Predigten des Herrn
- 20. Predigt -
Am Sonntage Quasimodogeniti. Die Erscheinung des Herrn bei den Jüngern
Dieses Kapitel bestätigt Meine Auferstehung und zeigt euch ihre Wichtigkeit und Notwendigkeit als Bedingung, wenn Meine mit so großen Opfern erkaufte Lehre Dauer und Erfolg haben sollte; denn ihr seht Meine Jünger furchtsam, ohne Mut und Glauben, sich in die Wohnungen einsperren.
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War doch, als Ich Meinen Jüngern - wie der Magdalena am Grabe - erschien, einer Meiner Jünger so ungläubig, daß er erst durch unmittelbare Berührung Meiner Wunden sich von Meiner Auferstehung überzeugen wollte.
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Dieses alles, was in jenen Zeiten geschah, nebst den anderen Zeichen, welche Ich vor Meinen Jüngern bei verschlossenen Türen ausübte - Zeichen, welche ihr später auch erfahren werdet -, dieses alles wird auch bei Meiner nächsten Darniederkunft sich nach und nach vor den Augen der Menschen abwickeln.
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Je mehr die Gläubigen Meiner reinen Lehre, wie Ich sie euch jetzt gebe, sich vermehren werden, desto mehr werden sie auch alle Stadien der Begeisterung, des Zweifels, des Unglaubens und alle Erschütterungen des geistigen Lebens durchmachen müssen; denn die Verhältnisse werden oft gegen Mich zeugen. Die Menschen werden Meine Anhänger in ihrem Glauben irreführen, werden sie verfolgen, hassen und wo es möglich sein wird, sich an ihnen rächen.
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Es wird auch in der Zeit so Ungläubige wie Thomas geben, die irregeführt, entmutigt, allen früheren Seelenfrieden und Glauben über Bord geworfen haben, und die erst durch Mein persönliches Erscheinen zu heilen sein werden.
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Was in der Zeit Meines Erdenwandels die Behausungen mit den verschlossenen Türen waren, das werden künftig die Herzen der Menschen sein, welche verschlossen weder dem Weltlichen, noch dem Geistigen einen Eingang erlauben wollen. Dort werde Ich auch gezwungen sein, mit sanfter Einsprache in das Herz Meiner Anhänger den Ruf ergeben zu lassen: ,,Fürchtet euch nicht!" und: ,,Der Friede sei mit euch!", weil auch sie, ohne Halt und Stütze, auf dem Punkte stehen, alles zu verlieren und in ewigen Zweifeln unterzugehen.
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Der ganz Ungläubigen, wie Thomas, wird es dann viele geben, die - selbst Meiner Stimme nicht mehr Gehör gebend - nur durch tatsächliche Beweise auf den früher betretenen Weg zurückgeführt werden können.
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So müssen auch Meine Gläubigen und zukünftigen Kinder die letzte Feuerprobe des wahren Vertrauens bestehen; denn wenn sie, wie einst Meine Jünger, ausgesandt werden sollen, um anderen Vertrauen und Glauben einzuflößen, so müssen sie diese im höchsten Grad im voraus besitzen. Sagte Ich ja einst selbst: ,,An Meinen Worten und Taten sollt ihr Mich erkennen!" Ebenso müssen auch Meine Kinder und zukünftigen Jünger an ihren Taten und Worten zu erkennen sein, und durch sie den anderen den tatsächlichen Beweis liefern, daß Vertrauen und fester Glaube die erste Bedingung sind, Meiner würdig zu werden.
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In jener Zeit sagte Ich zu Thomas, nachdem er seine Finger in Meine Wunden gelegt hatte: ,,Du glaubst nun; aber Ich sage dir: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!"
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Auch ihr, Meine Kinder, denen Ich schon so viel geistiges Brot gegeben habe, auch ihr seid nicht um ein Haar besser, als Meine Jünger es einst waren. Auch ihr seid verzagt, kleinmütig, fangt an zu zweifeln, grübelt an Meinen Worten und wendet euch der Welt mit ihren verführerischen Reizen zu, wenn nicht alles gleich so geht, wie ihr es wünschet. Auch ihr verschließt euch, wie die Schnecke in ihr Haus, und wollt von der Innen- und Außenwelt nichts wissen, wenn dem Anschein nach Widersprüche auftauchen, wo ihr gewisse Handlungen und Ereignisse mit Meiner allumfassenden Liebe nicht vereinbaren könnt. Euch muß Ich dann zurufen: ,,Was weint ihr? Spart eure Tränen auf andere Gelegenheiten! Der, welchen ihr von euch geschieden, entfernt glaubt, ist euch nahe, nur nicht körperlich, sondern geistig!" Auch der Magdalena mußte Ich zurufen: ,,Weib, rühre Mich nicht an!"; denn es war Mein vergeistigter Leib, welchen sie sah, der für menschlich-körperliche Berührungen nicht tauglich war. Als Ich zu Meinen Jüngern in ihre verschlossenen Wohnungen kam, ließ Ich es zu, als fühlten sie Mich körperlich; aber im eigentlichen Sinne war Ich es nicht mehr. Denn als Meine Mission mit dem Kreuzestod beendigt war, hörte das Menschliche auf, Meine Umkleidung zu sein; es war schon vergeistigt, um nach wenigen Tagen sich mit dem Quell seines Gottwesens wieder zu verbinden.
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Meinen Jüngern wirkte Ich, wie dieses Evangelium sagt, noch andere Zeichen, d.h. Ich öffnete ihnen ihr geistiges Auge und Ohr, damit sie, von Meiner Gottheit noch mehr überzeugt, den Mut erlangen sollten, allen künftigen Gefahren zu trotzen, welche die Umstände und ihr Lehrberuf mit sich bringen würden.
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Solange Ich körperlich lebend unter ihnen wandelte, hatten sie noch keine feste Überzeugung, daß Ich ein gottähnliches Wesen wäre, und daß Ich Kräfte und Eigenschaften hätte, die dem gewöhnlichen Menschen nicht eigen sind. Sie sahen wohl Meine Wunder, lebten und glaubten aber auch nur unter dem drückenden Einfluß derselben. Kaum war Ich von ihnen genommen, kaum ließ dieser direkte Einfluß nach oder hörte ganz auf, waren schon der feste Glaube, Zuversicht und das Vertrauen hinweggewischt! Wäre Ich nicht auferstanden, hätte Ich nicht alle Meine früheren Versprechungen erfüllt, so wäre nicht ein Mondesumlauf verflossen, und Meine Jünger, zu ihren alten Beschäftigungen zurückkehrend, hätten das mit Mir Erlebte nur als einen Traum angesehen, von welchem ihnen nur eine Erinnerung übriggeblieben wäre, von dessen Wirklichkeit sie aber niemand hätten überzeugen können.
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Und wie Ich damals Mein Werk mit Meiner Auferstehung, mit Meinem vierzigtägigen Wandel unter Meinen Jüngern bekräftigen und mit Meiner Himmelfahrt besiegeln mußte, ebenso muß Ich auch jetzt euch, Meine Kinder, leiten, stärken und im Glauben und Vertrauen festigen.
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Wenn Ich in jenen Zeiten Meinen Jüngern den heiligen Geist einblies, wenn Ich ihnen die Macht gab, die Sünden zu lösen und zu binden - eine Gewalt, die bei der späteren Priesterschaft so falsch verstanden und mißbraucht wurde -, so geschah es deshalb, weil sie zur festen Überzeugung gekommen waren, daß es nur einen Gott gibt, der, über alles Materielle erhaben, ein Geist ist und nur als solcher erfaßt werden kann, und daß eben dieser Gott, Jesus, ihr Führer war. So konnte auch Meine Macht auf sie übertragen werden, so mußte sie wirken, da Meine Jünger sie zu hohen Zwecken anwendeten und nur Mein geistiges Ziel, die Menschen zu Meinen Kindern zu machen, als Endresultat anstrebten.
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So wie Meine Jünger Wunder wirken und Kranke heilen konnten, bloß durch den Machtspruch des Worts, ebenso sollt auch ihr und alle Meine künftigen Anhänger gestärkt werden, im festen Vertrauen auf Meine Macht und Mitwirkung Taten zu verrichten, die dem gewöhnlichen Menschen unmöglich, dem geistig Wiedergeborenen aber ein leichtes sein werden. Die Zeiten und Verhältnisse werden euch dazu erziehen. Viele habe Ich dazu berufen, aber das ,Auserkoren-zu-diesem-Zweck` zu erreichen liegt bei euch allein.
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Verschließt euer Herz nicht Meiner Vaterstimme! Verzagt nicht, wenn auch die letzten Hoffnungsstrahlen schwinden! Ich bin und bleibe stets bei denen, die um jeden Preis bei Mir bleiben wollen. Wartet nicht auf Mein persönliches Erscheinen wie Thomas, sondern bereitet euch vor, fest zu glauben und fest zu vertrauen, damit Mein Erscheinen nur eine Bestätigung und Bekräftigung des schon früher Geglaubten und Gehofften ist! Ihr werdet dann tüchtig sein, Mir, euch selbst und euren Nächsten in dem Sinne zu nützen, wie Ich selbst einst Meinen Jüngern während Meines Wandels unter ihnen nützte.
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Laßt euer Herz nicht von Zweifeln bestürmen, nicht mit Grübeleien euer Vertrauen schwächen! Meine Kinder sollen ihr Herz nicht verschlossen halten; sie sollen, erhaben über alles Weltliche den Blick nach oben richtend, stets Meines Opfers eingedenk sein, Meiner Liebe und Meiner väterlichen Fürsorge für sie und alle lebenden Kreaturen, damit ihr Herz, ein steter Tempel Meiner Liebe und des unerschütterlichen Glaubens an Meine Unfehlbarkeit, ihnen eine echte Stütze in allen Mißhelligkeiten des Lebens und ein fester Hort gegen alle Anfechtungen von Zweifeln und Unglauben sei. Dann werdet ihr stets den Ruf in euch ertönen hören: ,,Der Friede sei mit euch!" Denn wo im Hinblick auf Mich und Meine Liebe der Friede schon im Herzen thront, brauche Ich ihn nicht erst zu bringen, sondern kann ihn nur bestätigen!
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So rufe Ich euch zu: Der Friede sei mit euch und weiche nie aus euren Herzen, damit Ich stets dort Eingang, und zwar freien Eingang, finde und nicht bei verschlossenen Türen durch die Gewalt Meines Willens eindringen muß, sondern ungehindert euer Gemüt bereit finde, Mich als Den anzuerkennen, welcher auch Seinen Jüngern in jener Zeit nichts anderes war als ihr Führer, Leiter und Vater! Amen.