Schöpfungsgeheimnisse
Kundgaben über Dinge der Natur
- Kapitel 16 -
Der Regen, II
29. April 1871
1
,,Was bedeutet der Regen in geistiger Beziehung - und wie verhalten sich dabei die unzähligen kleinen Tierchen, deren Wohnung die Erde ist?"
2
So hörtest du, Meine Tochter, in nächtlicher Stille von einer Stimme dich fragen; und da dir diese Frage nicht weiter beantwortet wurde, so muß eben jetzt erst dieselbe Stimme dir die Antwort durch die Vermittlung ihres Schreibers zusenden. Nun sieh denn, Mein liebes Kind:
3
,,Der Regen - ist ein Segen." Er ist ein Segen, weil er von oben kommt; er ist ein Segen, weil er Kräftiges, Belebendes in sich schließend, ebenfalls auch alles wieder neu belebt, wo er hinfällt und eindringt; er ist ein Segen, weil mit ihm die Liebe oder materiell die Wärme entwickelt wird, und er ist ein Segen, und zwar ein göttlicher Segen, weil er alles beglückt und neu belebt - und wie einst Ich als Jesus sagte von der Sonne, daß der Vater im Himmel sie über Gute und Schlechte aufgehen läßt, ebenso träufelt der Regen über nützliche und schädliche Pflanzen gleichermaßen herab. Was die Tierchen im Erdboden betrifft, so hast du in deinem Brief selbst die Antwort angedeutet, wenn du schreibst: ,,Als ich über die wahre Liebe nachdachte, da ersah ich so manches als Sünde, was man oft als Tugend taxierte." -
4
Sieh, Mein Kind, die im Erdboden lebenden Tierchen, Larven und Puppen, die einen schon im äußerlichen Leben entwickelt, die andern der Entwicklung harrend, gleichen den kleinen Fehlern, die der Mensch oft nicht als Fehler, sondern sogar als Tugenden oder gute Eigenschaften ansieht.
5
Nun, wenn der Regen auf die Erde fällt und so manches Tierchen seines Lebens oder seiner Behausung beraubt, sie erbarmungslos wegschwemmt, so gleicht dieses eurem Herzen, auf welches auch Mein Gnadenregen herunterträufelt oder, bei geeigneter Disposition, gar in Überfülle herabströmt.
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Dieser Gnaden-Regen bewirkt das nämliche Resultat wie der Regen am Erdboden. Der Regen erweicht zuerst die hartgewesenen Teile der Erde; die herabträufelnde Gnade muß in einem Meiner Stimme geneigten Herzen ebenfalls die dort hartnäckigen, angewöhnten schlechten Eigenschaften und Begierden erweichen. Der Regen erwärmt den Erdboden, bringt Leben in seine Vegetation, gestattet den Wurzeln, sich dann mit mehr Kraft und Elastizität weiter zu verbreiten.
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Der Gnaden- und Liebe-Regen bewegt das Herz freudig, es wird weich, scheidet dann mit Vergnügen diese kleinen Gewohnheiten und Fehler aus und belebt das Gute von neuem. Und wie dann im Erdboden die Tierchen rege werden, um teils sich vorm Wasser zu schützen, teils erst durch das Wasser von ihrem Winterschlaf erweckt zu werden, wie die harte Erdscholle, welche sie jetzt leichter durchbrechen können, um auch sie dem Lichte und der Sonnenwärme entgegenzuführen - ebenso der Liebe- und Gnaden-Regen im menschlichen Herzen. Auch er erweckt die besseren und erhabeneren Eigenschaften der menschlichen Natur, läßt ihnen Kraft zukommen, die harte Schale, die bis jetzt die Welt um sie gezogen hat, leichter zu durchbrechen, damit auch sie den Menschen zum Lichte der Wahrheit und der Liebe geleiten sollen.
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Was der Regen vernichtet und wegschwemmt, was er an Tierchen, deren Eiern und Behausungen verdirbt, das gedeiht auf einer andern Seite wieder. Nach einem Regen wird in der Natur-Hauswirtschaft das Gleichgewicht zwischen Produzenten und Konsumenten wieder hergestellt. Und nach einer tüchtigen Reinigung des menschlichen Herzens wird auch dort alles wieder ausgeglichen, da das Gröbere vertilgt, ausgemerzt wurde, aber doch noch so viel übriggeblieben ist, um den Kampf des Guten mit dem Bösen nicht einschlafen zu lassen; denn nur Kampf bedingt ein tätiges Leben, weil ohne ihn kein Reiz und kein ,,Warum" vorhanden wäre.
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Im menschlichen Herzen müssen, wie im Erdboden die kleinen Tierchen durch den Regen angeregt werden zur Tätigkeit - es müssen sich die guten Eigenschaften entwickeln können und die schlechten weggeschwemmt, vertilgt, das noch ungeborene Geschlecht der Puppen und Larven aber ebenso durch diesen geistigen Gärungs-Prozeß in ihrer Entwicklung beschleunigt werden.
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Auch auf dein Herz, Mein Kind, träufelt schon lange Mein Gnadenregen herab, auch bei dir wird es rege in deinem Herzen. Gewisse kleine Eigenheiten, den Tierchen der Erde gleich, verkrochen sich vor diesem Gnadenund Liebe-Wasser, sie wollten sich nicht von dir wegschwemmen, nicht verjagen lassen. Allein der Regen hörte nicht auf, ja er vermehrte sich, und sieh, Mein liebes Kind, jetzt da der Grund deines Herzens durch den Liebe- und Gnaden-Regen erweicht, erwärmt und zur Tätigkeit gekräftigt worden ist, jetzt wo die Wurzeln deiner guten Eigenschaften sich ausgebreitet haben gegen das Licht, jetzt beginnt ebenfalls der Gnaden-Regen auf dich dichter zu fallen. Du beginnst jetzt, wo die meisten überflüssigen kleinen Eigenschaften und Eigentümlichkeiten entfernt sind, erst anzufangen noch mehr auszuräumen, was in dir als Unkraut sich noch vorfand, und du stehst nun da wie eine Blume nach dem Regen, wo brillantene Tropfen des gefallenen Regens auf ihren Blättern und Blumenkelchen das ganze Universum abspiegeln, dein Herz zu Mir erhebend, offen zur Schau tragend die herrlichen Resultate der allumfassenden, nie versiegenden Liebe deines Vaters im Himmel, der auch dich durch Nacht zum Licht, durch Regen und Wind geistig geführt, dich fähig gemacht hat, jetzt erst so ganz die balsamischen Düfte einzuatmen, die dem erquickenden Regen, sei es in der materiellen als auch in der geistigen Welt, stets folgen.
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Stehe fest! als die schöne, geistige Blume, die Ich Mir in dir erzogen habe; sei Mir eine Freude und ein Trost deiner Umgebung; und wie eine Blume nur balsamischen Duft um sich verbreitet, so verbreite auch du lindernde Liebe, Toleranz und Liebe erweckende Sanftmut um dich!
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Das soll das Resultat des geistigen Regens sein, den Ich jetzt auf dich herabströmen lasse. Und wie der Regen und die Sonne, beide über Gute und Schlechte nur Wohltaten ausgießen, so verbreite auch du nur Gutes um dich herum. Kümmere dich nicht, wie dieses Gute verstanden und verwertet wird, du tue es, weil du Mir, dem Spender alles Guten, gleichen willst, ob es die andern zum Guten benutzen oder nicht, das sei dir gleichgültig. Du, Gutes tuend, sammelst dir diamantene Perlen des Wohltaten-Regens auf deinem Haupte; die andern, welche die Gaben nicht zu benutzen wissen, oder oft nicht benutzen wollen, oder gar mißbrauchen, diese sammeln sich statt (reine) Wasserperlen, die in ihrem Glanze die Unendlichkeit abzuspiegeln fähig sind, nur schmutziges Wasser, das ihre Sehe noch mehr trübt als stärkt.
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Sei Mir gleich! Betrachte die ganze Natur - was tue Ich nicht jeden Tag, jede Stunde, ja in jedem Pulsschlag oder geringsten Zeitabschnitt! Wie viele Gnaden-Regen sende Ich über die ganze Menschheit, und wo sind die, welche dies alles begreifen, wo die, welche je nur einen Blick zu Mir erheben und ausrufen möchten: ,,Herr, was sind wir, daß du unser gedenkest!"
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Und doch höre Ich nicht auf, Gnaden auf Gnaden zu häufen, um doch zuletzt auch den Verstocktesten, nicht durch Strafe, sondern durch Liebe zur Umkehr zu zwingen.
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So mache es auch du, Mein liebes Kind, lasse Gnade auf Gnade, Wohltaten auf Wohltaten auf deine Mitmenschen träufeln; sie sind alle Stufen zu Mir, zu Mir, deinem Vater, der schon längst dich führte und mit ausgebreiteten Armen Sein Kind erwartet, wenn es einst, nach langen Kämpfen, siegestrunken in diese sinken wird.
16
Dieses schöne Ziel habe Ich dir zugedacht! Lasse also den Gnadenregen nicht umsonst auf dich herabströmen, lasse ihn alles fortschwemmen aus deinem Herzen, was nicht hineingehört, und es wird der Gnaden-Regen, der von oben kam, dich auch wieder nach oben führen.
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Also - ausgeharret! Das Ziel ist des Ringens wert. Verzage nicht, Der, welcher dir dieses schreiben ließ, wird stets dich unterstützen, solange du auf Seinen Pfaden wandelst! - Amen.