Predigten des Herrn
- 49. Predigt -
Am 23. Trinitatissonntage. Die Erweckung der Tochter des Jairus
Dieses Kapitel handelt wieder von Heilungen, teils durch Auflegen der Hände, teils durch den festen Glauben der Leidenden; und unser Text behandelt sogar die Wiedererweckung der toten Tochter eines Obersten, der so viel Glauben und Vertrauen auf Meine Macht hatte, daß - wie das Evangelium sagt - er Mich bat, in sein Haus zu kommen, damit seine Tochter durch Auflegung Meiner Hände lebendig würde.
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Seht, wo sich so viel Vertrauen zu Mir zeigt, da kann Ich nicht anders, als dem Flehenden seine Bitte zu gewähren, um allen zu zeigen, was man durch unbedingtes Vertrauen auf Mich erlangen kann. Wenn ein Kind mit Inbrunst seinen Vater um Erfüllung seiner Wünsche bittet, so erhört er es gewiß. Was vom rechten Glauben schon früher gesagt wurde, bezieht sich auch auf diesen Akt der Totenerweckung, und es wäre überflüssig, dasselbe zu wiederholen. Diese Beispiele zeigen euch alle nur zu deutlich, welchen Weg die Menschen einschlagen sollen, um der Erfüllung ihrer Wünsche - vorausgesetzt, daß sie gerecht sind - gewiß zu sein.
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Wenngleich Ich in jenen Zeiten körperlich sichtbar diese Handlung vollbrachte, so kann nichtsdestoweniger jetzt das gleiche geschehen; denn der Körper gibt hier nicht den Ausschlag, sondern Mein Geist. Wie er dort unter Meinen Jüngern und Verehrern Meines Wortes weilte, so ist er auch bei euch. Nur die Sichtbarkeit Meiner Person mangelt; diese dürfte euch aber, die ihr wißt, wer Ich eigentlich bin, nur stören. Bei Meinen Jüngern und dem Mir nachfolgenden Volk war das anders, da sie in Mir wohl einen mächtigen Propheten oder den von ihnen erwarteten Messias, aber nicht den Herrn der Schöpfung, der alles erschaffen hat, zu sehen glaubten.
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Was die Erweckung der Tochter des Obersten betrifft, so war sie der Lohn für den unbegrenzten Glauben des Vaters und zugleich ein Wegweiser und Fingerzeig für die erweckte Tochter.
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Dieses körperliche Erwecken in jener Zeit ist dem geistigen der Jetztzeit entsprechend; denn was in jener Zeit durch Mich geschah, bewirkt und von Mir gesprochen wurde, das geht jetzt wieder vor sich, nur in geistiger Beziehung. In jenen Zeiten zog Ich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, predigte, heilte und tat Gutes, gab den halb Eingeschlafenen wieder Anregung und erweckte körperlich und geistig Tote. Und auch jetzt, schon seit langer Zeit geschieht das gleiche. Überall erwecke Ich durch einen unbewußten Trieb der Seelen innerste Eigenschaften, erwecke durch Verkettung von Verhältnissen, durch Unglücksfälle und Leiden aller Art die Menschen, auf daß sie nicht ganz vergessen, daß sie aus mehr als einer Substanz geformt sind, und damit sie das Geistig-Seelische nicht ganz hinwegleugnen. Überall treibe Ich, wie bei dem Obersten, die Pfeifer und Schmauser, welche einer Totenfeier sogar den Anschein einer fröhlichen Szene geben wollen, aus dem Hause. Das Leben und sein Zweck sind zu ernst, als daß man mit seinen Perioden und Wechselfällen wie mit Kinderspielsachen tändeln dürfte.
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Es muß, ehe die wahre Einsicht kommt, im innern Hause stille werden, damit die Seele Zeit gewinnt, sich in ihrer Lage wieder zurechtzufinden, damit sie nach und nach darauf aufmerksam gemacht werden kann, wie wenig Gehalt und Dauer im Weltlichen ist, damit sie das Geistige vorzieht und keine Mühe und kein Opfer scheut, sich dieses anzueignen.
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So erwecke Ich manchen von seinem geistigen Schlaf. Ich lege ihm Meine Hand auf oder rühre ihn nur mit einem Finger an, damit er nicht ganz verlorengehe und im Materiellen seinen geistigen Untergang finde; denn aus dieser Nacht ist nur ein langsames Erwachen möglich.
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Wie Ich zu den Umstehenden sagte: ,,Das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft nur!", so zeige Ich auch jetzt den Menschen oft, daß manche, dem Anschein nach die verdorbensten Menschen, nur in den geistigen Schlaf versunken sind und es des rechten Weckrufs bedarf, um diese Lethargie zu beheben und aus dem Siebenschläfer einen tätigen Arbeiter in Meinem Weinberg zu machen.
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Wie viele habe Ich schon erweckt, die es Mir jetzt tausendmal danken, wenngleich die Art und Weise des Erkennens nicht nach ihrem Geschmack war. Jedoch, gemäß der geistigen Individualität waren oft Reizmittel nötig, die allein den Endzweck zu fördern vermochten. Auch euch, die ihr alle in einen gemächlichen Geistesschlaf eingewiegt wart, indem ihr euch eure Glaubensanschauung so bequem wie möglich machtet, habe Ich durch verschiedene Mittel erweckt, um die ruhenden Eigenschaften der Seele wieder in Anregung zu bringen. Auch unter euch legte Ich so manchem Meine Hand auf, und manchen berührte Ich mit dem Finger, je nachdem der eine eine leise, der andere eine stärkere, einflußreichere Berührung nötig hatte, um zur Erkenntnis zu kommen, wo er eigentlich steht, und wieviel ihm noch fehlt, um zu dem angestrebten Ziel zu gelangen oder es wenigstens zu erkennen. Da Mein euch vorgestecktes Ziel nicht so nahe und nicht so leicht zu erreichen ist, so mußte Ich bei euch, so wie Ich einst die Musikanten bei Trauerfällen auswies, zuvor die alt angewöhnten Vorurteile ausmerzen, ehe zur Kenntnis Meiner Lehre geschritten werden konnte.
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Was Ich bei euch in so verschiedener Weise bewirkte, das geschieht auch jetzt noch mit ganzen Völkern. Auch bei ihnen vertreibe Ich die lärmenden Musikanten, Pfeifer und Trommler, die selbst über Gräbern noch Freudentage anregen möchten. Ich mache die Völker durch Not nüchtern. Ich reiße sie aus dem Wahn heraus, daß die weltliche, nur nach Genuß strebende Sucht das erste sei, was der Mensch suchen müsse. Ich lehre sie - leider durch unangenehme Ereignisse - die Vergänglichkeit weltlichen Eigendünkels, weltlichen Ruhmes und weltlicher Glücksgüter und beweise ihnen nebenbei die ewige Dauer geistiger Schätze.
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So ergeht es dem einzelnen, so den Völkern, so den Herrschern, so den Priestern. Allen zeige Ich, daß über ihnen noch ein anderer steht, der sie zwar machen läßt, was sie wollen, der aber die Fäden der Verkettung der Umstände und Verhältnisse allein in der Hand hält und alles - selbst das Schlechteste, von Menschen ausgeführt - zum Besten der Gesamtmenschheit wie auch des einzelnen zu verwerten weiß.
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So geht der Entwicklungsprozeß zwar langsam vorwärts, nähert sich aber unaufhaltsam seinem Ziel. Ich erwecke alle Menschen, alle Völker, alle Könige und Priester. Alle sollen einsehen und begreifen, daß sie vorher geschlafen haben. Alle sollen aber auch erkennen, daß man nicht immer schlafen kann, und daß der Schlaf, nur dann gut und nützlich ist, wenn er dazu dient, die verbrauchten Kräfte wiederzuersetzen. Wo er aber dieses nicht bewirkt, ist er nutzlos, schädlich und verschlimmert nur. So ist der geistige Schlaf, in den viele eingelullt wurden oder sich selbst eingewiegt haben, nur als eine große Versäumnis auf der Bahn der geistigen Entwicklung zu betrachten. Daher ist das Erwecken nötig, umsomehr jetzt in dieser Zeit, in der die Lösung der ganzen geistigen Bestimmungsfrage des Menschengeschlechts vor der Tür steht und die meisten Menschen sich so in das weltliche, egoistische Treiben hineingelebt haben, daß durch leise Berührung mit einem Finger fast niemand mehr erweckt werden kann, sondern für die so tief in den Schlamm der Welt Versunkenen zumeist Gewaltmittel angewendet werden müssen, um sie herauszuziehen.
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Die Menschen sind jetzt so weit von ihrem eigentlichen Ziel abgekommen, daß keine menschliche Macht mehr imstande wäre, sie aus ihren Träumen zu erwecken und sie von ihrem Jagen nach Genuß abzubringen. Jetzt muß Ich Mich mehr als sonst ins Mittel legen, da auch die Herrscher wie ihre Völker, vom gleichen Wahn befangen sind. Eben deswegen ertönt überall und unter verschiedenen Formen der Weckruf sowohl an einzelne, als auch an ganze Völker.
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Bis jetzt sind sich weder die Menschen noch die Völker darüber klar, was sie wollen. Doch, nur Geduld! Laßt erst die Musikanten vertrieben sein, dann wird die ernstere Stimmung, die Besinnung schon nachkommen! Die Verhältnisse werden sich klären, und das Unnatürliche, Ungesetzliche und Überspannte wird dem Reellen, dem Unvergänglichen Platz machen müssen. Des Sträubens von seiten vieler wird übergenug sein, - doch, die Arznei muß genommen und der Kelch des Bitteren bis auf die Hefe geleert werden!
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Sind die Menschen einmal so weit vom rechten Weg abgekommen, so muß natürlich auch der Rückweg ein längerer sein, - aber umgekehrt muß werden! Sie müssen zur Einsicht kommen, daß es nur einen Gott und ein Geisterreich gibt, dem alles andere zum Fußschemel dienen muß, und daß das Materielle, mag es noch so verehrt werden, doch keinen bleibenden Gehalt hat und keinen bleibenden Genuß gewähren kann.
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Tausende von Verirrten eilen auf dem Irrweg ins frühe Grab. Sie gehen unreif aus dieser Welt und kommen noch unreifer drüben an. Was soll aus solchen werden? Hier konnten sie nicht bleiben, und dort behagt es ihnen auch nicht. Oh, ihr kennt nicht die Qualen solcher Seelen, die unentschlossen umherirren! Das verlorene Irdische ist ihnen nicht mehr zugänglich, und das Geistige ist für ihre Ansichten und ihr Wesen nicht passend.
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So geht es, wenn Menschen, ja ganze Völker ihr geistiges Glück mit Füßen treten, nur dem Weltlichen nachhängend und am Ende, nachdem sie das Weltliche verloren haben, nicht fähig sind, sich das Geistige anzueignen. Es ist ihre eigene Schuld. - Dies ist der Grund des Erweckens Meinerseits. Nicht umsonst sagte Ich: ,,Wenn dich ein Auge ärgert, so reiße es aus; denn es ist besser, daß du mit einem Auge in einer besseren Welt ankommst, als daß du dich mit zwei Augen der größten, geistigen Qual aussetzest!"
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Nehmt alle Ereignisse, wie und wann sie kommen mögen, als Gaben der Liebe an; denn Ich weiß am besten, wie, wann und womit Ich verwahrloste Menschen und verirrte Völker auf den rechten Weg bringen und sie so noch beizeiten vom gänzlichen Verfall retten kann!
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Man lehrte euch ein Fegefeuer, worin die Seelen von den schlechten Leidenschaften gereinigt werden sollen, ehe sie ins Paradies oder in den Himmel aufgenommen werden könnten. Ich sage euch: So, wie man euch das Fegefeuer beschrieb, ist es ein wahrer Unsinn; aber geistig existiert es wohl, nämlich im Menschen selbst. Dort muß alles Schlechte erst weggefegt werden, bis man sich in besseren Verhältnissen heimisch fühlen kann, und zu diesem Wegfegen trage Ich durch Schickung von allerlei Kämpfen und Leiden bei. Ich erwecke dadurch die schlummernden guten Eigenschaften in der menschlichen Seele, damit sie sich ermannen und aufraffen soll, das Böse mit Energie zu bekämpfen und alles wegzufegen, was ihr Schaden bringen könnte.
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Als Ich einst sagte: ,,Das Mägdlein ist nicht tot, es schläft nur!", wurde Ich von den andern verlacht. Ebenso werde Ich auch heute von den wenigsten verstanden, wenn Ich sie erwecken will, obgleich es zu ihrem Besten ist. Daher trachtet danach, Meine Winke und Mahnungen zu verstehen, damit ihr es merkt, wenn Ich euch zu eurem Besten auch nur mit dem Finger berühre! Denn ein liebender Vater, dem es um das Wohl seiner Kinder zu tun ist, kann nur bessern, nie strafen. Dessen seid stets eingedenk! Amen.