie zuvor der Jared. Seth aber wunderte sich darob, daß Henoch so verschwiegen sei, und der Henoch entgegnete ihm:
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,,Vater Seth, du bist an der Stelle Ahbels ein gesegneter Sohn und weißt, daß du Gott und Adam zum Vater hast näher denn ich und mein Vater Jared! Hat er dir nicht gegeben all das Seine, daß es nun ist das Deine?! So mich aber Adam aus sich gesandt hat, zu erforschen, was seines Herzens ist, siehe, wie verlangst du von mir, daß ich es dir früher geben möchte als dem, dessen Herz mich dazu nötigte, solches für ihn zu sammeln, damit er dann etwas hätte, um es als Vater am Morgen euch allen zu geben?!
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Siehe, alles, was mein ist, kannst du ja haben ohne Vorenthalt, denn es war zuvor lange schon dein, bevor es zum Meinigen ward; allein Adam hat vor uns allen etwas voraus, und so muß er auch zuerst empfangen, damit er es dir und allen wieder geben kann. Siehe, die Sonne naht ihrem Aufgange, der Mond eilt blaß seinem Untergange zu, und die Sterne treten ab vom großen Schauplatze der Nacht, und der Vater Adam steht schon vor der Türe seiner geöffneten Wohnung, meiner harrend; daher nur noch eine kleine Geduld, und ihr werdet alsbald empfangen, was zu sammeln ich so früh ausgesandt wurde!"
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Nach solcher Rede empfahl sich Henoch seinen Vätern und ging eilends zur Hütte Adams, warf sich vor selbem auf sein Angesicht, dankte Mir im Staube, erhob sich endlich, da ihn Adam gerufen hatte, trat voll Ehrfurcht in die Hütte und berichtete ihm alles genau, was er treulich beobachtet hatte.
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Und als der Adam solches hatte treulich vernommen aus dem Munde Henochs, siehe, da erhob er sich alsobald und sagte zuerst zur Eva: ,,Eva, mein getreues Weib, ruhe sanft in Gottes Gnade, bis ich wiederkomme, von Henoch aus und ein begleitet; denn schon harren auf allen den Bergen die Kinder meines Segens. - Und du, mein geliebter Henoch, geleite mich auf den Hügel gegen Morgen, auf daß mein Segen nicht später komme denn die Strahlen der Morgensonne zu all den Kindern auf den Bergen, wie auch zu denen, die da bewohnen als Hirten die kleinen Ebenen zwischen den Bergen, und daß der Herr die in der Tiefe noch verschonen möge eine Zeitlang mit Seinen strengen Gerichten! Nun lasse uns eilen! Amen."