Gottes Neue Bibel

Predigten des Herrn

- 9. Predigt -

Am 3. Sonntage nach Epiphanias. Die Heilung eines Aussätzigen

Dieses Kapitel Meines Apostels Matthäus bespricht mehrere Heilungen und Wunder aus Meinen ersten Lehrjahren. Es sind dies Taten, welche notwendig waren, um den strenggläubigen Juden eine andere Idee von ihrer mosaischen Gesetzgebung und von ihrem Jehova-Zebaoth zu geben. Ich mußte vor ihnen Taten vollbringen, weil Worte allein nicht ausgereicht hätten.
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Hier ist angeführt, wie Ich durch bloße Berührung einen Aussätzigen heilte. Diese Art der Heilung ist jetzt nicht mehr möglich oder nicht in Meinem Willen gelegen; denn wenn ihr die Krankheit ,Aussatz` im geistigen Sinn nehmen wollt, so müßte Ich viele Menschen, und zwar nicht die besten, auf einmal zu Engeln machen, welches aber weder für Mich und Mein Geisterreich, noch für den plötzlich verwandelten Geist- und Seelenmenschen von Nutzen wäre.
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Was ist denn eigentlich der Aussatz für eine Krankheit? Woher kommt er, und wie kann er geheilt werden?
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Diese Fragen müssen wir zuerst beantworten, ehe uns das geistig Entsprechende klar vor Augen treten kann. Aussatz ist jene Krankheit, bei der man - sei es durch Ausschweifung, sei es durch unnatürliche Lebensweise im Essen und Trinken, sei es durch Unreinlichkeit - so viele fremde, giftige Stoffe in seinen Organismus hineingeschafft hat, daß das ganze menschliche Uhrwerk nicht weitergehen kann. Um nun die normale und natürliche Tätigkeit und Geschäftsleitung in allen Teilen des Körpers wiederherzustellen, wirft die menschliche Natur alle seit Jahren aufgenommenen fremden Stoffe oder Gifte auf ihr größtes und auch sehr wichtiges Organ, auf die Haut, durch welche die größte und ausgebreitetste Verbindung mit der Außenwelt besteht, erstens um auf diese Weise sich ihrer fremden, lästigen Bürde zu entledigen, zweitens um selbst durch dieses giftige Reizmittel eben die Haut anzuregen, mit mehr Tätigkeit den ganzen Organismus zu unterstützen, und ihm so wieder zu seiner früheren Gesundheit zu verhelfen.
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Geheilt wird diese Krankheit natürlich am besten auf demselben Wege, auf dem sie entstanden ist, d.h. der Aussatz kam von innen nach außen, und so muß auch die Heilung den nämlichen Weg gehen. Das verdorbene Blut, welches seine schlechten Bestandteile in der Haut abgesetzt hat, muß durch neues und gesundes ersetzt werden. Von außen gehört natürlich auch die Reinhaltung der Wunden dazu, damit das Zersetzte, dem Körper nicht mehr Taugliche, entfernt und dem allenfalls noch Nachkommenden Platz gemacht wird.
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So erfolgt dann die Heilung, wodurch bei Beachtung einer naturgemäßen Lebensweise der Körper sich erneuert, seinem Organismus volle Kraft und dem Menschen ein langes, gesundes Leben sichert.
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Hier habt ihr in kurzen Umrissen ein Bild vom Wesen des Aussatzes als körperliche Krankheit. Jetzt wollen wir dieselbe in ihrer geistigen Entsprechung betrachten, damit ihr auch dort die Krankheitserscheinung und die Heilmittel erkennen mögt. Nur der Wunderheiland, der diese Krankheit durch bloße Berührung oder durch ein Wort zu heilen vermag, der wird und muß hier wegbleiben; denn in geistiger Hinsicht muß jeder Aussätzige sich selbst heilen und so selbst sein Heiland werden.
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Sehet, ,aussätzig`, d.h. mit vielen giftigen Beulen behaftet, ist ein großer, ja der größte Teil der Menschen; aber eben, weil die Mehrzahl aussätzig ist, so nimmt man an dieser Krankheit keinen Anstoß. Denn die wenigen von ihr Gereinigten ziehen sich von den mit dieser Krankheit Behafteten nicht zurück, sondern pflegen sie mit der Liebe und Geduld des christlichen Glaubens, um die Kranken, wenn sie zu schwach sind, mittels Rat und Unterstützung zur Wiederherstellung ihrer verlorenen moralischen Gesundheit zu führen.
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Der Aussatz ist eine Krankheit, die niemand verbergen kann. Sie zeigt sich offen am menschlichen Körper. Das bedeutet in geistiger Hinsicht das Offen-zur-Schau-Tragen aller schlechten Eigenschaften, aller bösen Leidenschaften und Gewohnheiten, die das Resultat schlechter Ansichten und vernachlässigter Erziehung sind. Wenn, geistig genommen, eine Seele in ihrem Innersten so verdorben ist, daß sie beinahe ihren geistigen Wert eingebüßt hat, so treibt der Geist, Mein in sie gelegter göttlicher Funke, sie so weit, daß sie sich nicht mehr schämt, diese schmutzige Innenseite selbst nach außen öffentlich zu zeigen. Die Seele wird durch diesen Prozeß gleichsam gezwungen, ihr Gewissen dem Nebenstehenden zu enthüllen und durch ihre Lebensart und Denkweise, die die Folge der eingesogenen falschen Grundsätze ist, sich an der Welt zu stoßen, bittere Erfahrungen zu machen, um am Ende doch zu der Einsicht zu kommen, daß ein besseres, höheres, moralisches Bestreben und Wirken erst zum rechten Frieden führt.
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Um diese geistig Aussätzigen schneller zu heilen, lasse Ich Ereignisse in der Welt zu, durch welche der Ausscheidungsprozeß schneller vor sich geht und auch zur Heilung Kräftigeres, Geistigeres ins Innere, ins Seelenleben, eindringt.
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So wie die äußere Heilung von innen kommen muß, so muß auch die geistige Genesung von dort ausgehen. Dadurch, daß das Schlechte bis in die Öffentlichkeit gedrungen ist, durch das Zusammenleben mit andern zersetzt und von der Außenwelt aufgenommen wurde, wird im Innern das Leere durch moralisch-geistige Heilmittel wieder ergänzt und so der Mensch zu seinem Normalzustande, als Ebenbild seines Schöpfers, zurückgeführt und dem Geisterreiche wieder gewonnen.
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Wie der materielle Aussatz ansteckend ist für den, der mit solchen Kranken in Berührung kommt, ebenso ist auch der geistige Aussatz ansteckend, weil er durch seine schlechten Grundsätze auch andere zu schlechten Handlungen verleitet. Und so entstand, indem einer den andern ansteckte, diese unmoralische Welt, wie ihr sie jetzt seht. Das, was Ich in jener Zeit getan habe, daß Ich durch Berührung einen Aussätzigen heilte, weil sein geistiges Inneres nicht seiner Haut entsprach, ist jetzt im Geistigen nicht möglich. Der Mensch muß sich geistig selbst heilen. Mein Berühren besteht oft nur darin, daß Ich ihn in Verhältnisse führe, durch die er schneller und mit Gewalt von seinen anklebenden Unreinigkeiten befreit wird; aber ihn auf einmal geistig rein herzustellen, würde ein Eingriff in die freie Würde des Menschen sein.
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Wenn Ich aus Teufeln plötzlich Engel machen wollte und sie - ohne Kampf und Verleugnung zu ihrem Besten - umgewandelt würden, - wo bliebe dann ihr Verdienst?
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Diese Art Wunderheilung bleibt also in jetziger und künftiger Zeit aus; wohl aber wiederholt und ereignet sich oft, was dem Hauptmanne von Kapernaum begegnet ist, der mit starkem Glauben und fester Zuversicht der Macht Meines Wortes vertraute und durch seine Rede: ,,Herr, ich bin nicht wert, daß Du eingehst in mein Haus; sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund!" zeigte, wie der eigentliche Christenmensch beschaffen sein sollte, der trotz allem widrigen Anschein auf Mich und Meine Führung vertraut, Meinen Worten glaubt und dabei - Meine Größe öffentlich bekennend - seine eigene Unwürdigkeit nicht vergißt.
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Solche Seelen, die so mit Mir reden, die bittend zu Mir kommen, sich selbst erniedrigend, die berühre Ich mit Meinem Finger und heile sie mit Meinem Wort, d.h. Ich sende ihnen Trost und Frieden ins Herz, die auf keine andere Weise zu erlangen sind. Bei solchen Seelen gilt auch, was Ich in Kapernaum sagte, daß solcher demütig Glaubenden das Himmelreich ist, - aber nicht denen, die sich noch mit ihrem Aussatz brüsten. Diese müssen sich zuerst läutern und reinigen lassen, oder sie werden die Finsternis ihres Herzens durch traurige Erfahrungen, erkennen müssen, und daß es besser gewesen wäre, die schlechten Eigenschaften (den geistigen Aussatz) auszumerzen, welche sie öffentlich zur Schau trugen und sich sogar mit denselben brüsteten, da dieses nicht der Weg zum Geistigen, nicht der Weg zum ewigen Leben, nicht der Weg zu Mir ist.
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Solange sie nicht begreifen werden, daß Demut und Liebe, mit unbegrenztem Vertrauen verbunden, die Schlüssel sind, um bei Mir alles zu erreichen und sich selbst am schnellsten fortzuhelfen, solange werden Krankheiten und Mißhelligkeiten aller Art auf sie einwirken, bis der Aussatz verschwunden und durch Lebens-, Glaubens- und Liebeselemente ersetzt wird.
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Auch ihr habt noch so manche Aussatzbeulen an eurer Seelenhaut, welche oft im Außenleben deutlich zeigen, daß ihr noch lange nicht gereinigt seid, und noch lange nicht alle geistige Nahrung, die Ich seit Jahren zu euch sende, bis in euer Außenleben verwirklicht habt. Vieles ist es, das ihr wohl lest, manchmal auch glaubet, das aber an der Außenseite der Lebenshaut noch keine Spuren gezeigt hat, als wäre diese Gnaden- und Liebekost bis dorthin durchgedrungen. Nur wenige von euch erkennen ihre Unwürdigkeit wie der Hauptmann zu Kapernaum, auf daß auch sie ausrufen möchten: ,,Herr, ich bin so vieler Gnaden nicht würdig! Nur ein Wort des Trostes genügt, und auch dieses ist schon zuviel für mich armes, schwaches und wankelmütiges Kind!"
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Die meisten von euch glauben, wie die Juden jener Zeit, alles getan zu haben, wenn sie sich buchstäblich an die Satzungen und Lehren Meiner Worte klammern. Sie sind aber noch weit entfernt von der praktischen Ausübung der Worte ihres Vaters. Wie die Juden oberflächlich nur das hielten, was ihnen materiell das Wichtigste zu sein schien, so ist es auch bei euch! Mit der Begeisterung für Mein Wort, mit dem Bekehrenwollen anderer, da seid ihr gleich bereit! Ihr wollt gleich helfen, den Unrat vor anderer Leute Türen aufzuräumen; nur den eigenen laßt ihr gemütlich liegen und wartet wie dieser im Evangelium genannte Aussätzige, daß Ich vielleicht komme und mit Meiner Berührung euch gleich zu höchst moralischen Wesen stempeln solle.
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Hier liegt der große Fehler! Weil ihr eure Eiterbeulen nicht kennt, so sucht ihr sie auch nicht zu heilen.
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Hier in diesem Worte ermahne Ich euch: Untersucht eure Lebens- und Seelenhaut! Und wenn ihr solche Aussatzgeschwüre entdeckt, so möge euch das ein Zeichen sein, daß ihr noch manches Fremde, nicht eurem geistigen Wesen Angehörige, in eurem Innern bergt. Trachtet danach, solches auszumerzen und durch neue, kräftige Lebenssubstanzen zu ersetzen, damit ihr nicht Meine direkte Berührung, sondern nur Mein Wort nötig habt, auf daß eure Seele gesund werde! Amen.

Fußnoten