Gottes Neue Bibel

Der Saturn

Darstellung dieses Planeten samt Ring und Monden und seiner Lebewesen

- Kapitel 22 -

Die Haushenne, die Goldene Kugel und die Riesengans. Beschaffenheit und Nutzen dieser Hausvögel

Wie bei euch auf der Erde, so spielt auch auf diesem Planeten die Haushenne die vorzüglichste Rolle der Hausvögel. Nur sieht diese Henne im Saturn bei weitem anders aus als die bei euch. Es gibt ja aber schon auf eurer Erde in den verschiedenen Ländern und Weltgegenden auch verschiedene Arten und Gattungen dieses Geflügels. Solches ist auch im Saturn der Fall. Doch es gibt dort dennoch einen Vogel, der als die fast überall gleichartig vorkommende Henne bekannt ist.
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Wie seht denn diese Henne aus? - Sie ist wenigstens um hundert Mal größer als die auf eurer Erde. Dann ist eine jede Henne gleichfarbig. Die Flügel sind hochblau; der Rücken ganz weiß; der Schweif geht ins hochrote über; der Bauch der Henne ist gefärbt wie eine Muschel, welche euch unter dem Namen ,,Perlmutter" bekannt ist; die Füße sind lichtrot; der Hals, vom Kopf angefangen, ist lichtgrün bis in die Gegend der Füße, welche bei dieser Henne nahe an dem Kopfe sich befinden, so daß der bei weitem größere Teil des Leibes sich hinter den Füßen erstreckt.
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Wie sieht er denn bezüglich der Form aus? - Hier wird es wieder ein wenig schwer halten, euch ein richtges Bild zu geben, da auf der Erdoberfläche fast kein Vogel existiert, der dieser Henne im Saturn gliche. - Sonach müssen wir uns schon mehr ins Sonderheitliche einlassen. Kennt ihr dann solches, so wird es euch nicht zu schwer werden, den ganzen Vogel euch vorzustellen.
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Der Kopf ist sehr groß, im Verhältnis noch größer als der einer großen Nachteule bei euch zu ihrem sonstigen Leibe. Zu beiden Seiten des Kopfes stehen zwei weiße Ohren in der Gestalt, wie sie ein Elefant bei euch auf der Erde hat, aber nicht so herabhängend. Vor den Ohren sind zwei verhältnismäßig große und sehr scharfe Augen, welche durch einen dunkelgrünen Federkamm geschieden sind. Ein wenig unter den Augen sitzt ein starker, etwas stumpfer, grauer Schnabel, auf welchen zwischen den Nasenlöchern, wie bei euch bei den indianischen Hühnern, eine Art Rüssel herabhängt, welcher jedoch von diesem Vogel mehr in eigenwilliger Gewalt gehalten wird als der bei den indianischen Hühnern. Seine Farbe ist blutrot. Dieser also gestaltete Kopf ist mittelst eines ziemlich langen, aber verhältnismäßig dicken Halses mit dem übrigen Leibe verbunden.
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Der Leib der Henne aber hat an und für sich ohne die Flügel und Füße eine vollkommen eiförmige Gestalt. Die Flügel sind verhältnismäßig kurz und haben statt der festen Schwungfedern nur lange und mit weichen Flaumen versehene Stiele. Derjenige Teil der Flügel aber, welcher dem Kopfe zugewendet ist, oder wenn ihr es leichter versteht, der obere Flügelrand, ist durchweg mit solchen Federn besetzt, wie sie auf der Erde die Strauße haben.
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Vermöge dieser etwas stiefmütterlichen Behandlung der Flügel sind diese Vögel auch nicht geschickt zu einem Fluge. Da sie aber sehr lange und feste Beine haben, können sie am Boden so schnell laufen, daß sie allein mit natürlicher Laufkraft von den Saturnbewohnern nicht leichtlich eingeholt werden können. Wenn daher die Saturnbewohner sich eine solche Henne fangen wollen, tun sie dieses allzeit durch die Kraft ihres festen Willens, wovon zu seiner Zeit schon noch mehr erzählt werden wird. Der Schweif dieses Vogels ist ein Radschweif, aber nicht etwa auf die Art wie bei den indianischen Hühnern, sondern so wie bei den Pfauen; nur ist er im Verhältnis größer und viel dichter.
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Nun setzt euch den Vogel zusammen, wie euch dessen Einzelteile gezeigt worden sind, so könnt ihr euch einen ziemlich guten Begriff von seinem Aussehen machen. Nur müßt ihr den angegebenen Federfarben einen schönen metallischen Glanz hinzufügen, dann habt ihr das richtige Bild vor euch.
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Das Männchen unterscheidet sich nur durch die Größe von dem Weibchen und durch seinen oft lästig gellenden Gesang, während die Henne nur kurz abgebrochene Töne von sich stößt, welche eben auch nichts Angenehmes an sich haben - darum auch bei den Saturnbewohnern, wenn sie einen recht schlechten Gesang bezeichnen wollen, ein allgemeines Sprichwort lautet: ,,Höre auf mit Singen, denn deine Stimme ist schlechter als die einer Henne!"
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Welchen Nutzen gewährt aber den Saturnbewohnern dieses Tier? - Fast denselben, welchen euch eure Haushühner gewähren. Diese Hühner legen nämlich sehr viele und sehr große Eier, welche von den Saturnbewohnern sogleich, also roh, ausgetrunken werden, weil sie so auch am allerbesten schmecken; denn die Substanz dieser Eier schmeckt so süß wie bei euch eine recht gute Kuhmilch und ist auch viel schmackhafter als die Milch der großen Hauskühe im Saturn. Die Schale des Eies, da sie sehr fest ist, wird beim schmäleren Teil glatt abgenommen und sodann als besseres Trinkgefäß gebraucht, gewöhnlich für edle Säfte, von denen der Saturnbewohner nur, wie er zu sagen pflegt, tropfenweise Kost nimmt, obschon ein so ausgehöhltes Ei ganz gut fünf Eimer nach eurem Maße faßt.
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Für dieses Hausgeflügel bauen die Saturnbewohner gewöhnlich einen lebendigen Stall, das heißt sie pflanzen für sie den euch schon bekannten Wandbaum an und machen dadurch einen länglichrunden Garten, der nicht selten eine halbe Quadratmeile Raum faßt. In diesem ziemlich großen Stall werden dann allerlei Grasarten und andere Pflanzen angesät und mitunter auch einige euch schon bekannte Regenbäume gesetzt. Darin halten sich bei einem vermögenderen Saturnbewohner manchmal einige tausend solcher Vögel auf, welche dann auch einen bedeutenden Reichtum des sie besitzenden Saturnbewohners ausmachen. Da aber diese Vögel nur unter sich verträglich sind und keinen fremden Gast in ihrer Nähe dulden, so ist ein solcher Stall gewöhnlich allein für diese Vogelgattung errichtet. Dieser Stall wird aber stets ziemlich entfernt von der Hauptwohnung der Menschen erbaut. Warum, könnt ihr euch leicht vorstellen, so ihr euch an den eben nicht sehr angenehmen Gesang dieses Vogels erinnert.
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Es gibt neben diesem Vogel noch mehrere Gattungen anderer Hausvögel, welche weniger nützlich sind als dieser. Denn von diesem wird alles gar wohl und nützlich verwendet auch sein Fleisch wird gegessen, und aus seinen Federn werden, so wie bei euch, nicht selten weiche Lager bereitet. - Von den anderen Hausvögeln dagegen wird sehr wenig gebraucht; daher sie auch mehr der Unterhaltung und der Zierde wegen gehalten werden. Mancher wohlhabende Saturnbewohner hat nicht selten alle möglichen Gattungen solcher zahmer Vögel bei seiner Haushaltung. Mancher beschränkt sich aber nur allein auf die Haushühner. - Von den übrigen zahmen Vögeln wollen wir aber nur noch ein paar flüchtig betrachten.
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Einer, die sogenannte Goldene Kugel, wird von den Saturnbewohnern wegen des großen Glanzes seiner Federn als eine Hauptpracht ihres Geflügels gerne gehalten. Dieser Vogel sieht geradeso aus, als wenn ihr eine Kugel nehmen würdet, welche wenigstens zwölf Klafter im Durchmesser hat. Unter dieser Kugel aber denkt euch zwei starke Säulenfüße, mit strahlenartig ausgehenden Zehen versehen. Diese Darstellung beschreibt schon die ganze Form dieses Vogels (es versteht sich von selbst, wenn er seine Flügel geschlossen hat).
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Er hat beinahe gar keinen Kopf, sondern auf der vorderen Seite nur einen breiten, aber sehr kurzen Schnabel, welcher nach eurem Maß kaum eine halbe Elle lang, aber wohl bei vier Ellen breit und dunkelrot ist. Über dem Schnabel hat er zwei ovale Augen, wovon ein jedes über eine Klafter lang und dreiviertel Klafter breit ist. Die Farbe des Gefieders dieses Vogels ist ganz vollkommen goldgelb, die Füße aber gehen anfangs ins Grüne und verlieren sich endlich ins Rote. Das ganze Gefieder des Leibes wie auch der Flügel ist vollkommen gleich groß und ganz flach, ohne weichen Nebenflaum, und glänzt wie eine allerfeinst polierte Goldfläche. Am Tage sind diese Vögel für den Saturnbewohner oft kaum anzuschauen und nehmen sich da aus, als wenn ihr eine Menge vergoldeter Turmknöpfe auf eurer Erde herumwandeln sähet.
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Von diesem Vogel wird, wenn er stirbt, nichts benutzt als seine Haut, welche ihm die Saturnbewohner ganz geschickt abziehen können. - Diese Häute samt den Federn dienen bei feierlichen Gelegenheiten den Weibern als Schulterschmuck, welcher sich auf ihren vollen und runden Armen sehr gut und reich ausnimmt. Die Eier dieses Vogels werden aufbewahrt für die Nachbrut, bei welcher Gelegenheit aber gewöhnlich unter zwanzig Eiern kaum eines eine lebendige Frucht gibt.
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Das ist das Wesentliche von diesem beliebten Prachtvogel in der Haushaltung der Saturnbewohner. Dann aber haben sie noch einen Vogel, der ziemlich häufig angetroffen wird. Dieser kommt dem Leibe nach, was die Form betrifft, einer Riesengans gleich. Das ist aber eben seine Auszeichnung nicht, sondern diese besteht in seinem ungewöhnlich langen Halse, welcher vom Leib aus nicht selten eine Länge von dreißig oder vierzig Klaftern hat. - Die sonstige Leibfarbe ist bläulichgrau; die Füße aber sind, was auf diesem Planeten zu einer großen Seltenheit gehört, ganz kohlschwarz. Die Farbe des Halses ist zinnoberrot, aber dabei nicht matt, sondern sehr stark metallisch glänzend. Der Kopf ist ebenfalls dem Kopf einer Gans bei euch ähnlich, nur natürlich im Verhältnis zur übrigen Größe des Vogels, dessen Leib ungefähr die dreimalige Größe eines Elefanten hat. Der Schweif dieses Vogels gleicht durchaus keinem Vogelschweif, sondern vom Hinterteil seines Leibes hängt eine Art Pferdeschweif, dessen Haare nicht selten bei fünf Klafter lang sind. Was die Füße betrifft, so sind diese ebenfalls im Verhältnis mehr lang als kurz und sind, wie ihr zu sagen pfleget, baumstark.
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Das ist nun die ganze Eigenart dieses Vogels. - Warum wird er denn gehalten? - Wie schon früher erwähnt wurde, gewöhnlich nur aus Prachtliebe. Sonst hat dieser Vogel gar nichts, was der Saturnbewohner gebrauchen möchte. Hie und da werden wohl die Haare des Schweifes gesammelt und werden daraus Schnüre und Stricke geflochten, welche aber eben nicht gar zu fest sind. Das übrige Gefieder wird nicht benutzt.
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Dieser Vogel wird jedoch nur von den Bewohnern gehalten, welche an den Seen oder Flüssen wohnen; denn er ist ein Wasservogel und nährt sich zumeist vom Gewürme der Gewässer, darum er auch einen so langen Hals hat, mit welchem er sehr leicht bis zum Boden reicht, da seine ihm zusagende Nahrung sucht und sie auch alsbald verzehrt. Das Männchen zeichnet sich nur durch eine reichhaltigere Schweifmähne vor dem Weibchen aus.
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Dieser Vogel legt seine Eier ins Wasser und läßt sie dann eine Zeitlang umherschwimmen, bis ihm sein Instinkt sagt, daß sie vollkommen abgekühlt sind. Dann breitet er seine Flügel über ein oder mehrere gelegte Eier aus und rudert mit denselben einer ruhigen Wasserstelle zu, bei welcher Gelegenheit sie dann unter seiner Beobachtung bald und sicher von selbst ausgebrütet werden.
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Wenn dieser Vogel seine Eier bewacht, dann ist es nicht ratsam, sich einer solchen Stelle zu nähern; denn da schwingt er alsbald seinen langen Hals pfeilschnell gegen einen solchen Frevler und versetzt ihm mit seinem festen Schnabel einen so derben Hieb, daß sich jeder für allezeit den Appetit vergehen läßt, diesen Wasservogel noch einmal bei seinem allerwichtigsten Geschäft zu stören.
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Das ist nun das Wichtigste und Denkwürdigste aus dem Geschlecht der gefiederten Bewohner dieses Planeten! - Daß aber alle diese jetzt vorgeführten Gattungen und noch tausend andere in den verschiedenen Ländern und Saturnweltteilen auch in der mannigfaltigsten Abartung vorhanden sind, könnt ihr euch sehr leicht vorstellen. - Und so wollen wir uns zu den Landtieren wilder und zahmer Art wenden.

Fußnoten