Der Saturn
Darstellung dieses Planeten samt Ring und Monden und seiner Lebewesen
- Kapitel 34 -
Häusliche Verfassung der Saturnmenschen. Anpflanzung eines Tempels. Das größte Gesetz. Auswanderungen. Nächstenliebe
Wer ist denn auf dem Hochland der Vorstand oder das Oberhaupt einer solchen oft sehr zahlreichen, allgemeinen Familie?
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Hier und da findet es sich vor, daß noch ein Urstammvater lebt; dann ist dieser, solange er lebt, das Oberhaupt und zugleich auch der Oberpriester einer solchen Familie. - Stirbt er und es sind zwei oder mehrere Söhne von ihm da, so wird der älteste zum Oberhaupte sowohl in häuslichen als in kirchlichen Sachen erwählt. - Stirbt auch dieser und ein oder der andere Bruder von ihm ist noch am Leben, so überkommt da allzeit der älteste Bruder die Oberleitung. - Stirbt aber auch dieser, so kommt dann die Oberleitung auf den erstgeborenen Sohn desjenigen Bruders, der nach dem Urstammvater als Ältester der Familie die Oberleitung übernommen hatte. Auf diese Weise geht solche Oberleitung immer auf den Ältesten der Familie über.
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Ist eine Familie weniger zahlreich, so setzt sich die Übernahme solches Oberleitungsamtes bis ins siebente, manchmal auch bis ins zehnte Glied fort. Wenn aber die Familie nur sehr zahlreich ist bis ins fünfte Glied? Sodann geschieht eine Teilung, und zwar dadurch, daß zwei oder drei der Ältesten demjenigen von ihnen die allgemeinen Familienwirtschaft überlassen, welcher der älteste ist. Die jüngeren zwei aber nehmen ihre angehörigen Familienglieder zu sich, lassen sich von dem bleibenden Bruder aussteuern, ziehen mit ihrer Habe ergeben von dannen und suchen sich irgendeinen solchen, noch unbewohnten Baum auf. Daselbst verrichten sie ihre Dankgebete und bitten unter dem Vorstand des Ältesten den Großen Geist, daß Er ihnen dieses lebendige Wohnhaus segnen und sie erhalten möchte samt dem Wohnhause.
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Nach solchem Gebet geht dann der Älteste mehrere Schritte fürbaß und betet da allein, daß der Große Geist ihm möchte, so wie Er es seinen Vätern getan hatte, einen Geist des Lichtes zukommen lassen, der ihm zu allen Zeiten den Willen des Großen Geistes kundgeben möchte. Bei solcher Begebenheit fallen dann alle anderen Familienmitglieder auf ihre Angesichter. Der Älteste hört nicht eher mit seinen Anrufungen auf, als bis der Große Geist ihm den erwünschten Geist des Lichtes gesandt hat.
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Wenn der Geist des Lichtes zu unserem Ältesten gekommen ist, dann bittet der Älteste den Geist, daß er im Namen des Großen Geistes den neuen, noch unbewohnten Baum segnen solle, ihn selbst aber zuerst auf diesen Baum führen und ihm die Stelle anzeigen möchte, die er als leitendes Oberhaupt zu bewohnen habe. - Ist solches geschehen, so dankt der Älteste in Gegenwart des Lichten dem Großen Geiste für solche große Gnade. Sodann läßt er sich vom Geiste wieder hinabführen bis zu der Stelle, wo der Geist des Lichtes ihm erschienen ist. Auf dieser Stelle nun verläßt derselbe den Ältesten wieder, nachdem er ihm zuvor seinen Willen gestärkt hatte.
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So gestärkt in seinem Innern, kehrt der Älteste zur noch am Boden liegenden Familie zurück und tut einen starken Ruf, auf welchen sobald alle aufstehen und den Großen Geist loben und preisen, daß Er sie einer solchen Gnade gewürdigt und ihnen einen eigenen erweckten Patriarchen gegeben hat.
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Wenn auch dieses vollbracht ist, dann teilt der Älteste die Äste an die Familienväter aus, und diese werden dankbar in Besitz genommen. Sie werden alsbald gereinigt und vollkommen zur Wohnung tauglich gemacht.
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Bei solcher Gelegenheit, welche auf unserem Planeten freilich nur selten vorkommt, geht es dann allzeit ganz fröhlich und bunt zu. Der Baum wäre zwar da und auch vollkommen bewohnt; aber im weiten Kreise um den Baum gibt es noch keine lebendigen Wohnhäuser und keine erbauten Vorratskammern. Darum wird auch nur der erste Tag müßig zugebracht und wird da alles gehörig überdacht, überlegt und beraten, natürlich unter dem immerwährenden Vorstand des Ältesten; denn ohne seine Zustimmung macht niemand einen Schritt.
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Wenn dann der nächste Tag angebrochen ist, wird sogleich zum Ausmessen für die noch fehlenden Häuser geschritten. Sodann werden die ausgemessenen Plätze vom Vorstand gesegnet und die Samenkörner derjenigen Bäume, welche tauglich sind für die Errichtung der lebendigen Häuser, in gerechter Ordnung in das Erdreich gesteckt.
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Ist diese Arbeit verrichtet worden, wozu im allgemeinen selten mehr als ein einziger Tag verwendet wird, dann wird am nächsten Tag in einem benachbarten Wald das taugliche Holz für die Vorratskammern gefällt, bei welcher Arbeit die euch schon bekannten nützlichen Haustiere keinen unbedeutenden Dienst leisten. Beim Fällen der Bäume ist es das euch schon beschriebene halb wilde und halb zahme Schnabeltier, welches mit seinem überaus kräftigen Schnabel von den Pyramidenbäumen die dicksten Äste herabbeißt, welche dann unsere bekannten ,,Saturn-Hausknechte" ergreifen und behende an Ort und Stelle schaffen, wie es ihnen die Saturnbewohner anzeigen.
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Sind auf diese Weise die Bauhölzer im Verlaufe von wenigen Tagen allerorts herbeigeschafft, dann werden sie auch alsbald behauen und sodann aus ihnen die schon beschriebenen Vorratskammern gezimmert.
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Wenn solches geschehen ist, werden die euch schon bekannten Tierstallungen und Gärten angepflanzt und wird irgendein Regenbaum aufgesucht, um welchen ein ziemlich weiter Damm aufgerichtet wird, damit sich innerhalb eines solchen Dammes das Wasser sammle und einen Teich bilde.
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Sind irgend Gebirgsquellen vorhanden, werden auch da die so einfachen Wasserleitungen angelegt, durch welche das Wasser in die Gegend der Hauptwohnung geleitet wird. Solche Wasserleitungen entstehen mittelst der euch schon bekannten Stangenschnecken. In Ermangelung dieser werden aber auch jene Früchte des Trichterbaumes dazu verwendet, die ihr schon kennt.
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Ist solches geschehen, dann wird zu der Ausmessung und Bestimmung anderer Grundstücke geschritten. Stoßen sie bei solcher Aufteilung an etwa zu nahe liegende Wälder von Trichterbäumen, so werden solche so weit hin gefällt, bis der Grund das rechte Maß hat. Auch bei dieser Arbeit bekommen unsere bekannten Tiere wieder recht viel zu tun. Das Holz solcher gefällten Bäume wird am Ende eines jeder Familie gehörigen Grundanteiles zum Trocknen aufgeschichtet, damit es tauglich werde zur Feuerung.
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Ist auch diese Arbeit getan, so werden die Gründe vom Ältesten gesegnet und dann mit allerlei Früchten besät, welche Ansaat auf diesem Planeten gewöhnlich nur alle zehn Jahre einmal geschieht. Wo aber die Gründe fetter sind, da ist eine einmalige Ansaat für alle Zeiten hinreichend; denn die Wurzeln sämtlicher Saturnpflanzen sterben nicht so leicht ab, sondern erhalten sich alsofort lebend im Erdreich, wie bei euch die Wurzeln so mancher Gesträuche und Zwiebelgewächse.
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Ist dann diese Arbeit als die letzte wirtschaftliche verrichtet, so wird dem Großen Geiste wieder ein allgemeines Dankgebet dargebracht und am Ende auch die inständige Bitte hinzugefügt, daß Er allen diesen Früchten und aller ihrer Arbeit das Ihm allein wohlgefällige Gedeihen möchte hinzukommen lassen.
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Nach der Verrichtung eines solchen Dank- und Bittgebetes wird von den Saturnbewohnern erst zu der allerwichtigsten Arbeit geschritten, nämlich zur Anpflanzung eines Tempels, darin dem Großen Gott allein nur ein Ihm wohlgefälliges Opfer dargebracht werden darf. Bei dieser Arbeit aber werden nur der eigentliche Älteste und seine zwei Mitältesten beschäftigt und darf niemand anders an ein solches geheiligtes Werk Hand anlegen.
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Wie geschieht denn dieses? - Auch bei dieser Gelegenheit begibt sich der Älteste auf die Stelle, wo ihm der Geist des Lichtes zum ersten Mal erschien, und bittet den Großen Geist wieder inständigst, daß Er ihm durch den Geist des Lichtes allergnädigst anzeigen möchte, wo es Ihm wohlgefiele, daß ihm ein Tempel errichtet würde. Wenn da der Älteste lange genug gefleht hat und ist ihm kein Geist erschienen, so wird diejenige Stelle, wo ihm der Geist zuerst erschienen ist, zum gerechten Anbau des Tempels verwendet. Wenn aber der Geist, was gewöhnlich zu geschehen pflegt, erscheint, so führt er den Ältesten entweder auf eine Stelle hin, wo der Tempel errichtet werden soll, oder der Älteste ersieht den Geist schon auf einer solchen Stelle. Alsdann begibt sich der Älteste zu jener Stelle hin, da der Geist seiner harrt und ihm den wahren Umriß zeigt.
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Wo aber der Geist harrt, wird ein Zeichen gelegt, damit auf der Stelle jene Erhöhung im Tempel gemacht werden soll, von welcher der Älteste seine Familie zu belehren hat. Zugleich wird ihm auch in der Richtung des rückwärtigen geheiligten Ausgangs eine Stelle gezeigt, auf welcher der Älteste nach der gerechten Anrufung des Großen Geistes allzeit dessen Willen erfährt mittelst des Geistes, der ihm solche Stelle in dem Tempel anzeigt.
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Wenn dies alles geschehen ist, wird der Geist wieder unsichtbar. Der Älteste gibt dann ein Zeichen, gewissermaßen von Mann zu Mann durch eine Reihe von Boten, welche in bestimmten Entfernungen voneinander abstehen bis zum Wohnbaume hin - daß er die Bewilligung vom Großen Geiste empfangen habe, auf dieser Stelle einen Tempel zu erbauen. Er fordert sie dann auf, mit ihm dem Großen Geiste für solche Gnade zu danken und Ihn auch zu bitten um das baldmögliche Gedeihen der Ansaat des Tempels und daß der Große Geist sie allzeit in diesem Tempel für würdig befinden möchte, ihnen Seinen heiligen Willen kundzutun.
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Wenn solches alles mit großem Ernste verrichtet worden ist, beruft der Älteste die zwei oder drei Nachältesten und teilt ihnen die vom Geiste angehauchten Samenkörner zur Ansaat des Tempels aus. Dann gehen sie auch sogleich an das Werk und stecken mit großer Andacht und großem Vertrauen die Samenkörner der edelsten und schönsten Baumgattungen in das Erdreich.
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Die zwei oder drei pflanzen den Vorderteil des Tempels an, der fürs Volk bestimmt ist; der Älteste aber pflanzt das Heiligtum des Tempels an, und das zumeist lauter Strahlenbäume - während der andere Teil des Tempels zuallermeist mit Spiegelbäumen bepflanzt wird.
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Außer der elliptischen Eiform des Tempels wird auch noch in gerechter Entfernung, statt einer Ringmauer ein Kreis der edelsten Art des Wandbaumes gesetzt. - Diese edelste Art des Wandbaumes unterscheidet sich von der gemeinen Art darin, daß, wie ihr wißt, die Rinde des gewöhnlichen Wandbaumes aussieht wie blankes Gold; die Rinde der edelsten Art dieses Baumes aber sieht aus als möchtet ihr einen vielfachen Regenbogen übereinander stellen, die Farben aber hätten dabei den lebhaftesten metallischen Glanz. Die Blätter, die er an der obersten Kante treibt, haben nahezu die Form der Aloeblätter bei euch, nur sind sie natürlich im gerechten Verhältnis zu allem, was auf diesem Planeten ist, überaus groß, ja manches Blatt ist nicht selten so groß, daß ihr nach eurem Maße ganz gequem ein ganzes Regiment Krieger hinaufstellen könntet. Die Farbe der Blätter ist ganz blendend weiß. Die Blüte ist gerade so wie bei dem gemeinen Wandbaum, nur ist sie zarter und hat einen überaus lieblichen Geruch.
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Wenn unsere Tempelbauer solche Arbeit vollzogen haben, danken sie dem Großen Geiste abermals für die Kraft und für die Einsicht, daß sie den Tempel also errichten durften, und bitten Ihn dann, Er möchte wunderbar dieser Ansaat zu Hilfe kommen, damit der Tempel wohlbereitet aus den gelegten Samenkörnern dem Boden entwachsen könne.
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Nach solchem Dank- und Bittgebet verlassen sie mit großer Ehrfurcht die Stelle, wo sie den Tempel angelegt haben, und gehen rückwärts von selbem weg bis über die Hälfte des Weges zu ihrem Wohnbaume. Dann erst verbeugen sie sich tief und gehen geradeaus nach Hause.
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Da angelangt, heißen sie alle anderen vom Boden aufstehen und besteigen die ihnen eingeräumten Äste des Wohnbaumes, auf welchen dann erst nach der Segnung des Ältesten Speise und Trank zu sich genommen wird. Denn während der Ansaat des Tempels, welche den Saturnbewohnern eine der erbaulichsten Handlungen ist, wird von niemand etwas gegessen oder getrunken.
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Wenn die Mahlzeit vorüber ist, welche bei solchen Gelegenheiten wie auch hernach an den bestimmten Geistestagen allzeit nur am Abend gehalten wird, ermahnt der Älteste sämtliche Familienglieder, sie möchten ihren Willen mit dem Willen des Großen Geistes innigst vereinigen und sollen keinen andern Willen nun haben, als daß die Ansaat des Tempels baldmöglichst wunderbar gedeihe.
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Auf solche Ermahnung schärft dann jeder Saturnbewohner seinen Willen, kräftigt mit demselben den Boden, wo der Tempel angesät ist. Und ihr könnt es glauben, es geht bei einer solchen Gelegenheit wirklich allzeit wunderbar zu, und zwar so, daß nicht selten am nächsten Morgen ein solcher kaum erst angesäter Tempel schon in aller seiner für euch unbegreiflich großen Pracht vollendet dasteht.
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Wenn aber der Tempel von einer solchen Familie erschaut wird, hat es des frommen Jubelns und Lobens kein Ende. Und es dauert solches Jubeln, Loben und Preisen oft mehrere Tage und Nächte hintereinander.
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Aus welchem Grunde sind unsere Saturnbewohner denn gar so fröhlich, wenn ihr Tempel so schnell und wohl gediehen ist? - Der Grund ist ein mehrfacher. - Der erste Hauptgrund ist der, daß sie dadurch zur Überzeugung gelangen, daß der Große Geist, auch in dieser neuen Wohnstätte so mit ihnen ist, wie Er zuvor in der alten war. Ein zweiter Grund ist, daß sie dadurch nun wieder einen Ort haben, an welchem sie sich durch ihren Ältesten dem Großen Geiste nahen können und dürfen. Ein dritter Grund ist der, daß eben durch einen solchen Tempel eine nun getrennte Familie als dem Großen Geiste offenbar wohlgefällig erscheint.
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Und noch ein Grund, der aber mit diesem dritten Grunde nahe zusammenhängt, ist der, daß eine solche allgemeine Familie dadurch erkennt, daß der eingenommene neue Besitz ein rechtmäßiger und daher auch ein bleibender ist. Denn würde der Tempel nicht so schnell gedeihen, so wäre ihr Besitztum, von ihnen aus betrachtet, nicht ein rechtmäßiger, und sie müßten daher stets bereit sein, wenn jemand käme und sagte, daß dieser Grund schon vorher von ihm in Besitz genommen war, ihn sogleich ohne Widerrede abzutreten und sich einen andern zu suchen.
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Steht aber einmal der Tempel da, dann hat ein etwaiger früherer Besitzer alles Recht auf dieses Besitztum verloren, ja er würde sich beim Anblick eines solchen neu entstandenen Tempels nicht getrauen, auch nur die allerleiseste Anforderung auf eine Rückgabe zu machen. Denn da haben sie ein allergrößtes Gesetz unter sich, welches also lautet:
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,,Was der Große Geist jemandem gegeben hat, das gehört vollkommen dem, der es empfangen hat vom Großen Geiste. Und kein Wesen des Himmels, kein Geist des Lichtes und keine Kreatur der Welt hat da mehr das Recht, ihm die allerhöchste Gabe streitig zu machen. Wer solches täte, der soll hinausgetrieben werden an die Stellen dieser Welt, wo nichts als die ewige Kälte, das ewige Eis und der ewige Schnee seiner harret."
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Ein solches Gesetz weiß jeder Saturnbewohner. Und er hat auch nahe vor keinem Gesetze eine solche Achtung wie vor ihm. Aus diesem Grunde kommen namentlich bei den Gebirgsbewohnern gar nie Eigentumsstreitigkeiten vor, denn unter sich beachten sie immerwährend die schönste Ordnung.
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Was aber die Verhältnisse zwischen Nachbarn und Nachbarn betrifft, so werden da nirgends nur von ferne hin Grenzen gezogen; sondern wo jemand hinkommt, da ist er auch so gut wie vollkommen auf seinem Eigentum zu Hause. Denn ein jeder Mensch trägt schon in sich selbst das Zeugnis des Großen Geistes, und dieses genügt, um den ganzen großen Weltkörper zu bereisen.
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Wenn es manchesmal geschieht, daß irgendein Kontinentland zu viele Einwohner hat, so gesellen sich mehrere Familien und ziehen also vergesellschaftet auf den euch schon bekannten Wasserfahrzeugen in ein anderes Saturnland. - Allda angelangt, suchen sie sich irgendeine passende Wohnstätte auf. Haben sie eine solche gefunden, so haben sie das Recht, ein ganzes Jahr dort zu wohnen und zu genießen, was der Boden trägt.
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Gedeiht die Ansaat des Tempels wunderbar auf die vorbezeichnete Art oder auch nur nach und nach auf natürlichem Wege, jedoch so, daß die ausgewanderte Familie bei der vorgenommenen Anfrage eines abgesandten Eingeborenen demselben die Stelle, wo der Tempel angebaut ist, zeigen und darauf hinweisen kann, daß die Tempelbäume schon alle in gutem Wachstum begriffen sind - dann sind sie auch schon vollkommene Eigentümer des Bodens, den sie eingenommen haben. Und der vorige Eigentümer hat dann kein Recht mehr auf das, was die Neuangekommenen als Besitz erworben haben, außer das Recht der Freundschaft.
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Dieses Recht der Freundschaft aber verweigert ein Saturnmensch dem andern nie, sondern macht gleich mit ihm gemeinschaftliche Sache. - Worauf dann der Älteste der Ankömmlinge zu ihm sagt:
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,,Bruder im Großen Geiste, siehe, wie deine Augen mich ansehen und nichts finden an mir, das ihnen verweigern möchte den Anblick meiner Person, also soll auch dein Herz in meinem Herzen nichts finden, was dir je etwas verweigern könnte, dessen du bedarfst, darum du bist ein Bruder zu mir in unserm Großen Geiste."
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Nach solchen Worten umarmen sie sich. Und diese Umarmung ist eine bleibende Urkunde der vollkommenen Gütergemeinschaft zweier solcher Familien. - Darauf ladet der Abgesandte die ganze neuangekommene Familie ein, unterdessen von seiner Wohnung einen wohlgefälligen Mitgebrauch zu machen, bis das neue Besitztum vollkommen in allem gediehen ist. Und sobald auch folgt dem Abgesandten, der gewöhnlich ein Ältester selbst ist, die neu angekommene Familie in dessen Wohnung.
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Eine solche Gelegenheit ist dann allzeit eines der größten Freudenfeste. Denn für den Saturnmenschen gibt es beinahe nichts Größeres und Erhebenderes, als wenn er in einem anderen Kontinentlande einen ,,Bruder im Großen Geiste" findet. Denn also pflegen sich auf diesem Planeten die Menschen gegenseitig zu nennen.
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Geschieht es aber manchmal, daß der Neuangekommene bei der freundschaftlichen Ankunft in der Wohnung des andern Ältesten sich überzeugt, daß dieser in seinen Verhältnissen nur dürftig ausgestattet ist, dann trägt er ihm alsbald seine Dienste an zur Urbarmachung und bedeutenden Erweiterung der Gründe, welche Dienste der andere allzeit freundlichst und dankbar annimmt und als Gegengabe dafür auch seine Dienste dem Nachbarn anträgt.
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Sagt aber der Neuangekommene zu ihm: ,,Bruder im Großen Geiste! Ich habe mich nun überzeugt, daß du bedürftig bist, siehe darum habe ich beschlossen, dir dein früheres Eigentum wieder abzutreten und mir irgend anderswo eine Wohnstätte zu suchen" - so erwidert auf solchen Antrag dann der andere Älteste: ,,Bruder im Großen Geiste! Eher möchte ich mein eigenes Leben von mir lassen und wünschen, daß ich nicht wäre, bevor ich dich die Stelle sollte verlassen sehen, die du, dem Großen Geiste wohlgefällig, auf meinem Felde eingenommen hast! Du weißt ja, daß nicht der Grund, sondern allein der Große Geist die Mittel zum Leben gibt. Daher ist der Boden, den wir bewohnen, ja groß genug, um zehn und noch mehrere solche Familien, wie wir sie haben, vollkommen zu ernähren."
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Wenn dann gewöhnlich der Neuangekommene von seinem Vorhaben absteht, so gibt das wieder ein großes Freudenfest, und der alte Bewohner bietet da alles mögliche auf, um seinen neu angekommenen Bruder im Großen Geiste für alle Zeiten an sein Bruderherz zu fesseln.
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Bis hierher für heute, nächstens wollen wir die Verfassungen unserer Gebirgsbewohner noch weiter verfolgen.