Die Geistige Sonne
Band 2
Mitteilungen über die geistigen Lebensverhältnisse des Jenseits
- Kapitel 41 -
Liebe und Weisheit, deren Verhältnis, Ordnung und Harmonie
Nun sehet und habet wohl acht; ich habe das Ausgesprochene in mir getan, und ihr habet solches getan durch mich, und so wird es auch ein Leichtes sein. die freiere Weisheit mit der Kraft des Herrn in uns zu erfassen und sie für uns begreiflich zu machen. Um aber die Sache gehörig zu erfassen und zu begreifen, müsset ihr vorerst die Zahl der Stockwerke und Galerien in Anschlag bringen.
2
Wir sind im sechsten Stockwerke oder auf der siebenten Galerie, also in jeder Hinsicht über der Hälfte des Gebäudes. So die untere Grund- und bei weitem größere Hälfte des Gebäudes der Brust des Menschen und somit all dem, was der Liebe ist, entspricht, so bedeutet diese zweite, obere Hälfte den Kopf des Menschen und entspricht somit dem Verstande und der Weisheit desselben.
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Hier stehen wir sonach auf der ersten Stufe der Weisheit oder auf derjenigen Stufe, wo die reine Weisheit und die Liebe zusammengreifen. Wenn ihr nun dieses ein wenig beachtet, so wird euch das Zierakulum dieses Säulenrondells, wie auch gleicherweise die Verzierungen aller Rondelle dieses Stockwerkes auseinanderzugehen anfangen.
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Seht hier den Altar; er stellt vermöge seiner Gestalt, Farbe und Verzierung die in die Weisheit reichende Liebe dar. Die kleine Säule, in welche der geheimnisvolle Kreis eingefestigt ist, stellt gewisserart den Hals der Menschen dar, entsprechendermaßen aber die größtmöglichste Demut. Was geht aber aus der Demut hervor? Seht an den eingefesteten Kreis. Durch diesen Kreis wird das Haupt des Menschen dargestellt; entsprechendermaßen aber ist es das Licht der Weisheit, welches aus der Wärme der Liebe hervorgeht.
5
Die Sternchen, aus denen er zusammengefügt ist, samt den ebenfalls aus Sternchen zusammengesetzten Figuren, welche seinen freien Raum ausfüllen, bezeichnen die mannigfaltigen Erkenntnisse und Einsichten, welche natürlichermaßen alle samt und sämtlich ein Angehör der Weisheit sind. Der Sternenkreis zu unterst am Boden um den Altar aber besagt, daß die Liebe, ihre wahre Demut und auch ihre Weisheit göttlichen Ursprunges sind und aus der Werktätigkeit des Menschen nach dem göttlichen Willen hervorgehen.
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Durch den siebenfachen Kreis wird der göttliche Wille beschaulich dargestellt. Die einzelnen Sternchen aber, aus denen er zusammengesetzt ist, bezeichnen die Werke, welche der Mensch verrichtet in der göttlichen Ordnung zufolge der Erkenntnis des göttlichen Willens. Aus dem aber geht hervor, daß niemand Gott lieben kann, so er nicht Seinen Willen erfüllt. Wer aber Gottes Willen erfüllt, indem er seinen eigenen Willen, sich selbst verleugnend, gefangennimmt, dem erst wird die Liebe zu Gott zuteil. Und so sind die Werke nach dem Willen Gottes die edlen Samenkörner, aus denen da erwächst die überaus und über alles beseligende und für ewig belebende Liebe zu Gott!
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So aber jemand solche Liebe überkommen hat, der hat auch mit ihr die Weisheit überkommen, welche gleich ist der göttlichen Weisheit, weil die Liebe selbst, aus der solche Weisheit hervorgeht, göttlich ist. Daß die mannigfach geformten Zeichen des Kreises die vielfachen zusammenhängenden, in der göttlichen Ordnung und Weisheit begründeten erhabensten Erkenntnisse bezeichnen, braucht kaum näher erwähnt zu werden.
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Insoweit hätten wir denn auch unser Zierakulum gelöst. Aber wir erblicken ja noch vom Plafond herabhängend ganz frei einen ähnlichen Kreis, wie der in die kleine Säule eingefestete ist, und dieser horizontal hängende Kreis berührt mit seinem Zentrum genau genommen die oberste Sphäre unseres in die kleine Säule eingefesteten Kreises. Was wird wohl dieser Kreis bezeichnen?
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Dieser Kreis bezeichnet die göttliche Weisheit, wie diese beständig aus den Himmeln einfließt und fortwährend belebt und ordnet die ihr entsprechende Weisheit eines jeglichen Menschen, der da lebt der göttlichen Ordnung gemäß.
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Daß sich diese beiden Kreise berühren, bezeichnet, daß der wahren göttlichen Weisheit Geist im Menschen in die Tiefen derselben, welche durch das Zentrum dargestellt sind, eindringt. Er kann demnach himmlische und göttliche Dinge begreifen, ja mit dem Herrn Selbst wohl erschaulicherweise umgehen und sich mit Ihm besprechen wie ein Kind mit seinem Vater, oder wie ein Bruder mit dem andern. - Sehet, das ist nun das Ganze, kurz möglichst und wohlverständlich dargestellt.
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Ihr saget und fraget hier freilich: Lieber Freund und Bruder! Woher nehmen denn die Menschen dieses Zentralsonnen-Weltkörpers solche Weisheit, in welcher fürwahr buchstäblich das ganze geistige Lebenswesen eines jeden auf unserer Erde lebenden Menschen mit der höchsten Klarheit bezeichnet wird? Wenn Menschen auf unserer Erde zufolge geistiger Entsprechung Ähnliches errichten würden, so wäre das begreiflich, weil, wie du es augenzeuglich weißt, der Herr und Schöpfer aller Himmel und Welten auf dieser Erde Selbst leibhaftig gelebt, gewandelt und gelehret hat. Aber auf diesem Weltkörper, der sicher in einer unaussprechlichen Entfernung von unserer Erde absteht, solche Weisheit zu treffen, die ganz vollkommen der göttlich irdischen gleicht, ist fürwahr überaus seltsam. Wie ist das möglich?
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Meine lieben Freunde und Brüder, diese Frage würde euch in einem Vereine himmlischer Geister einer sehr bedeutenden Lache aussetzen. Wovon ernähren sich die Finger und Extremitäten eures Leibes? Ihr esset doch nicht in die Extremitäten hinein; die Füße haben keinen Mund und Schlund, um eine eigens für sie bestimmte Nahrung aufzunehmen, die Hände und die Finger an denselben haben dergleichen auch nicht, und so hat euer Leib noch eine zahllose Menge von großen und kleinen Teilen, welche alle ihr nicht einzeln abzufüttern brauchet.
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Der Mensch hat nur einen Mund und einen Magen, was dieser aufnimmt, geht an alle anderen Teile gehörig präpariert über; also hat er auch nicht in einem jeden Gliede ein Herz, sondern er hat nur eines in der Brust, und dieses hat seine Adern und Gefäße durch den ganzen Leib ausgebreitet und sendet durch dieselben sein Leben in alle Fibern des ganzen Leibes, und das allenthalben nach der wohlberechnet zweckmäßigen Aufnahmsfähigkeit fürs Leben.
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Ihr habt aber gehört, daß die ganze große Schöpfung Gottes naturgemäß wie geistig vollkommen einen Menschen darstellt, welcher Mensch somit in der endlos großen Allgemeinheit sicher auch nur einen Magen und ein Herz hat. Ihr kennet den großen Kostgeber und kennet auch die Kost, mit der der große Kostgeber Seinen großen Menschen speiset; sie heißt das Brot des Lebens, oder: sie ist die Liebe Gottes!
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So ihr aber in allen Teilen eures Leibes eine und dieselbe Kost findet, die ihr in euren Magen aufnehmet, und überall dasselbe Blut, welches dem Herzen in alle eure Leibesteile entströmt, so wird es doch auch kein Wunder sein, so ihr in diesem Teile des großen Weltmenschen dieselbe göttliche Liebe und Weisheit findet, welche ihr auf eurer Erde gefunden habt und auch noch allezeit findet und finden könnet.
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Eine solche Zentralsonne ist gewisserart ein Hauptnerv des großen Weltmenschen, und die kleineren Sonnen und Planeten sind gleich den kleineren Nebennerven, Fibern und Fasern; und der Hauptnerv wird doch sicher vom selben Safte ernährt, von welchem die kleineren Nerven, Fibern und Fasern ernährt und erhalten werden. Wo ein Herr, ein Schöpfer und ein und derselbe Gott ist, da kann es auch in Seiner unermeßlichen Schöpfung nur eine göttliche Liebe, eine göttliche Weisheit und eine göttliche Ordnung geben! Außer ihr möchtet noch irgendeinen zweiten Gott und Schöpfer annehmen, vorausgesetzt, daß euer Gemüt und Verständnis einer solchen Torheit fähig wäre; da könnte man dann auch wohl auf eine andere Ordnung der Dinge gegründetermaßen hinblicken und allenfalls eine Frage aufwerfen, wie da die eurige war. Aber bei obwaltenden nur vollkommenst eingöttlichen Umständen bleibt es bei einer Kost, bei einer Weisheit und bei einer Ordnung. Da wir aber nun solches alles doch sicher klar einsehen, so wollen wir uns auch sogleich wieder um ein Stockwerk höher begeben, und zwar nun in das siebente oder in die achte Galerie. - Sieht diese Rundtreppe auch so ziemlich luftig aus, so machet euch aber dennoch nichts daraus; denn sie wird uns schon noch tragen; und so denn wollen wir gehen. -